Halvers Woche
"Lügen, lügen, lügen"
29. Mai 2015. MÜNCHEN (Baader Bank). Bei einem Privatsender gibt es das Sendeformat „Raus aus den Schulden“. Dabei geht es jeweils um die Nöte privater Kreditnehmer, die so viele Schulden
angehäuft haben, dass sie diese aus eigener Kraft nicht mehr stemmen können. Mit Hilfe eines professionellen Schuldnerberaters werden schließlich sehr schmerzhafte Maßnahmen entwickelt, die zum
Schluss der Sendung als Happy End eine saubere Lösung präsentieren, wie der Schuldner über persönliche „Reformpolitik“, Umschuldung, Schuldenstreichung oder Privatinsolvenz finanziell wieder
nachhaltig gesunden soll.
Eigentlich gibt es so ein Sendeformat auch auf Länderebene, konkret im griechischen Schuldendrama, allerdings mit zwei großen Unterschieden. Zum einen ist der hellenische Schuldenstreit seit März
2010 eine Dauersendung mit nochmals gesteigerter Dramaturgie seit Amtseinführung der neuen griechischen Regierung im Januar 2015. Und zum anderen ist zu befürchten, dass es keine saubere Lösung,
kein wirkliches Happy End für Griechenland geben wird.
Denn seitens der EU wird konsequent geleugnet, was nicht zu leugnen ist: Griechenland ist pleite. Laut Definition ist ein Schuldner, der seine Verpflichtungen gegenüber Gläubigern durch akute
bzw. drohende Zahlungsunfähigkeit aufgrund mangelnder Liquidität oder Überschuldung nicht erfüllen kann, pleite. Das passt alles mustergültig auf Griechenland. Jede Bank hätte bei einem
Privatschuldner längst die Notbremse gezogen und die Insolvenz des Kreditnehmers offiziell erklärt.
Griechenland ist nur die Spitze des Euro-Eisbergs
Aber bei der EU wird das Wort „Pleite“ in punkto Griechenland gemieden wie das Weihwasser vom Teufel. Diese Blöße will sich die Euro-Politik nicht geben, weil sie dann keine neuen Kredite mehr an Athen vergeben könnte und so den Grexit herbeiführen würde. Und dann müssten die Politiker Abbitte leisten, ihren Wählern eingestehen, dass zig-Milliarden an Steuergeldern ohne Gegenleistung in einem finalen griechischen Schuldenschnitt verbrannt wurden und als Zugabe auch noch die meisten Maastricht-Stabilitätskriterien umsonst auf dem Altar der Solidarität zu Griechenland geopfert wurden, ohne dass man das Land in der heiligen Euro-Familie halten konnte. Ohnehin gibt kein Euro-Politiker gerne zu, dass der Beitritt Griechenlands zur Eurozone ein Fehler gewesen ist. Gesichtswahrung ist alles.