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    Schneckentempo statt Hochgeschwindigkeit  1202  0 Kommentare Flash-Crash-Kontrolle versinkt im Bürokratie-Dschungel

    Der Flash Crash läutete das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitshandels ein. Doch während die Geschäfte an der Börse inzwischen innerhalb von Millisekunden getätigt werden, reagieren die Aufsichtsbehörden im Schneckentempo. Symptomatischer könnte der Gegensatz zwischen realer Welt und Börsenwelt kaum sein.

    Im Mai 2010 kam es zum sogenannten „Flash Crash“, als der Dow Jones innerhalb weniger Minuten um 1000 Punkte einbrach, sich aber genauso schnell wieder erholte. Medien nannten es die „dramatischste Episode der gesamten Börsenwelt.“ Eine Episode, die viele Anleger viel Geld kostete. Umso vehementer waren in der Folge die Rufe nach einer strengeren Regulierung des Hochgeschwindigkeitshandels. Doch es ist schon irgendwie absurd: Der Flash Crash dauerte gerade mal zehn Minuten, die Implementierung jener Maßnahmen, die das künftig verhindern sollen, dauert seit Jahren an – und könnte sich wohl noch über weitere Jahre hinziehen.

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    Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, versinken die geplanten Maßnahmen im Bürokratie-Dschungel und seien deshalb „Jahre hinter dem Zeitplan.“ Konkret geht es um das „Consolidated Audit Trail“, kurz „CAT“ genannt. Dieses System soll es den Aufsichtsbehörden ermöglichen, Börsenkurse und Orders in Realzeit zu überwachen und schnell einzugreifen, sobald Manipulationen erkennbar sind. CAT sei „ein entscheidender Schritt um die Märkte in Zukunft vor Verwerfungen zu schützen“, hieß es dazu kurz nach dem Flash Crash.

    CAT soll kommen, aber dann hört der Konsens auf

    Das war im Jahr 2010. Seither soll es allein im Zeitraum von August 2012 bis Januar 2015 insgesamt 645 Meetings zwischen der Finra („Financial Industry Regulatory Authority“) und den zehn mit dem Projekt betrauten Organisationen gegeben haben, darunter die Nasdaq OMX Group und die Intercontinental Exchange Inc., welche die New Yorker Börse leitet. Gebracht haben sie offenbar wenig bis gar nichts.

    Laut „WSJ“ habe man noch immer keine Firma damit beauftragt, das Überwachungssystem zu entwickeln und zu betreuen. Des Weiteren sei der Plan von der Security and Exchange Commission noch gar nicht abgesegnet worden und es fehle ein Konsens darüber, wie das Projekt überhaupt finanziert werden soll. Man rechnet mit Kosten von 150 bis 500 Millionen US-Dollar in den ersten fünf Jahren.

    Ein Mammutprojekt mit umstrittenem Nutzen

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    Nicht nur in finanzieller Hinsicht, auch in Sachen Aufwand ist CAT ein Mammutprojekt. Das System würde schätzungsweise 58 Milliarden Datensätze pro Tag aufzeichnen sowie die Details von 100 Millionen Kundenaccounts speichern. „Der Umfang des Projekts ist beispiellos“, meint „WSJ“.

    Doch der Nutzen von CAT ist nicht unumstritten. Befürworter argumentieren, ein solches System hätte den Flash Crash von 2010 verhindern oder zumindest dabei helfen können, die Verantwortlichen schneller ausfindig zu machen. Erst vor wenigen Wochen wurde ein mutmaßlicher Mitverursacher des Flash Crashs verhaftet (siehe: Börsenhändler verhaftet – Schuld am Mega Flash Crash?).

    Andere wiederum stehen CAT etwas skeptischer gegenüber. Sie sagen, die Daten aufzuzeichnen reiche nicht, entscheidend sei die Auswertung der Daten. Und genau die könnte sich bei einem Projekt dieser Größenordnung als schwierig erweisen.

    Im Fall des verhafteten Börsenhändlers lagen den Behörden seine Tradingdaten die ganze Zeit über vor, wurden jedoch als nicht signifikant eingestuft. Manoj Narang, ehemaliger Chef des Hochfrequenzhändlers Tradeworx, sagt deshalb: „Die entscheidende Erkenntnis aus diesem Fall: die Daten zu haben ist nicht genug. Es kommt darauf an, was du mit den ihnen machst.“




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    Schneckentempo statt Hochgeschwindigkeit Flash-Crash-Kontrolle versinkt im Bürokratie-Dschungel Die Börsenwelt ist längst im Zeitalter des Hochgeschwindigkeitshandels angekommen. Doch während die Geschäfte an der Börse inzwischen innerhalb von Millisekunden getätigt werden, reagieren die Aufsichtsbehörden im Schneckentempo.

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