Raus aus der Kohle!
Zu schmutzig, zu riskant - Norwegischer Staatsfonds schickt Drohbrief an RWE
Einst galt Kohle als Wegbereiter des wirtschaftlichen Aufschwungs, doch mittlerweile kämpft die Kohle-Branche ums nackte Überleben. Dem Norwegischen Staatsfonds ist der hohe Kohleanteil einiger Energieversorger in seinem Portfolio deshalb ein Dorn im Auge. Besonders RWE, der „Schmutzfink“ unter ihnen, muss sich nun erklären.
Grund für die dramatische Abwärtsentwicklung bei der Kohle ist das Überangebot an Erdgas, das den Rohstoff „konkurrenzlos günstig“ macht. Dank des Fracking-Booms in den USA gibt es Erdgas im Überfluss. Aber Erdgas ist nicht die einzige Konkurrenz für Kohle. Vor allem in Europa machen dem einstigen Rohstoffprimus auch die wachsenden Mengen an erneuerbaren Energien zu schaffen. Hinzu kommt die politische Hochwetterlage, die weltweit immer mehr auf saubere Energie setzt und fossile Brennstoffe wie Kohle mehr und mehr in die schmutzige Ecke drängt (Siehe: Sind die goldenen Zeiten des schwarzen Goldes bald gezählt?).
RWE setzt weiterhin auf seine Kohle-Perlen
RWE konnte das bislang ziemlich egal sein. Wie das „manager-magazin“ berichtet, sind seine Braunkohle-Tagebaue in Nordrhein-Westfalen noch bis 2045 genehmigt. Heißt: Es kann gefördert werden, was das Zeug hält, auch weil die Emissionszertifikate, die RWE für den Ausstoß von CO2 vorweisen muss, kein echtes Kostenhindernis darstellen. Somit bleibt die Stromerzeugung mit Kohle für RWE ein lohnendes Geschäft, laut „manager-magazin“ gelten die Kohlekraftwerke gar als „Ertragsperlen von RWE“. Geht es aber nach dem Norwegischen Staatsfonds, mit einer Beteiligung von zwei Prozent immerhin einer der wichtigsten Aktionäre, soll RWE seine Kohle-Perlen demnächst aussortieren.
In einem Brief forderte der 800 Milliarden Euro schwere Fonds den Energieversorger auf, zu erklären, wann und wie RWE aus der Kohle aussteigen will. Eine Sprecherin des Norwegischen Staatsfonds bestätigte gegenüber dem Magazin, man verlange derzeit von den Konzernspitzen der wichtigsten Versorger im Portfolio „strategische Pläne bezüglich des Wandels zu einem weniger emissionsintensiven Energiesystem.“ Speziell erbete man die Strategie und den Zeitplan für den Ausstieg aus der Kohle für die Stromerzeugung, heißt es.
Norweger wollen Risiko minimieren, notfalls mit Konzernaufspaltung
Bei den Norwegern wächst offenbar die Sorge, ein zu hoher Kohleanteil könnte die Versorger in Bedrängnis bringen. „Hohe Emissionen können einzelne Unternehmen einem wachsenden Klimarisiko aussetzen.“ So könnten neue Umweltgesetze, internationale Klimaabkommen und der Fortschritt bei erneuerbaren Energien zur Gefahr für die traditionelle Energiebranche werden, warnt der Fonds.
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Im vergangenen Jahr stieg er aus diesem Grund bereits bei 14 Kohle-Firmen aus, berichtet das „manager-magazin“ und sieht darin eine implizite Drohung an RWE. Denn der deutsche Energieriese ist mit einem Kohleanteil von 61 Prozent der schmutzigste unter den Versorgern im Portfolio. Zugleich weist RWE mit nur 6 Prozent den zweitniedrigsten Anteil an erneuerbaren Energien auf. Insofern richtet sich der Brief wohl in erster Linie an RWE.
In dem Schreiben bringt der norwegische Staatsfonds neben einem Kohle-Ausstieg derweil noch ein anderes Szenario ins Spiel: Ähnlich wie E.on, könnte auch RWE das Kohlegeschäft auslagern und so das Risiko für das Hauptunternehmen und damit auch für die RWE-Aktionäre verringern. Und über ein geringeres Risiko wäre man in Norwegen alles andere als erbost.