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     1467  0 Kommentare Minister will Hippokratischen Eid für Finanzbranche

    Verbraucherschutzminister Heiko Maas kritisiert die Provisionsberatung. Selbstkritik übt er beim Thema Beratungsprotokolle und stellt Veränderungen in Aussicht.

    Die Große Koalition hatte sich auf die Fahne geschrieben, die Honorarberatung zu stärken, ohne das provisionsbasierte Modell zu verbieten. Heiko Maas, seines Zeichens Bundesminister für Verbraucherschutz, übt dennoch deutliche Kritik an der Provisionsberatung. Und das nicht irgendwo, sondern auf dem Jahresempfang der deutschen Banken – also in der Höhle des Provisionslöwen. „Vielleicht brauchen wir so etwas wie einen Hippokratischen Eid für das Finanzwesen“, zitiert das „Handelsblatt“ den Minister. Dieser bemängelt, dass einige Akteure im Finanzbereich zugleich als Arzt und Apotheker auftreten. „Da kann es vorkommen, dass dem Patienten nicht das Medikament verschrieben wird, das für seine finanzielle Gesundheit am besten ist, sondern dem Apotheker den meisten Gewinn verspricht.“ Deutliche Worte: Provisionsberater verkaufen demnach vermehrt die Produkte, die für sie selbst am lukrativsten sind. Der Minister gibt sich offen als Anhänger der Honorarberatung zu erkennen.

    Mit dem „Hippokratischen Eid“ will Maas eine Grenze ziehen: „Ärzte, die sich bei Verordnungen von unlauteren Finanzzuwendungen beeinflussen lassen, müssen künftig den Straftatbestand ‚Korruption im Gesundheitswesen‘ fürchten“, versucht der Minister im Bild der Medizin zu bleiben. Heißt im Klartext: Berater, die Finanzprodukte vorwiegend aufgrund der für sie abfallenden Provisionen vermitteln, machen sich der Korruption strafbar. Dafür kann es nach aktuellem Strafrecht bis zu drei Jahre Gefängnis geben.

    Die Idee eines „Hippokratischen Eides“ ist nicht neu. Bereits vor zehn Jahren kam sie in den USA auf und sollte das Investmentbanking besser kontrollieren. Dieser Ethik-Eid enthält grundlegende Prinzipien für alle Akteure an der Wall Street: „Wem du Rechenschaft schuldest, was deine Prioritäten sind im Zusammenspiel zwischen dir selbst, deinen Klienten und den Regulatoren“, erläuterte Investmentbanker Felix Rohatyn, mitverantwortlich für die Entwicklung des Eides, damals. „Jedes Unternehmen muss seine Angestellten auf diesen Kodex einschwören – von ganz oben bis nach ganz unten.“ Michael Davis vom Center for Study of Ethics am Illinois Institute of Technology warnte jedoch: „Ein Ehrenkodex ist immer auch ein PR-Trick.” Bleibt also abzuwarten, ob der Wunsch des Verbraucherschutzministers umgesetzt wird.

    Selbstkritik übte Maas in Bezug auf die Beratungsprotokolle: „Wenn der Aufwand für diese Dokumentation dazu beiträgt, dass Banken die interessanten Produkte gar nicht mehr anbieten, dann geben wir den Menschen Steine statt Brot.“ Er wolle gemeinsam mit den Betroffenen ausloten, welche Veränderungen sinnvoll sein könnten.

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    (PD)





    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
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