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    Devisen  973  0 Kommentare Parität weit weg

    10. Juni 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Allen Prognosen von Währungsexperten zum Trotz, die schon eine Parität von Euro und US-Dollar ausgerufen hatten: Der Euro zeigt sich wieder stärker. Die Gemeinschaftswährung kostet – nach einem kurzen Schwächeanfall im Mai – aktuell 1,13 US-Dollar, im März waren es im Tief weniger als 1,05 US-Dollar. „Das liegt vor allem an den stark gestiegenen Zinsen in Europa“, erklärt Christian Apelt von der Helaba. Zudem spiele der Schuldenstreit mit Griechenland kaum noch eine Rolle.

    Apelt zufolge ist der US-Dollar von den Bewertungsrelationen her sogar immer noch zu teuer, die Helaba prognostiziert Kurse von 1,15 bis 1,20 US-Dollar zum Euro im Laufe des Jahres. Die US-Wirtschaftsdaten hätten im ersten Quartal enttäuscht, Europa präsentiere sich hingegen besser als von vielen erwartet. „Der Ausnahmezustand mit negativen Zinsen ist vorbei, die Wetten gegen den Euro werden aufgelöst.“

    USA: Zinserhöhung, aber keine Wende

    Auch die Bremer Landesbank rechnet mit einer weiteren Erholung. „Sobald eine Lösung des Griechenlandproblems da ist, egal welche, wird der Euro bis auf 1,20 US-Dollar steigen“, bemerkt Moritz Westerheide. Davor sieht die Bank den Wechselkurs zwischen 1,0950 und 1,1450 US-Dollar zum Euro. Als Grund nennt der Analyst die konjunkturelle Erholung in Europa, zudem rechnet er zwar mit einer Zinserhöhung in den USA, aber keiner echten Zinswende. „Der Leitzins wird wohl angehoben, aber nur in homöopathischer Dosis. Im nächsten Jahr könnte der Zins schon wieder sinken.“

    „Der jüngste Höhenflug des Euro dürfte sich kaum als nachhaltig erweisen“, meint hingegen Esther Reichelt von der Commerzbank. Die EZB werde nämlich kaum zulassen, dass ein stärkerer Euro die Aufwärtstendenz der Inflationsrate gefährde. „Deshalb wird sie auf expansivem Kurs bleiben, was den Euro im Jahresverlauf weiter schwächen dürfte.“

    Türkische Lira schwer angeschlagen

    Auch gegenüber fast allen wichtigen anderen Währungen hat der Euro im Monatsvergleich zugelegt, besonders stark – abermals – gegenüber dem neuseeländischen Dollar, gefolgt vom südafrikanischen Rand und der norwegischen Krone.

    Was Türkei-Reisende angesichts der bevorstehenden Sommerferien freuen dürfte: Die türkische Lira ist stark unter Druck geraten, die Währung ist diese Woche gegenüber dem US-Dollar auf ein Allzeittief von 2,76 Lira gefallen, gegenüber dem Euro bewegt sie sich mit aktuell 3,0945 Lira nahe dem Rekordtief. Das hat innenpolitische Gründe: Die Regierungspartei AKP hat bei den Parlamentswahlen am Wochenende die absolute Mehrheit verfehlt und muss nun einen Koalitionspartner suchen, was für Unruhe im Land sorgt.

    Lange war der russische Rubel der große Gewinner am Devisenmarkt 2015, seit einigen Wochen schwächelt die Währung aber wieder. Ein Euro kostet aktuell knapp 62 Rubel nach weniger als 55 Rubel Mitte April. Dem vorausgegangen war – ausgelöst durch die Ukrainekrise und Sanktionen des Westens – ein heftiger Verfall, Mitte Dezember notierte der Euro bei fast 100 Rubel. „Die erneute Abschwächung liegt im Interesse der russischen Notenbank“, erklärt Apelt. Diese kauft seit Mitte Mai Devisen, um – wie sie sagt – ihre Fremdwährungsreserven aufzustocken. Analysten zufolge dient die Maßnahme aber auch der Schwächung des Rubels, der durch den starken Anstieg der Wirtschaft schaden könnte.

    Franken etwas schwächer

    Gegenüber dem Schweizer Franken hat der Euro ebenfalls zuletzt gewonnen, aktuell notiert er bei 1,0497 Franken. Laut HSH Nordbank setzt neben der aufkeimenden Hoffnung in Sachen Griechenland und den steigenden Renditen in der Eurozone auch eine Aussage des Vorsitzenden der Schweizer Nationalbank (SNB) Thomas Jordan den Franken unter Druck. „Er betonte erneut, dass die Schweizer Währung derzeit deutlich überbewertet sei und die SNB bereit sei, erforderlichenfalls zulasten des Franken zu intervenieren.“ Sollte in dieser Woche keine Einigung mit Griechenland erzielt werden, dürfte der Franken nach Ansicht der Bank wieder aufwerten und das Währungspaar deutlich unter die Marke von 1,05 drücken.

    von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
    © 10. Juni 2015



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