Lufthansa – eine Lageanalyse
Europäische Fluggesellschaften wie die Lufthansa spüren verstärkten Wettbewerbsdruck durch die Billigflieger und die Konkurrenten vom Persischen Golf. Die hiesigen Platzhirsche steuern jedoch energisch dagegen. Die Papiere könnten daher allmählich nach oben ziehen, zumal sich die Einstellung vieler Investoren als zu skeptisch herausstellen dürfte.
Carsten Spohr blieb zuletzt hart, solange es bei der Lufthansa um Tarifstreit und Umgestaltung ging: Wegen des schwierigen Branchenumfelds will der Chef der Deutschen Lufthansa trotz des erbitterten Widerstands der Piloten die Kosten weiter senken. Das ist unbedingt notwendig, will die Kranich-Airline in diesem Jahr doch trotz des erwarteten deutlichen Rückgangs bei den Ticketpreisen den bereinigten operativen Gewinn von 1,2 Mrd. Euro auf mehr als 1,5 Mrd. Euro steigern.
Dazu beitragen soll die hauseigene Billigfluglinie Eurowings, die im Spätherbst auf Strecken innerhalb Europas und auf Langstreckenverbindungen an den Start geht. Die Kosten sollen um bis zu 40 Prozent unter denen der angestammten Kranichairline liegen. Nachdem das Restrukturierungsprogramm „Score“ seit 2012 das Ergebnis um 2,5 Mrd. Euro gestützt hat, soll „Score“ 2015 noch einmal eine Mrd. Euro einbringen.
Für Entlastung sollen vor allem die Treibstoffkosten sorgen. Sie beliefen sich im vergangenen Jahr mit 6,8 Mrd. Euro auf 22,5 Prozent der Umsätze der Lufthansa, womit die Spritkosten der zweitgrößte Kostenfaktor waren. 2015 sollen sie auf sechs Mrd. Euro sinken. Die Prognose des Konzerns beruht dabei auf einem Brent-Preis von 66 Dollar je Barrel und einem Wechselkurs von 1,14 Dollar je Euro. Sollte der Ölpreis um zehn Prozent sinken, würde die Treibstoffrechnung auf 5,7 Mrd. Euro zurückgehen.
Allerdings leiden die Airlines aus dem Euro-Raum unter dem Verfall des Euro. Dadurch schlägt der Verfall des Ölpreises nicht voll durch. Nichts desto trotz könnte ein weiterer Rückgang des Ölpreises für eine deutliche Entlastung bei den Airlines sorgen.
Restrukturierung geht weiter
Neben der Lufthansa will auch Air France-KLM, der Branchenprimus in Europa, weiter auf die Kostenbremse treten. Der Konzern, der vor allem unter den hohen Kosten bei seiner französischen Tochter leidet, hat zwar keine 2015er-Gewinnprognose abgegeben. Allerdings sollen die Stückkosten gedrückt werden, was für Einsparungen von 250 bis 350 Mio. Euro sorgen soll.