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    Kreditausfall-Swaps (CDS) – Auslaufmodell oder sinnvolles Finanzinstrument?

    Was sind eigentlich Kreditausfall-Swaps und wie gefährlich oder wichtig sind diese Derivate. Fragen, die ich in diesem Artikel beantworte.

    Kreditausfall-Swaps (auch CDS) waren vor allem in der großen Finanzkrise 2008-2010 in aller Munde und wurden von Behörden zum Teil mitverantwortlich für die Verschärfung der Krise gemacht. Laut eines Artikels auf Finanzen100.de ist das Handelsvolumen bei CDS für einzelne Schuldner von 1,58 Billionen Dollar zum Ende des Jahres 2008 auf aktuell 686 Milliarden Dollar gefallen. Zeigt dies den Niedergang der Kreditausfall-Swaps oder werden diese auch weiterhin als sinnvolles Finanzinstrument genutzt? In unserem Ratgeber wird ein Überblick über CDS und Derivate geboten und aufgezeigt, welche zukünftigen Entwicklungen zu erwarten sind.

    Was sind CDS überhaupt?

    Bei einem CDS (Credit Default Swap) handelt es sich ganz einfach ausgedrückt um eine Kreditausfallversicherung. Wer einem Unternehmen oder einem Staat einen Kredit einräumt oder eine entsprechende Anleihe kauft, kann das Ausfallrisiko über einen Kreditausfall-Swap absichern. Die Besonderheit einer solchen Versicherung liegt allerdings darin, dass sich ein CDS auch abschließen lässt, wenn der Interessent selbst gar kein Risiko abzusichern hat. Es wird also ein Swap auf den Basiswert (Underlying) des Referenzschuldners erworben, der lediglich das Ausfallrisiko ausdrückt. Das Ganze funktioniert folgendermaßen:

    1. Jemand kauft einen Kreditausfall-Swap auf einen Basiswert (er ist künftig Sicherungsnehmer)
    1. Er erhält im Gegenzug vom Sicherungsgeber die feste Zusage, dass bei einem Ausfall des Kredits oder der Anleihe der Schaden ersetzt wird.
    1. Der Sicherungsnehmer zahlt für diese Zusage regelmäßig (vierteljährlich) eine Prämie (Running Spread) an den Sicherungsgeber. Unter Umständen kann zusätzlich eine Einmalzahlungen zwischen den Parteien vereinbart werden.

     

    Die Kosten hängen dabei vor allem von zwei wichtigen Aspekten ab:

    • Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt der Referenzschuldner aus?
    • Wie hoch fällt die Ausfallquote (Recovery Rate) aus?

    Ein kleines Rechenbeispiel soll dies genauer aufzeigen:

    Kontraktvolumen

    500.000 Euro

    Running Spread (100 Basispunkte =1%)

    5.000 Euro p.a. (1.250 Euro pro Quartal)

    Upfront (Einmalzahlung von 2%)

    10.000 Euro

    Laufzeit

    5 Jahre

    Gesamtkosten

    35.000 Euro

    Tabelle 1: Kosten für ein CDS anhand eines Beispiels
     

    Wird der CDS für 5 Jahre in Anspruch genommen und die Forderung kann vom Referenzschuldner erfüllt werden, zahlt der Sicherungsnehmer lediglich die Gebühr und zum Ende der Laufzeit verfällt der Kreditausfall-Swap. Sollte allerdings bis dahin ein versichertes Kreditereignis vom „Determinations Comitee“ (DC) der International Swaps und Derivates Association (ISDA) festgestellt werden, muss der Sicherungsgeber den Sicherungsnehmer entsprechend der Vereinbarung entschädigen. Dies ist auch dann der Fall, wenn dem Versicherungsnehmer durch den Ausfall des Referenzschuldners gar kein Schaden entsteht.

    Zu welchen Zwecken werden CDS erworben?

    Insgesamt existieren 2 wichtige Motive für den Erwerb von Kreditausfall-Swaps:

    1. Risikoabsicherung

    In diesem Fall erwirbt der Käufer einer Anleihe oder ein Kreditgeber ein CDS über seine Forderung ab. Somit kann er sichergehen, bei einem Ausfall des Referenzschuldners trotzdem sein Kapital zurückzuerhalten. Dafür muss er einen Teil der Rendite als Prämie bezahlen.

    1. Spekulation

    Als Spekulationsobjekt sind CDS vor allem dann interessant, wenn ein Anleger von einer baldigen Pleite des Referenzschuldners oder zumindest einer Verschlechterung von dessen Bonität ausgeht. In diesem Fall könnte er für eine geringe Einmalzahlung und die Zahlung der Prämie beim Eintritt des Kreditereignisses den kompletten Nominalwert abzüglich der Recovery Rate erhalten. Anhand des obigen Beispiels bedeutet ein tatsächlicher Ausfall des Referenzschuldners nach 3 Jahren bei angenommener Recovery Rate von 25% eine sehr gute Rendite:

    Kontraktvolumen

    500.000 Euro

    Running Spread (100 Basispunkte =1%)

    15.000 Euro für 3 Jahre

    Upfront (Einmalzahlung von 2%)

    10.000 Euro

    Laufzeit

    3

    Gesamtkosten = Kapitaleinsatz

    25000 Euro

    Recovery Rate (25%)

    125.000 Euro

    Auszahlung

    375.000 Euro

    Rendite

    1500%

     
    Tabelle 2: Beispielrechnung für die Spekulation mit CDS
     
    Auch wenn dieses Beispiel etwas vereinfacht dargestellt ist, zeigt es sehr eindeutig, dass sich mit Kreditausfall-Swaps mitunter sehr hohe Renditen erwirtschaften lassen. CDS lassen sich zudem auch gewinnbringend weiterveräußern, wenn die Bonität des Referenzschuldners sich verschlechtert. Im Gegenzug entstehen jedoch auch große Risiken. Sollte der Referenzschuldner am Ende wider Erwarten nicht ausfallen, bleiben die Anleger auf den Kosten sitzen. Zudem können die Prämie und auch die Einmalzahlung bei Bonitätsveränderungen ebenfalls variieren.
     

    Warum wurden CDS für die Verschlimmerung der Finanzkrise verantwortlich gemacht?

    Kreditausfall-Swaps waren vor der großen Finanzkrise und dem entsprechenden Verbot durch die EU-Leerverkaufsverordnung auch für Staatsanleihen ungedeckt handelbar. Dies bedeutet, dass ein Anleger die CDS für eine Staatsanleihe auch dann erwerben konnte, wenn er die Staatsanleihe selbst nicht besaß. Dies hatte beispielsweise im Fall Griechenlands gleich mehrere Auswirkungen:

    • Spekulanten haben sich mit CDS auf die Staatsanleihen auf Griechenland eingedeckt und damit quasi auf den Bankrott des Landes spekuliert. Ein Kreditausfall-Swap ist in diesem Fall nichts anderes als ein Leerverkauf der Staatsanleihe, ohne diese zu besitzen.
    • Durch den großen Anstieg des CDS-Volumens für Griechenland sanken die ohnehin schon angespannten Kurse für griechische Staatsanleihen und die Zinsen für den Staat stiegen erheblich an. Zusätzlich war dies quasi eine negative Bonitätsaussage für das Land. Somit wirkten die CDS also wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.
    • Wäre es zu einer kompletten Staatspleite Griechenlands gekommen und die ISDA hätte ein Kreditereignis festgestellt, wären CDS in unermesslicher Höhe fällig geworden. Da viele große Banken solche Kreditausfall-Swaps vergeben, hätte dies mitunter weitere Bankenpleiten einleiten können.

     

    Aus diesem Grund sind laut EU-Leerverkaufsverordnung auf europa.eu CDS auf Staatsanleihen nur noch dann erlaubt, wenn der Anleger diese auch tatsächlich hält.

    Wie sieht die Zukunft von CDS und Derivaten generell aus?

    Bildquelle: binäre-optionen.eu

    Auch wenn das Volumen für CDS in den letzten Jahren deutlich gesunken ist und viele Banken aus dem Handel ausgestiegen sind, scheint der Markt wieder neue Impulse zu bekommen. So will laut finanzen100.de der renommierte Vermögensverwalter BlackRock wieder vermehrt auf CDS einzelner Schuldner setzen. Auf dasinvestment.de wird zudem berichtet, dass die bekannten CDS-Derivate von Warren Buffet sich letztlich doch als Erfolgsfaktor dargestellt haben. Auch wenn die Regelungen mittlerweile grundsätzlich strenger geworden sind, gehören CDS auch heute noch zu sinnvollen Finanzinstrumenten.

    Weitere Derivate erfreuen sich zudem ungebrochener Beliebtheit:

    • Differenzkontrakte (CFDs) konnten in den letzten Jahren deutlich zulegen. So stieg das gehandelte Volumen von 997,9 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 1,13 Billionen Euro im Jahr 2013, wie feingold-research.com berichtete.
    • Binäre Optionen setzen sich aufgrund ihrer einfachen Struktur auch bei Kleinanleger als ergänzendes Finanzinstrument durch. In den letzten Jahren ist sowohl die Zahl der Anleger als auch die Zahl der Anbieter deutlich gestiegen.

     

    Fazit

    Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass CDS deutlich besser sind als ihr Ruf. Sie bieten Anlegern nämlich die Möglichkeit, große Risiken abzusichern und können auch für spekulative Anlageentscheidungen interessant sein. Trotzdem stellen sie mitunter auch eine Gefahr für das Finanzsystem dar, wenn es tatsächlich einmal kriselt. In solchen Momenten ist der Gesetzgeber für vorrübergehende Maßnahmen gefragt. Ob jedoch das dauerhafte Verbot von Anleihe-Leerverkäufen bei Staatsanleihen zielführend ist, muss sich erst noch erweisen. Andere Derivate wie CFDS oder auch binäre Optionen scheinen gerade in Deutschland einen richtigen Höhenflug zu erleben. Auch hier dürfte es spannend werden, wie sich die Märkte in der Zukunft entwickeln.




    Martin Brosy
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    Martin Brosy ist Tradingcoach und Mitbegründer der Trading Ausbildung www.trademy.de. Großen Einfluss auf sein ökonomisches Weltbild haben die Publikationen von Karl-Heinz Paqué und Joseph Schumpeter. Als Börsianer inspirieren ihn die Ansätze von Buffett, Burry, Livermore und Lynch.
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    Verfasst von Martin Brosy
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