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Börsen steigen - Gläubiger im Schuldenstreit eingeknickt?
Das griechische Theaterstück nimmt quasi täglich an Spannung zu. Immer weiter steuert es auf seinen fulminanten Höhepunkt zu. Und das Beste: keiner der Beteiligten kennt den Schluss! Hier die jüngste Entwicklung brühwarm.
Nach den Worten des Eurogruppen-Chefs Dijsselbloem haben die gestrigen Eurogruppen-Gespräche mit Griechenland zu keinem Deal geführt, da zu wenig glaubwürdige Vorschläge auf den Tisch gebracht wurden. Athen nähere sich damit einem Grexit. Dijsselbloem weiter: „Sollte es nicht möglich sein Griechenland in der Eurozone zu halten sind wir für alle Eventualitäten vorbereitet“. Eine Vereinbarung sei weiter möglich, hänge aber von Griechenland ab.
Medienberichten zufolge hat die griechische Notenbank wegen massiver Geldabflüsse bei den Banken einen Antrag auf Aufstockung der ELA-Nothilfen gestellt. Die EZB wird sich heute in einer Telefonkonferenz mit dem Thema befassen. Ohne neue ELA-Kredite könnten die griechischen Banken schon bald schließen müssen.
Krisentreffen der EU-Regierungschefs am Montag: Nur Show?
Die Regierungschefs der Eurozone werden sich am Montag bezüglich Griechenlands treffen. Fraglich ist allerdings, was dieses Treffen bringen soll, wenn Athen keine neuen Vorschläge macht. Die Töne von beiden Seiten haben sich zuletzt deutlich verschärft. EU und IWF halten einen Grexit jetzt für „beherrschbar“. Insbesondere warnte IWF-Chefin Lagarde Griechenland vor einem Zahlungsverzug im Juni. Wir erinnern uns: Athen kündigte vor wenigen Tagen an, seine IWF-Schulden von 1,6 Milliarden Euro erst in 6 Monaten begleichen zu wollen, da dies mit den Statuten des IWF vereinbar sei. Der IWF sieht das offenbar gänzlich anders. Lagarde sagte gestern in Luxemburg, einen weiteren Zahlungsaufschub als bis Ende Juni könne es nicht geben. Im griechischen Regierungslager waren zuletzt Stimmen laut geworden, die Überweisung an den IWF zu verweigern, falls bis Monatsende keine Einigung mit den internationalen Gläubigern steht. Der IWF bekommt inzwischen kalte Füße und zieht sich offenbar komplett aus der weiteren Alimentierung Griechenlands zurück, wie die „Zeit“ berichtet.
Ein griechischer Parlamentsausschuss erklärte unterdessen die Schulden des Landes für illegal. Diese sollten daher nicht zurückgezahlt werden. Das ist eine neue Qualität von Dreistigkeit. Wer hat nochmal die Schulden gemacht?
Der frühere EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark rechnet trotzdem damit, dass die internationalen Gläubiger im Schuldenstreit letztlich nachgegeben werden. "Die Gläubiger werden einlenken, indem sie weniger Bedingungen stellen und indem sie neues Geld zur Verfügung stellen, um auf jeden Fall und [...] was es auch kosten möge, Griechenland im Euro zu halten", sagte er im rbb-Inforadio. Hauptursache: Die US-Regierung übe Druck auf die Europäer aus, Griechenland zu helfen, um zu vermeiden, dass Nato und EU destabilisiert werden, so Stark weiter. Mehr dazu und zu den Reaktionen der Börsen in meinem zweiten Beitrag.