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    Deutsche Post in der Märchenwelt 2.0

    Von Claudio Kummerfeld

    Die Deutsche Post versucht mit allen Mitteln die Streikenden in die Nörgler-Ecke zu stellen. Es gäbe z.B. gar keine Lohnkürzungen, und auch sei hier eine Schlichtung undenkbar, weil es sich nicht um Tariffragen handele…

    Deutsche Post Chef Frank Appel
    Deutsche Post-Chef Frank Appel
    Foto: Kandschwar / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

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    Schlichtung undenkbar

     

    Jürgen Gerdes, neben Frank Appel ebenfalls im Vorstand der Deutschen Post, ist der Meinung eine Schlichtung in dem aktuellen Streik von Verdi sei undenkbar, denn es handele sich hier nicht um einen Streit über Tariffragen. Man könne nicht schlichten bei „freien unternehmerischen Entscheidungen”. Damit meint er die Neugründungen der Regionalgesellschaften der Deutsche Post-Tochter DHL namens „DHL Delivery”. Die Argumentationsidee: Man gründet eine ganz neue Firma, und dort werden ganz neue Arbeitsverträge ausgefertigt. Dass die Mitarbeiter von DHL nur von A nach B „umgebucht” werden sollen, erwähnt er dabei nicht. Es ist kaum anzunehmen, dass die DHL Delivery neue Versandzentren baut – die Arbeit wird wohl in den selben Gebäuden, mit den selben Abläufen weitergehen wie bisher. Von „neuer Firma” ist da wohl nur auf dem Papier die Rede.

     

    Deutsche Post und Lohnkürzungen? Quatsch!

     

    Wir zitieren hier am besten aus einer Pressemitteilung der Deutschen Post:

    „Das im Vergleich zum Wettbewerb doppelt so hohe Lohnniveau verhindert aber auf mittlere Sicht, dass die Deutsche Post dauerhaft im Wettbewerb mithalten kann. Daher schlug sie vor, für zukünftige Mitarbeiter markgerechtere Löhne einzuführen, die sich an den von ver.di vereinbarten Regionaltarifen für die Logistik orientieren. Diese Gespräche hatte ver.di grundsätzlich abgelehnt. Daraufhin hatte das Unternehmen eigene Tochtergesellschaften gegründet und angekündigt, bis 2020 mindestens 10.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Inzwischen arbeiten bereits 6.000 Menschen für die neuen Gesellschaften, darunter bereits mehr als 2.000 vom externen Arbeitsmarkt, die alle nach den ver.di-Branchenlöhnen bezahlt werden. Diese neue Struktur ist unverzichtbar, um auch den heute bereits bei der Deutschen Post AG beschäftigten Mitarbeitern ihre Anstellung zu den heutigen überdurchschnittlichen Konditionen zu sichern, sagt Kreis.”

    „Niemand verliert durch die DHL Delivery seinen Arbeitsplatz. Niemand hat dadurch Lohneinbußen oder den Verlust seines Besitzstandes zu befürchten. Aber nur durch eine dauerhaft wettbewerbsfähige Lohnstruktur können wir uns auch zukünftig erfolgreich am Markt behaupten. Wir appellieren an ver.di, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und im Interesse der Beschäftigten und ihrer Zukunft zu handeln”, fordert Melanie Kreis.”

    Schon im ersten Satz sagt die Deutsche Post eindeutig, dass das Lohnniveau gedrückt werden soll. Im zweiten Absatz dann der krasse Widerspruch, niemand habe Lohneinbußen zu befürchten. Wie geht das? Kann mir das jemand erklären? Funktioniert wohl nur in der Traumwelt in der Vorstandsetage der Deutschen Post.

    Dabei wird es nicht bleiben

     

    Die Erfahrung lehrt: Bei dieser einen Auslagerung wird es nicht bleiben. Möglich, dass die Deutsche Post als nächstes in großem Umfang auch Festangestellte der Muttergesellschaft in eine eigene Gesellschaft „auslagert”. Jetzt nur eine Vermutung, aber kommt ein Vorstand ein Mal damit durch, ist er schon durch den Druck der Aktionäre und die sich verselbstständigende Spirale der Kostensenkungen gezwungen, immer weiter zu machen. Immer mehr outsourcen, immer mehr ausgliedern, immer mehr „optimieren”. Vielleicht erfindet die Deutsche Post dann für die Mitarbeiter in den Brief-Verteilzentren eine neue Gesellschaft mit dem tollen Namen „Deutsche Post Letter Distribution AG”.

    Dass es auch anders geht, zeigt der Konkurrent UPS. Eigentlich würde man gerade von einem US-Anbieter brutale Mitarbeiterausbeutung erwarten, aber gerade dieser direkte Konkurrent von DHL beweist, dass man auf Ausgliederung und selbständige Paketfahrer verzichten kann, hohe Löhne zahlen und trotzdem als Unternehmen Gewinne einfahren und konkurrenzfähig bleiben kann.

    Die Börse scheint derzeit jedenfalls den Zusicherungen von Frank Appel zu glauben, dass der Streik das Tagesgeschäft nicht allzu arg beeinträchtigt. Um am Ende noch etwas Öl ins Feuer gießen: Erst vor zwei Wochen wurde die Dividende für die Aktionäre von 0,80 auf 0,85 Euro pro Aktie erhöht… die Dividendenrendite der Post liegt derzeit bei 3,14%, die von UPS bei 2,9% – so viel zum Thema „Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit”.



    Markus Fugmann
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    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
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    Verfasst von Markus Fugmann
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