MOBIL-MESSE/ROUNDUP
Deutsche Telekom macht Fortschritte beim Europa-Netzausbau
BARCELONA (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom sieht erste Fortschritte bei ihrer europäischen Netzstrategie. Als erste von zehn Ländern seien Kroatien, Ungarn und die Slowakei in dem übergreifenden Europanetz der Telekom verbunden worden, gab der Dax-Konzern am Montag auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona bekannt. Statt mit jeweils zehn unterschiedlichen Techniken in zehn Ländern für zehn Produkte nutze die Telekom künftig zentrale Produktionstechniken für alle, sagte Europa- und Technikchefin Claudia Nemat.
Hintergrund ist der Zusammenschluss der europäischen Netze des größten europäischen Telekommunikationskonzerns auf Basis der sogenannten IP-Technik. Damit will der Konzern ab 2020 wie bereits bekannt rund 1,2 Milliarden Euro an Kosten sparen. Mit der internetbasierten IP-Technik sollen etwa Umzüge und Vertragsänderungen auf Knopfdruck möglich sein. In Deutschland hatte das Vorgehen vor allem bei Privatkunden für Kritik gesorgt, weil teilweise Geräte ausgetauscht und bestimmte Verträge gekündigt und erneuert werden müssen.
Die Kostenersparnis sei aber nicht der vorrangige Grund für die Umrüstung der Netze, sagte Nemat. Vielmehr wolle die Telekom mit der IP-Technik als Plattform die Einführung neuer Produkte radikal beschleunigen. In der alten Netzwerkstruktur mit mehreren verschiedenen Techniken je Land dauere das im Schnitt ein bis zwei Jahre. Auf Basis einer einheitlichen Technik soll das künftig aus technischer Sicht binnen Wochen möglich sein. Insgesamt verspricht sich der Telekomkonzern auch von Zusammenarbeit mit den Anbietern digitaler Dienstleistungen wie Video- und Musikstreaming mehr Umsatz.
Europa ist der zentrale Bestandteil in der Strategie von Konzernchef Tim Höttges. Dabei kam das Wachstum der Telekom im vergangenen Jahr allein aus dem stark anziehenden US-Geschäft der Mobilfunktochter T-Mobile US . Auf mittlere Sicht sieht Höttges die Zukunft seines Unternehmens aber im Zusammenwachsen von Mobilfunk und Festnetz in Europa. Lediglich in Österreich und den Niederlanden wollen es die Bonner derzeit beim reinen Mobilfunk belassen.
Mit dem Drang, alle Netzarten zusammen anzubieten, ist Höttges nicht alleine. Mobilfunker legen sich wie Vodafone in Deutschland Kabelnetze zu. Die Telekom selbst verkaufte jüngst ihren 50-Prozent-Anteil am britischen Mobilfunker Everything Everywhere (EE) im Gegenzug für 12 Prozent am Festnetzprimus BT Group , in dem EE aufgeht. Laut Höttges ist beim Kauffieber in Europa noch kein Ende absehbar: "Auf lange Sicht erwarte ich eine weitere Konsolidierung."
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Beim Netzausbau in Europa setzt sich die Telekom zum Ziel, bis zum Jahr 2018 die Hälfte aller Haushalte am Telekom-Netz mit Anschlussgeschwindigkeiten von 100 Megabit (MBit) pro Sekunde zu versorgen. Für rund 12 Prozent solle das Tempo in den kommenden Jahren auf bis zu 500 MBit pro Sekunde gesteigert werden. In den europaweiten Netzausbau will die Telekom bis 2018 mehr als sechs Milliarden Euro investieren./men/so/stb/stw