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SAP-Aktionäre stützen Umbau weiter - Verhaltene Kritik
MANNHEIM (dpa-AFX) - Die SAP-Aktionäre stützen den Umbau bei Europas größtem Softwarehersteller weiter. Nach einem Jahr mit Bill McDermott als alleinigem Vorstandschef folgen die Anteilseigner weiter zu großen Teilen der Ansicht des Managements, dass die Zukunft des Unternehmens in der Cloud liegt - also im Geschäft mit Mietsoftware übers Internet. Allerdings blitzte auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Mannheim hier und da auch ein Stück Unzufriedenheit durch: Der Kurs der SAP-Aktie hinkt dem Dax-Index seit Anfang 2014 deutlich hinterher, und seine Gewinnerwartungen hatte der Softwarekonzern ebenfalls zurechtstutzen müssen.
Bill McDermott hat in seinem ersten Jahr als alleiniger Chef einiges angefasst. Im Herbst 2014 stemmte das Unternehmen den bislang größten Zukauf der Unternehmensgeschichte und gab mehr als 6 Milliarden Euro für den US-Anbieter Concur aus. Mit dem Zukauf formierte McDermott eine neue strategische Einheit im Konzern, das Geschäftsnetzwerk. Das ist grob gesprochen eine Plattform im Internet, auf der Unternehmen miteinander handeln.
Von Aktionärsvertretern kam weitgehend Lob. In diesem Jahr des Umbruchs habe McDermotts Positionierung als Mann aus dem Verkauf "für mich zum ersten Mal richtig Klick gemacht", sagte Aktionärsvertreter Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dennoch wollte er genauere Angaben von dem Management dazu, warum sich der milliardenschwere Zukauf von Concur für die Aktionäre rechnen soll.
Auch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gab es Kritik: "Das Jahr war nicht ganz so stark, wie wir es gehofft haben, und auch nicht ganz so stark, wie Sie und wir es erwartet haben", sagte Aktionärsvertreterin Jella Benner-Heinacher. Im vergangenen Sommer hatte SAP seine Gewinnaussichten für das Jahr runterschrauben müssen, Anfang dieses Jahres kappte das Management auch die mittelfristige Margenprognose. Das sei ein Grund für eine vergleichsweise schwache Entwicklung des Aktienkurses im vergangenen Jahr gewesen, sagte Benner-Heinacher. Bei der Hauptversammlung stimmten die Aktionäre einer um 10 Prozent auf 1,10 Euro je Aktie erhöhten Dividende zu.
Europas größter Softwarehersteller sieht sich gut für die Zukunft gerüstet. SAP werde von seinem großen Angebot profitieren, sagte McDermott. Die Kunden suchten nämlich nicht nur Lösungen für Einzelprobleme. Einen Seitenhieb erteilte er erneut dem großen Cloud-Konkurrenten Salesforce. Dessen Geschäft sei ein "Geschäft mit Massenware". Salesforce ist nach Umsatz die Nummer eins in der Cloud, hat sich aber zum größten Teil auf Vertriebssoftware spezialisiert.
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Im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns gibt es derweil unerwartet einen freien Posten. Der seit 17 Jahren dem Kontrollgremium angehörende Hartmut Mehdorn legte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Seinen Platz soll künftig die Berliner Design-Professorin Gesche Joost einnehmen. Sie forscht an der Berliner Universität der Künste zu Designthemen, unter anderem zur Interaktion zwischen Menschen und Computern./men/stw/fbr