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    Schweizer Franken  12664  5 Kommentare wallstreet:online-Community-Mitglieder stehen nach Franken-Chaos vor dem Ruin! Sind Forex-Broker schuld?

    Dramatischer hätte das Jahr am Devisenmarkt kaum beginnen können. Am 15. Januar hob die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro auf. Auf dem Devisenmarkt kam es daraufhin zu schweren Verwerfungen, Finanzexperten waren fassungslos:  „So etwas wie heute passiert nur einmal in 20 Jahren“. Von einem „schwarzen Donnerstag für Forex-Broker und Besitzer von CHF-Immobilienkrediten“ war die Rede.

    Und dann brach eine Welt zusammen“, titelte wallstreet:online und tatsächlich: Seit der Franken-Freigabe ist auf dem Devisenmarkt nichts mehr, wie es vorher war. Auch in der Community bei wallstreet:online schlägt das Thema noch immer hohe Wellen. Der Grund: Nicht nur die großen Akteure mussten schwere Verluste erleiden. Nein, die wahre Tragweite der SNB-Turbulenzen zeigt sich erst in den persönlichen Tragödien der Privatanleger. In der Hoffnung auf das ganz große Geld hatten viele von ihnen in gehebelte Produkte wie CFDs oder Optionsscheine investiert und damit auf kleinste Veränderungen des Wechselkurses gewettet. Das Risiko dieser Anlageformen durfte ihnen vermutlich bekannt gewesen sein. Doch ein vorab definiertes Limit, bei dem der Broker das Geschäft auflösen soll, suggerierte ihnen zumindest den Hauch einer Sicherheit. „Ein Kardinalfehler vieler Zocker“, schreibt das wallstreet:online-Mitglied Pfandbrief, denn: eine echte Sicherheit gibt es nicht. Das müssen viele Privatanleger nun am eigenen Leib erfahren. Viele von ihnen stehen vor dem Ruin.

    Privatinsolvenz trotz Stopps

    Einer von ihnen ist foes0001. Er hatte 3.000 Euro auf einen steigenden Euro-Kurs zum Schweizer Franken gesetzt. Ein Stopp bei 1,1998 sollte ihn vor allzu großem Schaden bewahren, falls er mit seiner Wette danebenliegt. Doch mit der Entscheidung der SNB trat genau dieser Fall ein. Mehr noch: Die Verwerfungen am Devisenmarkt waren so groß, dass der Kurs innerhalb von Sekunden einbrach. Zu schnell für den Stopp, der foes0001 eigentlich vor Verlusten schützen sollte. Sein Broker konnte den Verkauf am Markt nicht platzieren. Erst 45 Minuten später gelang es schließlich doch. Aber da lag der Kurs schon weit unter dem eigentlichen Limit. Statt bei 1,1998 wurde bei einem Kurs von 0,92 Franken verkauft. Für das wallstreet:online Community-Mitglied rächt sich nun das enorme Risiko des CFDs, in den er investiert hat. Bei einem Hebel von 1:400 winkten ihm bei minimalem Einsatz maximale Gewinne, es drohten aber eben auch maximale Verluste. Verluste, die ihm jetzt „nur die Möglichkeit der Privatinsolvenz“ lassen, schreibt foes0001. Doch warum hat ihn sein Stopp nicht davor bewahrt?

    „Stopps sind eine Illusion“

    Weil solche Stopps eine „Illussion“ seien, schreibt wallstreet:online-User Pfandbrief. „Sie funktionieren solange wie nichts ernsthaftes passiert, aber wenn etwas hinreichend ernsthaftes passiert, sodass einer Flut von Stopp-Liquidationen keine Gegenseite gegenübersteht, können sie nicht funktionieren.“ Im Fall von foes0001 sei der Stopp bei einer Marke platziert worden, wo von Normalität keine Rede mehr sein konnte. Pfandbrief hält es daher für den „Kardinalfehler vieler Zocker“, solch „ultratiefe Liquidität“ für gesichert zu halten. „Hier wurde die Philosophie auf die Spitze getrieben.“

    Die zentrale Frage, sowohl für foes0001, als auch für viele weitere Betroffene lautet: Hätte der Broker früher und damit zu weitaus besseren Konditionen den Stopp vollziehen können? Das nachzuweisen dürfte schwer sein. Denn Fakt ist: Am Devisenmarkt herrschte nach der SNB-Entscheidung blankes Chaos. Broker, die die Verkäufe ihrer Kunden zu spät tätigen konnten, wehren sich gegen die Vorwürfe und verweisen darauf, dass viele Banken kurzzeitig den Handel eingestellt hätten und daher nicht ausreichend Liquidität vorhanden gewesen sei.

    Laut „WirtschaftsWoche“ belegten die Handelsdaten von jenem folgenschweren 15. Januar deutlich, wie chaotisch es tatsächlich zuging. Während eine Bank einen Kurs von 1,1220 anzeigte, lag er bei einer anderen schon bei 0,6373, nur um sich in der nächsten Sekunde wieder schlagartig zu verändern. Hatte der Anleger, dessen Broker rechtzeitig einen Käufer für den Deal gefunden hat, also schlichtweg Glück? Man weiß es nicht.

    Ganz sicher sollte man allerdings wissen, dass wenigstens diejenigen von all dem Chaos profitierten, die anders als viele andere auf die richtige Richtung gewettet hatten, nämlich auf eine Aufwertung des Franken. Einer von ihnen war das wallstreet:online Community-Mitglied flyingandreas.

    Richtig gewettet und trotzdem verloren

    Mit zwei Short-Positionen hatte er auf einen fallenden Kurs gewettet. Die erste wurde am 12.1.2015, also drei Tage vor der Franken-Freigabe, bei 1,20087 verkauft. Die zweite hatte er am 15.01.2015 mit einem Stop Entry Put zu 1,195 gesetzt, die dann bei 1,1898 bedient wurde. Kurze Zeit später entschied sich flyingandreas dazu, manuell aus beiden Trades rauszugehen. Zu diesem Zeitpunkt lag der Kurs bei 1,04076 Franken und er freute sich über einen Gewinn von 868 Euro. Doch dann der Schock: Statt Gewinn zeigte sein Konto plötzlich ein Minus! Was war passiert?

    Sein Broker teilte ihm laut eigener Auskunft mit, dass es zu „erheblichen Verwerfungen“ und dadurch zu „geringer bzw. nicht vorhandener Liquidität“ gekommen sei. Die Liquiditätsanbieter hätten während dieser Zeit keine Preise geliefert, sodass die Aufträge letztlich zu fehlerhaften Preisen ausgeführt worden seien. Mittels eines Barausgleichs seien die Trades deshalb neu berechnet worden, dieses Mal mit den korrekten Preisen. Für flyingandreas bedeutet das: Statt 868 Euro plus soll er nach der Anpassung plötzlich einen Verlust von 904,04 Euro gemacht haben.

    Wie hoch der Kurs war, der dem Barausgleich zugrunde lag, erfuhr das wallstreet:online-Mitglied aber zunächst nicht. Eine Beschwerde seinerseits führte dann knapp einen Monat später zu dem Ergebnis, dass man seinen „Trade auf Null“ stellte, verbunden mit dem Hinweis, er könne sich an die Finanzmarktaufsicht in Österreich melden, sofern er damit nicht einverstanden sei.

    Ist das Verhalten der Broker rechtmäßig?

    Ein Bericht der „WirtschaftsWoche“ legt nahe, dass das nachträgliche Korrigieren der Preise kein Einzelfall zu sein scheint. Weil die Spanne zwischen An- und Verkaufskursen infolge der Turbulenzen an diesem Tag so ungewöhnlich weit war, konnten auch Kunden, die eigentlich richtig gewettet hatten, massiv Geld verlieren, weil ihre automatischen Verkaufslimits ausgelöst wurden, heißt es darin.

    Klar ist, für die Broker steht viel auf dem Spiel. Können die Anleger ihre Verluste nicht begleichen, bleiben sie auf den Schulden sitzen. Insofern scheint es „verständlich“, dass Broker alles daransetzen, das Geld von Anlegern wie foes0001 wiederzubekommen. Immerhin seien die Kunden ausreichend über das Risiko aufgeklärt worden, argumentieren sie. Umgekehrt bedeutet eine solche Argumentation dann aber auch, dass die Broker ebenfalls für ihr Risiko gerade stehen müssen, sprich diejenigen, die richtig lagen und auf eine Aufwertung des Franken gesetzt haben, zu entlohnen. Indem aber Anleger durch eine nachträgliche Preiskorrektur der Gewinn quasi wieder weggenommen wird, bei anderen Anlegern aber umso vehementer auf eine Zahlung der Verluste gepocht wird, eröffnet viele Fragen. So manch ein Anwalt hat sich bereits in Stellung gebracht, um solche Nachschussforderungen oder nachträgliche Preiskorrekturen zu prüfen.





    wallstreetONLINE Redaktion
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    Schweizer Franken wallstreet:online-Community-Mitglieder stehen nach Franken-Chaos vor dem Ruin! Sind Forex-Broker schuld? Viele Privatanleger stehen nach der überraschenden Freigabe des Schweizer Franken vor dem Ruin. Auch Mitglieder der wallstreet:online-Community sind betroffen. Die Schuld sehen viele bei den Forex-Brokern. Doch kann man ihnen ein Fehlverhalten nachweisen?