Hüfners Wochenkommentar
"Geldmenge und Aktienmärkte"
7. Mai 2015. MÜNCHEN (Assenagon). Es gibt Statistiken, die jeder anschaut und über die jeder redet und es gibt Statistiken, die eher im Verborgenen blühen. Zu letzteren gehören die Zahlen über die Entwicklung der Geldmenge im Euroraum. Sie werden von der Europäischen Zentralbank jeden Monat veröffentlicht. Sie werden aber fast gar nicht beachtet.
Ein Grund dafür ist, dass diese Statistik ein Bild zeichnet, das so gar nicht mit der Realität übereinstimmt, wie wir sie sehen. Jeder weiß, dass die Liquidität in der Welt so reichlich ist wie nie. Die Bilanzsumme der EZB (wie die aller anderen großen Zentralbanken) ist seit der Finanzkrise förmlich explodiert. Die Geldmenge, wie sie in der Statistik ausgewiesen wird, hat sich jedoch nur marginal erhöht. Das passt nicht zusammen. Die Zentralbanken drucken Geld ohne Ende. Unternehmen und private Haushalte haben aber nichts davon.
Bilanzsumme in Mrd. €; Wachstum M3 in %, Quelle: EZB
Bisher jedenfalls. Denn jetzt dreht sich die Situation und zwar dramatisch. Das Wachstum der Geldmenge nimmt in einem Tempo Fahrt auf, wie wenige das für möglich gehalten hatten. Vor einem Jahr lag es erst bei 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr
Inzwischen beträgt es 4,6 Prozent. Schauen Sie sich die Grafik an. Die untere Linie zeigt das Wachstum der Geldmenge M3. Das ist das Geld in den Händen der Wirtschaft (Bargeld plus Sicht- und Termineinlagen). Lange Zeit ist es zurückgegangen. Jetzt nimmt es kräftig zu.
Was bedeutet das? Auf den ersten Blick würde man sagen: Es zeigt, dass die massiven Staatsanleihekäufe der EZB wirken. So sagt das auch die EZB. Aber das ist nicht richtig. Natürlich gibt es, wie die Grafik zeigt, eine gewisse Parallelität zwischen der Entwicklung der Bilanzsumme der EZB und dem Wachstum der Geldmenge. Wenn die Bilanzsumme sich erhöht, geht auch M3 nach oben, wenngleich wesentlich schwächer. Wenn sie fällt geht auch das Wachstum der Geldmenge zurück.