Das Geld der anderen
Bescheiden? Nein! Varoufakis will Deutschland zur Kasse bitten
„Bescheiden“ nennt der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis seinen Vorschlag, mit dem er die Eurokrise lösen will. Sein nun auf Deutsch erschienenes Büchlein lässt jedoch ganz andere Schlüsse zu: dass er Deutschland zur Kasse bitten will. („Bescheidener Vorschlag zur Lösung der Eurokrise“)
Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis ist Ökonom. Damit ist er theoretisch bestens in der Lage, Lösungsvorschläge für die Eurokrise zu erarbeiten. Und er tut dies auch. Gemeinsam mit zwei Kollegen legte er schon vor Jahren „einen bescheidenen Vorschlag zur Lösung der Eurokrise“ vor, der nun auch auf Deutsch erscheint.
Darin verspricht er eine schmerzfreie Lösung der Eurokrise ohne zusätzliche Belastungen für Deutschland und andere Geldgebernationen. Gleichzeitig soll die Krise im Süden überwunden werden. Die europäischen Verträge oder Institutionen will er dabei nicht verändern. Träfe all dies zu, so wäre Varoufakis gleich Kandidat für zwei Nobelpreise: den für Wirtschaft und viel wichtiger noch, den für Frieden.
Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Das zeigt jeweils mein Fazit zu den von ihm identifizierten Krisen.
1. Die Bankenkrise
Diagnose: Europa leidet unter einer Bankenkrise – als Folge der amerikanischen Immobilienkrise und der unzureichenden Möglichkeit, internationale Banken ausreichend zu überwachen.
Zur Lösung der Bankenkrise schlägt Varoufakis vor, insolvente Banken in Zukunft auf europäischer Ebene durch den ESM sanieren zu lassen. Hier folgt er der auch von anderen Ökonomen aufgebrachten Idee, die enge Bindung von Staaten und Banken zu durchbrechen. Heute ist es so, dass eine Bankenkrise auch zu einer Staatskrise werden kann.
Was Varoufakis jedoch nicht erwähnt, sind die Dimensionen, um die es hierbei geht. Die Bankenkrise in Europa ist in Wahrheit eine Überschuldungskrise des privaten Sektors. Nach Einführung des Euros kam es zu einem Verschuldungsboom, weil die Zinsen für die meisten Länder deutlich zu tief waren. Zumeist waren es private Haushalte und Unternehmen, die sich deutlich verschuldeten. So stieg die Verschuldung zwischen dem Jahr 2000 und 2008 in Irland um 221 Prozent, in Griechenland um 149, in Spanien um 146 und in Portugal um 89 Prozent. Im selben Zeitraum haben die Banken mit immer geringeren Eigenkapitalquoten gearbeitet. Als die Blase platzte, war die Bankenkrise also keineswegs die Folge der amerikanischen Immobilienkrise, sondern hausgemacht.