Anleihe-Crash
Bill Gross verpasst seine eigene Wette - "Ich habe kläglich versagt"
Das ist bitter! Bill Gross rief zur Wette gegen Bundesanleihen auf. Blöd nur, dass er anderen damit zu einer Chance verhalf, die er selbst verpasste. Timing ist eben doch nicht alles.
Nichts ärgert uns so sehr wie verpasste Chance. Noch dazu, wenn es sich um eine einmalige Chance, sozusagen die Chance unseres Lebens, handelt. So… und jetzt stellen Sie sich vor, sie hätten diese Chance nicht nur verpasst, sondern seien es obendrein selbst gewesen, der andere darauf aufmerksam gemacht hat. Genau das ist jetzt dem Anleihen-König höchstpersönlich passiert.
Bill Gross hatte Ende April via Twitter zur Wette gegen deutsche Staatsanleihen aufgerufen (wallstreet:online berichtete). Die zehnjährige Anleihe sei eine einmalige Chance für einen Short, twitterte Gross. Er rechnete damit, dass die niedrigen Zinsen der Bundesanleihen nicht von Dauer sein würden. Ein Zinsanstieg und damit einhergehend ein Kursverfall der Anleihen seien also nur eine Frage der Zeit. Für Gross war deshalb klar: auf das richtige Timing kommt es an.
Und siehe da, kurze Zeit später trat genau das ein, was der Anleihen-König vorhergesagt hatte. Die Zinsen kletterten völlig überraschend in die Höhe und stürzten den Anleihemarkt ins Chaos. Weil das Epizentrum des Crashs in Deutschland lag, eben bei den besagten Bundesanleihen, war schnell der passende Name gefunden: „Schnitzel-Schock“ (siehe: „Schnitzel-Schock“ stürzt die Welt ins Anleihe-Chaos).
Viele Anleger wurden von dem Bonds-Crash kalt erwischt, vor allem deutsche Sparer kostete der Glaube an die vermeintlich sicheren Papiere jede Menge Geld. Für sie mutierten die Bundesanleihen plötzlich zum Billionen-Grab.
Ganz anders erging es dagegen all denen, die den Ratschlag des Anleihen-Königs beherzigten und sich rechtzeitig für einen Zinsanstieg positionierten. Doch ausgerechnet Bill Gross selbst verpasste seine eigene Chance.
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Richtiges Timing, falsche Ausführung
„Ich habe kläglich versagt“, bekannte der ehemalige Pimco-Chef in seinem Investoren-Brief. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, war Gross zwar eine Short-Position eingegangen, allerdings hat er die Strategie der sinkenden Kurse nicht konsequent genug verfolgt. Stattdessen rechnete er damit, dass sich die Kurse der Bundesanleihen in einer engen Handelsspanne bewegen würden.
Bitter für den Anleihen-König, der anderen zu einer Chance verhalf, die er selbst verpasste. Die Moral von der Geschicht‘? Ein richtiges Timing ist eben doch nicht alles. Vor allem dann nicht, wenn dem guten Timing eine „schlechte Ausführung“ entgegenstehe, so Gross.