Deutsche Anleihen gehen zusammen mit vielen anderen Staatstiteln in die Knie
FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Mittwoch zusammen mit vielen anderen Staatspapieren stark an Boden verloren. Beobachter verwiesen auf ein Sammelsurium an Auslösern. Der für den deutschen Markt richtungweisende Euro-Bund-Future fiel bis zum Abend um 0,99 Prozent auf 157,70 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um 0,11 Prozentpunkte auf 0,28 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Mitte März.
Der deutliche Renditeanstieg war faktisch weltweit zu beobachten: Sowohl in Asien als auch in Europa und den USA gerieten viele Staatsanleihen unter erheblichen Abgabedruck. Zeitgleiche Kursverluste in derart vielen Märkten sind selten. Normalerweise profitieren einzelne Länder oder Regionen von Kursverlusten in anderen Regionen. Im Euroraum gerieten sowohl Papiere von wirtschaftlich stabileren Ländern als auch von schwächeren Staaten unter Druck.
Christoph Rieger, Anleihefachmann von der Commerzbank, nannte unter anderem das hohe Angebot an neuen Schuldtiteln als Grund. Darüber hinaus verwies er auf robuste Geld- und Kreditdaten aus dem Euroraum, die ebenso wie zusätzliche geldpolitische Lockerungen in Schweden und Thailand zu höheren Inflationserwartungen beitragen könnten.
Darüber hinaus besteht an den Märkten seit einigen Tagen die Hoffnung, dass sich der griechische Schuldenstreit zum Besseren wendet. Das dämpft die Nachfrage nach sicheren Anlagen wie Staatsanleihen. Außerdem sprach Rieger die generell dünneren Umsätze an den Rentenmärkten an. Die Marktteilnehmer müssten sich wohl an stärkere Kurs- und Renditeschwankungen gewöhnen, so der Experte.
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Am Abend könnte sich die Volatilität an den Rentenmärkten nochmals erhöhen, wenn die US-Notenbank Fed nach ihrer Zinssitzung neue Entscheidungen präsentiert. Eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise wird zwar nicht erwartet. Beobachter hoffen aber auf Hinweise zu Zeitpunkt und Tempo der absehbaren Zinswende. Eine rasche Straffung erhielt am Mittwoch einen Dämpfer, weil Wachstumszahlen für das erste Quartal stark enttäuscht haben./bgf/edh