Griechenlands letzte Rettung
Sinn fordert den Weekend-Grexit - Zurück zur Drachme in nur einem Wochenende
Erst erklärt uns Hans-Werner Sinn die Taktik der griechischen Regierung (siehe hier), nun stellt der ifo-Präsident seinen Grexit-Plan vor. Demnach reiche ein einziges Wochenende, um zur Drachme zurückzukehren.
Sie kennen das sicher. Kaum ist Montag, wünschen wir uns das Wochenende zurück. Wochenende, Zeit zur Erholung. Manch einer nutzt die freien Tage aber auch gerne für das ein oder andere kleine Projekt. Sei es, um den Garten auf Vordermann zu bringen, den Kleiderschrank auszumisten … oder mal eben die alte Währung wiedereinzuführen. Denn auch das soll laut Hans-Werner Sinn innerhalb von nur einem Wochenende möglich sein.
So stellt sich Sinn den Weekend-Grexit vor:
Samstag und Sonntag würden zur gesetzlichen Umstellung von Euro auf Drachme genutzt werden. Dazu müsste man lediglich die Drachme in sämtlichen Dokumenten anstelle des Eurozeichens setzen. „Die Zahlen in den Verträgen bleiben gleich, nur die Währung ändert sich von Euro in Drachme“, erklärt Sinn der „Welt“ zufolge in Berlin. Und siehe da, zu Beginn der neuen Woche wäre die Drachme plötzlich wieder offizielles Zahlungsmittel.
Natürlich kann die griechische Zentralbank unmöglich übers Wochenende neue Geldscheine aus dem Hut zaubern. Aus diesem Grund würden die Euro-Scheine im ifo-Planspiel erst einmal weiter als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Danach könnte sich die griechische Regierung nach getaner Arbeit zurücklehnen, alles andere erledigen die Märkte. Diese, so Sinn, würden nämlich innerhalb kürzester Zeit den Wechselkurs von Drachme und Euro festlegen: „Die Abwertung findet sofort statt.“
Auf zwei harte Jahre folgt der Boom
Als nächstes müsste sich die griechische Bevölkerung auf „ein bis zwei harte Jahre“ einstellen, da eine Abwertung einen realen Einkommensverlust bedeuten und der Lebensstandard in der Folge sinken würde. Trotzdem hält der ifo-Präsident die Wiedereinführung der Drachme für den „sozial verträglichsten Weg“. So würde die – schätzungsweise um 50 Prozent - abgewertete Drachme der Wirtschaft neues Leben einhauchen. Die Idee: Weil Importe zu teuer wären, müssten die Bürger auf heimische Produkte ausweichen. Das käme der Wirtschaft des Landes zugute, allen voran dem Agrarbereich und der Textilproduktion. Sinn rechnet mit vielen neuen Arbeitsplätzen.
Lesen Sie auch
Darüber hinaus könnte die billige Drachme wieder mehr Touristen ins Land locken. Auch das zuvor geflüchtete Kapital würde nach Griechenland zurückkehren, glaubt Sinn und prophezeit einen Bauboom, da sich Immobilien mit der Abwertung schlagartig verbilligen würden.
„Das Experiment ist gescheitert“
Für Sinn ist der Grexit damit alternativlos. Im Gegenteil, ohne einen Austritt aus der Euro-Zone sieht der ifo-Präsident die Demokratie des Landes in Gefahr. „Ich frage mich, ob die griechische Demokratie robust genug ist um die Katastrophe in der Euro-Zone zu überstehen.“ Sinn erinnert daran, dass die Schulden Griechenlands in den vergangenen fünf Jahren von 48 Milliarden auf heute 330 Milliarden Euro gestiegen seien. Aus diesem Grund sei es endlich an der Zeit, die Sache zu beenden. „Hinauszögern und Vertuschen der Wahrheit durch neue Kredite hilft niemanden. Griechenland kann und wird nicht zurückzahlen“, zitiert ihn „Focus Online“. Je früher man diese Verluste ehrlich verbuche, desto besser sei es für alle Beteiligten. „Das Experiment ist gemacht worden, und es ist gescheitert. Man findet keine besonderen Gründe, um das fortzusetzen.“