Kraniche in der Krise
DAX ohne Lufthansa? Eigentlich undenkbar ... und trotzdem möglich!
Der deutsche Leitindex ohne Lufthansa? Eigentlich undenkbar … Aber: Sollte sich die Lufthansa-Aktie nicht bald erholen, könnten die Kraniche im Herbst tatsächlich aus dem DAX fliegen.
Lufthansa gilt noch immer als eine der angesehensten Airlines der Welt. Doch zuletzt mussten die Kraniche einige Federn lassen. Warnstreiks, die Sorge um die Bezahlung bestellter Flugzeuge und das alles in einem ohnehin schwierigen Geschäftsjahr 2014 ließen Lufthansa in die roten Zahlen fliegen. Mit 732 Millionen Euro verbuchte Europas größte Airline 2014 den größten Verlust seit zehn Jahren und sah sich deshalb gezwungen, die Dividende zu streichen. Dann kam der tragische Absturz der Germanwings-Maschine, der Lufthansa als Mutterkonzern schwer zusetzte.
Lufthansa droht aus dem DAX zu fliegen
Was Lufthansa braucht, sind gute Nachrichten. Und das schnell. Andernfalls, warnt die „Welt“, könnte Lufthansa aus dem Dax fliegen. Im Herbst wird über die Zusammensetzung des deutschen Leitindexes entschieden. Erhole sich der Kurs aufgrund guter Nachrichten bis zum September nicht merklich, könne sich die Lufthansa ihrer Mitgliedschaft im DAX nicht mehr sicher sein, heißt es in dem Bericht.
Allen Negativschlagzeilen zum Trotz, Lufthansa gilt international noch immer als Aushängeschild erfolgreicher deutscher Unternehmen. Umso schlimmer wäre der Image-Verlust, wenn die Kraniche tatsächlich bald nicht mehr im DAX gelistet wären.
Genau das könne aber passieren. Vor allem die seit Mitte 2014 schrumpfende Marktkapitalisierung werde für Lufthansa zur Gefahr, so die „Welt“. Mit 5,8 Milliarden Euro sei Lufthansa „ein Zwerg“.
DAX ohne Lufthansa? Undenkbar
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Bei Lufthansa scheint man sich über den Ernst der Lage durchaus bewusst zu sein. Man beobachte das natürlich sehr genau, sagt eine Lufthansa-Sprecherin. Einen Bericht des „Handelsblattes“, wonach Lufthansa bereits an Plänen für den Fall eines DAX-Abstiegs arbeite, wollte sie aber nicht bestätigen.
Ein DAX ohne Lufthansa, das wäre für viele wie die Bundesliga ohne einen Top-Verein wie Bayern München oder Borussia Dortmund. Beobachter halten es deshalb schlichtweg für unvorstellbar, dass die Lufthansa tatsächlich in den MDax abrutschen könnte. Sie verweisen darauf, dass der wahre Wert der Kraniche nicht allein an der Marktkapitalisierung festgemacht werden könne. Auch die „Welt“ schreibt: Allein die Flugzeuge des Konzerns seien mehr wert als der Börsenwert.
Hauptversammlung beflügelt Lufthansa-Aktie
Immerhin, das mit den guten Nachrichten schien am Mittwoch schon einmal ganz gut zu funktionieren. Auf der Lufthansa-Hauptversammlung bot Vorstandschef Carsten Spohr nach Angaben von dpa-AFX der Pilotengewerkschaft Cockpit eine Gesamtschlichtung über alle offenen Tariffragen an. Die Lufthansa-Aktie reagierte prompt mit einem Kurssprung. Nach den Neuigkeiten zu Beginn der Hauptversammlung legte das Papier um 2,79 Prozent auf 12,91 Euro zu und war damit kurz vor Mittag mit Abstand Spitzenreiter im DAX.
Trotzdem: gerade das Beispiel Bundesliga zeigt, dass auch Traditionsmannschaften vor einem Abstieg nicht gefeit sind. In der Saison 1968/69 musste mit dem 1. FC Nürnberg gar der Meister der vorherigen Saison den Gang in die zweite Liga antreten.