US-Ökonom befürwortet Grexit
Krugman verteidigt Tspiras - "Die Geldgeber haben eine monströse Torheit begangen"
In der Riege all jener US-Ökonomen, die das Verhalten der Geldgeber kritisieren, darf ein wichtiger Name nicht fehlen: Paul Krugman. Auch er würde die europäische Sparpolitik am liebsten in der Luft zerreißen. In seinem Blog bei der „New York Times“ schlägt er sich einmal mehr auf die Seite der griechischen Regierung.
Ministerpräsident Alexis Tsipras sieht sich seit der überraschenden Ankündigung, am kommenden Sonntag ein Referendum über die Sparmaßnahmen abzuhalten, vielerorts mit dem Vorwurf konfrontiert, er handle unverantwortlich. Krugman sieht das anders. Seiner Meinung nach tue Tsipras mit dem Referendum genau das Richtige. Einerseits, so der Wirtschaftsnobelpreisträger, würde ein positiver Wahlausgang die demokratische Legitimation der Regierung erhöhen. Andererseits sei die griechische Bevölkerung durch das Referendum dazu aufgerufen, Prioritäten zu setzen: Entweder akzeptiert sie härtere Sparmaßnahmen oder sie ist bereit, den Euro zu verlassen. So oder so werde die Entscheidung Tsipras ein Mandat erteilen das zu tun, was er tun muss, „sollte es die Troika zu weit treiben.“
Genau das habe sie allerdings schon längt getan, findet Krugman. „Es war eine monströse Torheit der Geldgeber und der Institutionen, es überhaupt so weit getrieben zu haben.“ Er könne es Tsipras nicht verübeln, dass er sich nun den Wählern zuwende anstatt sich von ihnen abzuwenden.
Ein Grexit wäre wohl die bessere Option
Krugman selbst würde beim Referendum definitiv mit Nein stimmen. In einem weiteren Blogeintrag nennt er zwei Gründe für diese Entscheidung. Zwar mache ihm die Aussicht auf einen Grexit genauso Angst wie vielen anderen. Allerdings deute die Kosten/Nutzen-Analyse darauf hin, dass ein Austritt aus der Euro-Zone inzwischen vorteilhafter wäre als jemals zuvor. Und: „Vielleicht, nur vielleicht, inspiriert die Bereitschaft zum Austritt zu einem Umdenken, wahrscheinlich aber nicht“, schreibt Krugman. Unabhängig davon könnte eine Abwertung wohl kaum ein größeres Chaos anrichten als ohnehin schon vorherrsche. Umgekehrt könnte eine Abwertung aber den Weg zu einer Erholung bereiten.
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Als zweiten Grund, warum er Nein stimmen würde, nennt der US-Ökonom die Implikationen, die von einem Ja-Ergebnis ausgingen. Die Troika habe Tsipras ein Angebot unterbreitet, das er unmöglich annehmen könne und das wahrscheinlich mit Absicht. Krugmans Schlussfolgerung: „Das Ultimatum war faktisch ein Schachzug, die griechische Regierung zu stürzen. Selbst wenn man Syriza nicht mag sollte das jeden beunruhigen, der an die europäischen Ideale glaubt.“