Börsengang
Börse im Liebesrausch - Tinder will mit Investoren flirten
Die Börse ist im Liebesrausch. Zur heißen Nummer der Seitensprung-Agentur Ashley Madison gesellt sich demnächst die schnelle Nummer von Tinder. Die bekannte Dating-App will nämlich aufs Börsenparkett.
Hach ja, die Liebe. Sind wir ehrlich: Tief in unseren Herzen schlummert in jedem von uns ein hoffnungsloser Romantiker. Einer, für den die Liebe über alles geht. Job, Geld, Wohlstand … wer braucht das schon. Luft und Liebe - das ist es, was zählt.
Klingt in der Theorie super romantisch, aber in der Praxis wird die Sache mit der Luft und der Liebe leider irgendwann schwierig so ganz ohne ein bisschen Bargeld. Wie gut, dass nun auch die Börse vom Liebesrausch erfasst wird. So lässt sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Und auf dem Börsenparkett kann künftig nach Herzenslust geflirtet werden… bzw. getindert.
Tinder und Co. wollen an die Börse
Im Jahr 2012 gegründet, im Jahr 2015 schon an die Börse: Tinder gilt als DIE Dating-App der Stunde und will nun auch das Börsenparkett im Sturm erobern. Gemeinsam mit anderen Dating-Plattformen wie OkCupid oder Match.com soll Tinder Ende des Jahres an die Börse gehen. Der New Yorker Mutterkonzern hinter den Flirt-Portalen, IAC/InteractiveCorp, kündigte vor Kurzem einen Börsengang der Tochter Match Group an, in der Tinder und Co. gebündelt sind. Im ersten Vierteljahr 2015 steuerte die Match Group 239,2 Millionen US-Dollar zum Gesamt-Umsatz von IAC in Höhe von 772,5 Millionen US-Dollar bei. Der Börsengang soll im vierten Quartal 2015 stattfinden. Allerdings sollen zunächst nur 20 Prozent der Anteilscheine in den öffentlichen Handel gebracht werden.
„Ich habe schon lange das Gefühl, dass es gesund ist, Einheiten, die an Größe und Reife gewinnen, die Trennung und die Unabhängigkeit von ihrem Mutterkonzern zu ermöglichen“, sagte Barry Diller, Vorstandsvorsitzender von IAC,in der „New York Times“. Gregory R. Blatt, Chef der Match Group, ergänzte: „Die Match Group ist bereit für erhebliches Wachstum in den kommenden Jahren.“ Die Dating-Industrie habe es weit gebracht seit ihren Anfängen, aber es gebe noch viel Luft nach oben.
Investoren dürften vor allem ein Auge auf Tinder werfen, das derzeit wohl heißeste Eisen im Dating-Feuer. Der Erfolg Tinders lässt sich am ehesten damit erklären, dass die App die Zeichen unserer Zeit verstanden hat: Alles muss schnell gehen, sogar das Daten. Um tausende Profile zu wälzen oder in endlosen Unterhaltungen die oder den Richtige(n) zu finden, dafür bleibt vielen heutzutage schlichtweg keine Zeit, es lebe der Augenblick. Tinder hat das begriffen und den Augenblick quasi zum Mittelpunkt seiner Geschäftsidee gemacht. Und so funktioniert‘s:
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„Swipe right to like or left to pass“
Nutzer melden sich mit ihrem Facebook-Profil bei Tinder an, die Dating-App erhält Zugang zu den dort veröffentlichten Bildern. Daraus wählen die Nutzer einige Bilder aus, dazu noch ein flotter Satz über sich selbst und fertig ist das Tinder-Profil. Damit geht es dann auf Beutejagd. Tinder zeigt dem Nutzer die Profilbilder anderer Nutzer, die sich gerade in einem vorab definierten Umkreis befinden. Die Brautschau beginnt: Innerhalb von Sekunden entscheiden die Nutzer, ob ihnen das Bild gefällt. „Swipe right to like or left to pass“, heißt es bei Tinder auf der Seite. Erst wenn beide das Bild des anderen nach rechts gewischt haben, erhalten sie die Möglichkeit zu chatten und sich näher kennenzulernen. Der Vorwurf, über Tinder ließe sich nicht die große Liebe finden, schnelle Nummern dafür umso besser, scheint angesichts dieser Kombination von Schnelligkeit und Oberflächlichkeit wohl nicht ganz aus dem Weg zu räumen (Lesen Sie außerdem: 28 ist das neue Alt - Dating-App Tinder entsetzt Wall Street).
Die Börse im Liebesrausch
Wie dem auch sei, der Erfolg gibt Tinder Recht. Das Unternehmen soll Analysten zufolge inzwischen mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar wert sein und dürfte daher die Börse kräftig aufmischen.
Übrigens ist Tinder nicht der einzige IPO-Kandidat aus dem Liebesgeschäft. Zur schnellen Nummer der Dating-App könnte sich nämlich die heiße Nummer von Ashley Madison gesellen. Die Seitensprung-Agentur sorgt demnächst wohl für einige unmoralische Angebote an der Börse (siehe: Seitensprung-Aktien – Ein unmoralisches Angebot für Investoren).