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     1813  0 Kommentare Griechenland hat im Schuldenpoker gute Karten

    Eigentlich hätten die Euro-Finanzminister am 24. April die griechische Reformliste bewerten und über die nächste Auszahlung an die Hellenen entscheiden müssen. Doch die Verhandlungen mit den Geldgebern ziehen sich und das Geduldsspiel geht weiter. Ministerpräsident Tsipras sprach jetzt in einem langen Interview über den Stand der Verhandlungen und gab sich siegessicher. Er weiß, dass er trotz drohender Staatspleite gute Karten hat, denn die EU dürfte Griechenland aufgrund geostrategischer Überlegungen im Euro halten und vor einer Staatspleite bewahren wollen.

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    Zusammen mit der Türkei bildet Griechenland die Südostflanke der Nato und den Zugang zum Mittelmeer. Der Ukrainekonflikt und die Unruheregion im Nahen Osten haben diese strategische Position nochmals bestärkt. Auch in der Flüchtlingspolitik ist man auf Athen angewiesen.

    Interessen bedroht

    Börse_Bild_GriechenlandGerade vor dem Hintergrund, dass die Türkei unter Erdogan immer weiter vom Westen abrückt und Griechenland einen Annäherungsversuch in Richtung Russland gestartet hat, sind sicherheitspolitische Interessen gefährdet. Insbesondere die angestrebte Erdgaspipeline zwischen der Türkei und Griechenland, die den Balkanraum mit russischem Erdgas versorgen soll, dürfte für Verärgerung sorgen. Im Dezember letzten Jahres hat die EU noch den Bau einer Pipeline von Russland nach Bulgarien erfolgreich torpediert. Nach den Erfahrungen im Ukrainekonflikt will man den russischen Einfluss in Südosteuropa begrenzen. Griechenland hingegen hofft einerseits auf drei bis fünf Milliarden Euro Vorauszahlungen aus Moskau.

    Andererseits spielt man bewusst die geostrategische Karte, um ein Druckmittel im Schuldenstreit zu haben. Das griechische Kalkül: Der Westen wird aufgrund der finanziellen und sicherheitspolitischen Risiken einknicken und Geld bereitstellen. Bei einer Staatspleite könnte sich Griechenland enttäuscht Russland oder sogar verstärkt China zuwenden. Ein Schreckensszenario für Brüssel. Griechenland hat weniger zu verlieren. Das Land hat seit Ausbruch der Krise rund 20 Prozent an Wirtschaftsleistung verloren, eine Massenarbeitslosigkeit von 26 Prozent zu beklagen und horrende soziale Probleme. Griechenland hat nicht mehr viel zu verlieren. Und was machen die Europäer? Man fordert die Griechen geduldig auf, ihre Zusagen einzuhalten, doch die besseren Karten halten derzeit die Hellenen.

    Griechen-Index ist ein Turnaround-Kandidat

    ASE2804

    ASE, 1 Jahr

    Mit diesen Trümpfen in der Hinterhand muss sich Athen nur fragen, wie weit Griechenland den Einsatz noch erhöhen kann, bis der Geduldsfaden der Partner reißt. Die Überlegung auf griechischer Seite ist, dass die Europäer und die Nato mehr zu verlieren haben. Der Finanzmarkt beurteilt den Poker indes kritischer. Das Ratingunternehmen S&P hat kürzlich die Kreditwürdigkeit Griechenlands von B- auf CCC+ abgestuft und die Schuldenlast als nicht nachhaltig bewertet. Die Zinskurve ist seit Dezember stark invers und spiegelt das gesunkene Anlegervertrauen wider. Aktuell rentiert die 10jährige griechische Staatsanleihe bei etwa 11,5 Prozent, während das deutsche Pendant bei 0,15 Prozent gesunken ist.

    Auch der griechische Leitindex Athens General Index (ASE) ist unter Druck. Seit April 2014 bewegt sich der Index in einem Abwärtstrend und handelt aktuell knapp oberhalb des Jahrestiefs bei knapp unter 700 Punkten. Ein Fall unter diese Marke dürfte die Abgabebereitschaft nochmals intensivieren. Ein Wiedersehen mit dem Rekordtief von Sommer 2012 bei 410 Punkten kann dann nicht ausgeschlossen werden. Sollte dennoch ein umfassender Griechenlandkompromiss in den nächsten Wochen gelingen – wovon auszugehen ist – dürfte der Griechen-Index ein Turnaround-Kandidat sein. Bei einer Rückeroberung des Februarhochs von 949 Zählern würde sogar ein Doppelboden vorliegen und eine nachhaltige Trendwende möglich machen. Allen voran die unter starker Kapitalflucht leidenden Banken dürften unter diesem Szenario wieder aufatmen können.

    Ein großes Produktangebot gibt es allerdings auf den FTSE Athex 20 mit den rund 20 größten Firmen aus Griechenland. Er hat sich ähnlich entwickelt wie der Gesamtindex. Das unbegrenzt laufende Indexzertifikat mit der WKN UB76SG hat einen Spread von 2,5 Prozent und keine Managementgebühr, allerdings werden mögliche Dividenden nicht angerechnet. Der ETF auf den gleichen Index samt Dividenden mit der WKN LYX0BF besitzt eine Managementgebühr von 0,45 Prozent im Jahr.



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    Verfasst von 2Benjamin Feingold
    Griechenland hat im Schuldenpoker gute Karten Eigentlich hätten die Euro-Finanzminister am 24. April die griechische Reformliste bewerten und über die nächste Auszahlung an die Hellenen entscheiden müssen. Doch die Verhandlungen mit den Geldgebern ziehen sich und das Geduldsspiel geht …

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