Aktionäre vs. Management
Deutsche-Bank-Aktionäre kritisieren Pläne für Verkauf der Postbank
Mehrere große europäische Aktionäre der Deutschen Bank haben sich kritisch über einen Abschied des Instituts aus dem Privatkundengeschäft geäußert. „Ich bin kein Fan eines Verkaufs der Postbank“, sagt ein Investor in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Sicher müsse man von deren 1100 Filialen „viele, viele“ schließen, man könne „30 Prozent ohne Risiko wegkürzen“. Ein anderer monierte, eine Trennung hieße, „ein starkes Geschäft mit vielen Kunden zu verkaufen“.
Schon seit längerem wird über einen Verkauf der Postbank oder sogar einen Börsengang des gesamten Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank spekuliert. Entsprechende Modelle hatten Vorstand und
Aufsichtsrat in einer Sitzung vergangene Woche diskutiert, in deren Vorfeld sich die Investoren äußerten.
Investmentbanking - kein aktionärsfreundliches Geschäftsmodell
Sehr kritisch zeigten sie sich gegenüber dem Kapitalmarktgeschäft, das sehr lukrativ, aber auch sehr riskant sein kann. „Investmentbanking ist kein aktionärsfreundliches Geschäftsmodell“, zitiert
die „Zeit“ ein Anteilseigner. Damit steht er konträr zu Plänen, die einen Fokus auf das Investmentbanking als Hauptgeschäft der Deutschen Bank vorsehen.
Ein anderer Großaktionär wollte sich nicht zu einzelnen Beteiligungen äußern, machte aber seine grundsätzliche Haltung klar: „Ich kämpfe mit der Vorstellung reiner Investmentbanken in Europa“, sagt
Thomas Lapeyre von Amundi, einem französischen Vermögensverwalter, der laut Thomson Reuters zu den zehn größten Eigentümern der Deutschen Bank zählt. „Ich halte eine Universalbank mit verschiedenen
Aktivitäten für eine bessere Idee“, so Lapeyre weiter. Speziell im Fall einer Trennung vom kompletten Privatkundengeschäft gibt die Deutsche Bank genau diese Idee auf.
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Schluss mit Hollywoodschaukel
Angesichts der Probleme der Bank erwarten die Kapitalgeber von der Führung um Anshu Jain und Jürgen Fitschen sehr konkrete Pläne. „Wir erwarten einen Plan über zwei bis drei Jahre, den die Bank
Quartal für Quartal abarbeitet. Das Management kann sich nicht in die Hollywoodschaukel legen“, zitiert die „Zeit“ einen weiteren Aktionär. Vor allem mit Blick auf Anshu Jain ist die Geduld bei
einigen Anteilseignern geschwunden. „Er hat noch eine Kugel im Lauf“, sagt ein namhafter Aktionär, „er muss gut zielen.“ Mit einer Entscheidung über die neue Strategie wird bis zur Hauptversammlung
am 21. Mai gerechnet.