Strafzinsen auf Sparkonten
"Negativzinsen werden steigen" - Können Sparkassen Strafzinsen noch abwenden?
Ein Thema, das die Community bei wallstreet:online bewegt: Negativzinsen. Genauer gesagt Negativzinsen bei den Sparkassen. Ausgerechnet eine Analyse von JP Morgan lässt nun Schlimmstes befürchten. Ist der Tabubruch für die Sparkassen überhaupt noch aufzuhalten?
Noch stemmen sich die Sparkassen-Verbände gegen die Einführung von Minuszinsen. Doch der Druck steigt, denn die Banken leider mehr und mehr unter den Niedrigzinsen. „Niedrigzinsen zerstören finanzielle Geschäftsmodelle“, polterte jüngst Star-Anleiheninvestor Bill Gross und spricht damit das aus, was vielen Bankern auf dem Herzen liegt: Die Einlagen ihrer Kunden werden für sie zum Bankrottgeschäft!
Je mehr Geld die Bankkunden auf ihren Konten parken, desto größer die Belastung für die Banken. Kein Wunder also, dass vor allem die Sparkassen unter der anhalten Niedrigzinsphase leiden, immerhin horten die Kunden bei ihnen so viel Geld wie bei keinem anderen Geldinstitut.
Negativzinsen kein Tabu mehr
Was also tun? Andere Banken wie Commerzbank oder die DZ Bank folgen längst dem Tabubruch der Europäischen Zentralbank (EZB), indem sie die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben (Siehe hier, hier und hier). Die Sparkassen wehren sich bislang gegen einen solchen Schritt, zu groß wäre der Imageverlust. Stattdessen setzen sie zunächst darauf, an anderen Stellenschrauben zu drehen - beispielsweise, indem sie eine Sparprämie für Sparer fordern (Lesen Sie hierzu: Sparkassen-Chef: "Sparer sind die Dummen" - Staat soll Staatsprämie zahlen!)
Aber wie wallstreet:online berichtete, scheinen Negativzinsen mittlerweile doch nicht mehr so tabu zu sein. Informationen des „Handelsblatts“ zufolge sollen die Sorgen bei den Sparkassen inzwischen so groß sein, dass negative Einlagenzinsen für private Kunden intern bereits diskutiert werden.
Wie lange halten die Sparkassen noch durch?
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Ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Sparkassen Negativzinsen einführen? Geht es nach den Aussagen des Präsidenten des ostdeutschen Sparkassenverbundes OSV, Michael Emrich, richtig, so scheint alles davon abzuhängen, wie lange die Niedrigzinsphase noch anhalten wird. Emrich hatte beschwichtigt, man stehe das noch eine Weile durch und müsse nicht chaotisch und kurzfristig reagieren.
JP Morgan: Negativzinsen von bis zu drei Prozent
Doch wie lange dauert „eine Weile“? Eine Analyse der US-Großbank JP Morgan lässt jedenfalls Schlimmstes befürchten. Gegenüber dem „Handelsblatt“ sagte Robert Michele, Anleihechef bei JP Morgan Asset Management: „Mein Szenario für die Euro-Zone in den kommenden Jahren: Die EZB senkt den Einlagenzins für die Banken bei einer Inflationsrate von vielleicht minus ein Prozent auf minus drei Prozent.“
Negativzinsen in Höhe von bis zu drei Prozent – und das auf Jahre? Die Frage scheint berechtigt, ob die Sparkassen solch hohe Minuszinsen kompensieren können. Glaubt man JP Morgan, so dürften der Tabubruch Negativzinsen für die Sparkassen immer näher rücken.