Grüner Fisher
Verpassen Sie den Sommer nicht
Verkaufe im Mai?
Wer die wohlbekannte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ in seiner Anlagestrategie berücksichtigt, dürfte folglich aktuell nicht mehr in den Aktienmärkten investiert sein. Je nach Definition
dieser „Weisheit“ erstreckt sich die Sommerpause für Aktienanleger bis in den September oder in den Oktober hinein. Die vermeintlich lahmen Sommermonate ausklammern und zusätzlich einen attraktiven
Zeitpunkt für den Wiedereinstieg erwischen? Kann sich diese Strategie im Sommer 2015 auszahlen?
Statistisch betrachtet ist eine derartige Strategie nicht von langfristigem Erfolg gekrönt. Der breit aufgestellte US-Aktienindex S&P 500 weist seit 1926 von November bis April einen
durchschnittlichen Zuwachs von 7,4 Prozent auf, von Mai bis Oktober einen Zuwachs von 4,2 Prozent. Die Sommermonate weisen im Durchschnitt also tatsächlich niedrigere Renditen auf, sind aber
dennoch positiv! Wer systematisch auf eine positive Entwicklung von 4,2 Prozent in einem Zeitraum von sechs Monaten verzichtet, verbessert nicht gerade seine Chancen auf den langfristigen
Anlageerfolg.
Risiken überwiegen Chancen
Auf Monatsbasis ist auch kein nachhaltiger Vorteil der „Sell in May“-Strategie erkennbar. Am aussagekräftigsten ist hier wiederum der S&P 500 Index - aufgrund seiner langen Historie: Die
September-Rendite ist hier zwar im Durchschnitt negativ, die größte durchschnittliche Rendite ist allerdings im Monat Juli möglich. Anleger sollten sich deshalb von Diskussionen um „optimale“ Kauf-
und Verkaufszeitpunkte nicht verwirren lassen. Kurzfristiges Timing fällt immer schwer! Am Ende zählt deshalb nur, ob die Chancen auf eine verbesserte Rendite oder das Risiko hoher
Opportunitätskosten überwiegen. Die positive Gesamtrendite der Sommermonate spricht eindeutig dafür, dass saisonal motivierte Trading-Versuche mittel- und langfristig eher schädlich als nützlich
sind.
Den Märkten ohne fundamentale Begründung fern zu bleiben ist nicht ratsam. Aktienmärkte orientieren sich nicht an Kalendern, sondern an fundamentalen Dingen. Sie bilden Erwartungen der Anleger an
zukünftiges Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne ab. Worauf kommt es also im Sommer 2015 wirklich an?
Positive Rückkaufprogramme
Zahlreiche positive Faktoren finden weiterhin wenig Beachtung - so werden dem laufenden Bullenmarkt immer wieder neue Impulse verliehen. Die prekäre Situation in Griechenland - die zweifelsohne das
Potential für eine zwischenzeitliche Korrektur an den Märkten hat - ist nur eine von vielen Sorgen, die für Anleger weiterhin im Vordergrund stehen. In diesem skeptischen Umfeld wird die Stärke der
Unternehmen unterschätzt. Positives Überraschungspotential für die kommenden Monate und Jahre!
Namhafte US-Großkonzerne haben es im großen Stil vorgemacht, viele weitere werden in diesem Jahr noch folgen: Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück. Angesichts der rekordhohen Liquiditätsreserven
eine logische Konsequenz – quasi eine Investition in hauseigenes Produktivkapital. Ein deutliches Zeichen finanzieller Stärke, und auch die Aktionäre profitieren direkt: Eine Verknappung des
Angebots wirkt sich positiv auf den Preis aus. Nur einer von vielen zukunftsorientierten, tatsächlich relevanten Faktoren, die über den Verbleib im Aktienmarkt entscheiden sollten.
Fazit
Aktienmärkte interessieren sich nicht für den Kalender! „Sell in May“ ist und bleibt ein Mythos. Anleger sollten sich bei strategischen Entscheidungen stets die Frage stellen: Sind positive
Auswirkungen auf die langfristigen Anlageziele zu erwarten oder nicht? Richten Sie Ihr Augenmerk auf die wirklich entscheidenden, fundamentalen Zusammenhänge – der Kalender gehört nicht dazu!
Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern.
Weitere Artikel des Autors
Anzeige
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
Anzeige