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    Deutsche Bank  1380  1 Kommentar Vorstände unter Beschuss

    Wegen zahlreicher Rechtsstreitigkeiten und des halbherzigen Strategiewechsels steht das Management des Frankfurter Geldinstituts in der Kritik. Der Aktienkurs dürfte seinen Sinkflug fortsetzen.

    Für den Co-Vorstand der Deutschen Bank, Anshu Jain, kommt es derzeit ganz dick. Der Betriebsrat der Frankfurter Konzernzentrale brachte ein Flugblatt unter die Mitarbeiter, in dem unter der Überschrift "Wind of Change? Wind of Jain?" indirekt ein Rücktritt des Top-Managers gefordert wird. Dem Betriebsrat geht es vor allem um die zahlreichen Rechtstreitigkeiten, die auf Deutschlands größtem Geldhaus lasten und für die Jain als langjähriger Chef des Investmentbankings die Verantwortung trägt. Egal ob überteuerte Hypothekenkredite in den USA, Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor oder Betrügereien bei Gold- und Devisenkursen – die Deutsche Bank war stets mit von der Partie. Wegen der Verfehlungen der Vergangenheit musste das Geldhaus bereits Milliarden an Strafen zahlen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Schon auf der Hauptversammlung, die am 21. Mai in Frankfurt stattfand, hatten Jain und sein Vorstandskollege Jürgen Fitschen, nichts zu lachen. Das Vorstands-Duo räumte vor den Aktionären ein, dass ihre bisherige Amtszeit seit Juni 2012 keine reine Erfolgsgeschichte war. Der Abbau von Altlasten sei teurer und dauere länger als gedacht. Zudem habe das Management die neuen Vorgaben der Aufseher weltweit unterschätzt. "Wir sind noch nicht am Ziel, der Umbau geht weiter", rief Fitschen den Aktionären zu. "Wir liefern Ihnen noch nicht die Renditen, die Sie erwarten und verdienen." Doch beide Co-Chefs bekräftigten: "Wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Die Anteilseigner ließen sich jedoch nicht besänftigen: Lediglich 61 Prozent stimmten für eine Entlastung der beiden Manager. Üblich sind Quoten von 90 Prozent und mehr. "Wir Aktionäre zahlen jetzt die Zeche für die Casino-Spielchen unserer Investmentbanker aus der Vergangenheit", kritisierte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die DSW will – notfalls vor Gericht – den Einsatz eines unabhängigen Sonderprüfers zum Thema Altlasten durchsetzen. Nur wenige Stunden vor Beginn des Aktionärstreffens hatte der Aufsichtsrat einen weitreichenden Umbau des Top-Managements besiegelt. Jain bekommt dabei mehr Macht, während Fitschen Zuständigkeiten verliert. Zudem hatte die Konzernführung bereits Ende April beschlossen, die Tochter Postbank abzustoßen. Darüber hinaus will die Deutsche Bank bis zu 200 eigene Filialen schließen. Doch der Strategiewechsel wurde von vielen Analysten als halbherzig kritisiert. Da hilft es auch nichts, dass sich mit der Bawag nun erstmals ein Kaufinteressent für die Postbank aus der Deckung gewagt hat. Kein Wunder: Angeblich ist die Bawag lediglich bereit, 4,5 Mrd. Euro zu zahlen. Das wäre deutlich weniger als das aktuelle Eigenkapital, das Ende März 6,7 Mrd. Euro betrug.

    Apropos Eigenkapital: Die Ratingagentur Moody‘s sieht die Kapitaldecke des Gesamtkonzerns weiter kritisch. Zwar habe die Bank 2014 Fortschritte beim harten Kern-kapital gemacht. Dennoch sei vermutlich eine bedeutende Portion frischen Kapitals nötig, um die Risiken künftiger Rechtsstreitigkeiten und Auflagen abzudecken. Die im November 2014 durchgeführte Kapitalerhöhung dürfte also nicht die letzte gewesen sein – keine guten Aussichten für den Aktienkurs der Deutschen Bank, der seinen Sinkflug seit der Hauptversammlung beschleunigt hat. Anleger sind daher gut beraten, wenn sie sich auf der Shortseite in Stellung bringen, etwa mittels eines Discount Puts von der BNP Paribas (ISIN DE000PA5T3S2).

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    Christian Scheid
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    Christian Scheid arbeitet als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Der 43-Jährigen begann sich bereits während seines Studiums der Volkswirtschaftslehre Mitte der 1990er-Jahre für die Geschehnisse an den internationalen Finanzmärkten zu interessieren. Aus dieser Zeit stammt auch seine Leidenschaft fürs Trading. Nach seiner Tätigkeit als Ressortleiter Aktien beim Anlegermagazin „Börse Online“ machte er sich im Jahr 2006 selbstständig. Seitdem schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen über Aktien, Anlage-Zertifikate und Hebelprodukte. Auf der Plattform wikifolio.com handelt er seit 2012 unter „Scheid“. In seinen sechs wikifolios bzw. den dazugehörigen Zertifikaten sind aktuell insgesamt knapp 4 Mio. EUR investiert.
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    Verfasst von 2Christian Scheid
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