AKTIE IM FOKUS
Merck enttäuscht erfolgsverwöhnte Anleger
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach SV Darmstadt 98 hat jetzt auch das Vorzeigeunternehmen der Stadt für etwas Ernüchterung nach den jüngsten Höhenflügen gesorgt. Nachdem der Fußballclub am vergangenen Wochenende den vorzeitigen Aufstieg in die erste Bundesliga verpasst hatte, blieb der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA mit seinem Quartalsbericht hinter den Erwartungen zurück.
Die Aktien büßten am Mittag knapp zwei Prozent auf 100,25 Euro ein. Der deutsche Leitindex entwickelte sich in die entgegengesetzte Richtung und gewann zeitgleich satte 2,02 Prozent. In den vergangenen Jahren sah das aber oft anders aus. Der Börsenwert der Merck KGaA verdoppelte sich seit Ende 2012 auf zuletzt knapp 44 Milliarden Euro.
Die Aktie war damit in den vergangenen Jahren einer der stärksten Werte im deutschen Leitindex. Unter anderem auch deshalb stießen die Zahlen auf einen besonders kritischen Blick der Investoren. Händler begründeten den Kursrückgang damit, dass einige Anleger erst einmal Gewinne realisieren wollten.
ERGEBNISENTWICKLUNG ENTTÄUSCHT
Experten monierten eine schwache Gewinnentwicklung bei dem Pharma- und Chemiekonzern. Zudem hätten die Umsätze mit dem Krebsmittel Erbitux sowie dem Verkaufsschlager Rebif gegen Multiple Sklerose enttäuscht.
Zwar zog der Konzernumsatz zum Jahresstart dank des schwachen Euro um fast 16 Prozent an. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stieg aber wegen hoher Forschungskosten lediglich um knapp 6 Prozent. Analysten hatten mit etwas mehr gerechnet.
Mit seinen bestätigten Jahreszielen lag der Konzern im Rahmen der Erwartungen. Diese berücksichtigen indes noch nicht den geplanten Kauf des Laborausrüsters Sigma Aldrich, der Mitte des Jahres über die Bühne gehen soll - die kostspieligen Vorbereitungen dafür ließen den Quartalsüberschuss um mehr als 13 Prozent schrumpfen.
Lesen Sie auch
ANALYST: ÜBERNAHME VON SIGMAR ALDRICH KÖNNTE SICH VERZÖGERN
Das nächste entscheidende Ereignis für Merck sei der Abschluss der Übernahme von Sigma-Aldrich, erklärte Analyst Alistair Campbell von der Privatbank Berenberg. Die 17 Milliarden US-Dollar schwere Transaktion könnte sich allerdings über den angestrebten Zeitpunkt hinaus verzögern, warnte der Analyst. Eigentlich soll es bis Mitte 2015 soweit sein.
Sorge vor der Zukunft müssen aber weder die Merck-Aktionäre noch die Anhänger von Darmstadt 98 haben. Fundamental bleibe das Unternehmen auf einem guten Weg, glaubt Equinet-Expertin Marietta Miemietz. Und auch die Kicker können den Sprung in die Beletage des deutschen Fußball aus eigener Kraft schaffen - mit einem Sieg im letzten Saisonspiel am kommenden Wochenende./gl/das/stb