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    DIW-Studie  3513  29 Kommentare Griechenland ist die neue DDR - Kommt jetzt der Soli für Athen?

    Vor 25 Jahren wurde die deutsche Währungsunion ins Leben gerufen. Genau wie damals die DDR liegt heute Griechenland wirtschaftlich am Boden. Und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Doch es gibt auch einen entscheidenden Unterschied: die DDR hatte den Soli.

    Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat sich anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der deutschen Währungsunion mit der Frage beschäftigt, inwieweit die Situation der DDR damals mit der Griechenlands heute verglichen werden kann. Und siehe da, DIW-Chef Marcel Fratzscher hat „eine Reihe interessanter Parallelen“ entdeckt.

    Keine funktionierende staatliche Institutionen, keine wettbewerbsfähige Wirtschaftsstruktur und haltlose politische Versprechungen – das zeichnete die DDR damals ebenso aus wie Griechenland heute, so Fratzscher im DIW-Interview. In beiden Ländern hätte die Politik riesige Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten werden konnten. Den Bürgern in Ostdeutschland seien „blühende Landschaften“ versprochen worden. Das Gleiche tue die griechische Regierung heute. „Sie hat das Blaue vom Himmel versprochen, was natürlich nicht einzuhalten ist.“

    Aber nicht nur zwischen DDR und Griechenland, auch zwischen der deutschen und der europäischen Währungsunion ließen sich laut DIW Parallelen ziehen. Beide seien in erster Linie politisch gewollt gewesen. So wurde die Währungsunion 1990 dazu genutzt, schnellstmöglich Nägel mit Köpfen zu machen. Nach Ansicht von DIW-Ökonom Karl Brenke galt es, „angesichts einer unsicheren außenpolitischen Lage, die Chance der Wiedervereinigung zu nutzen und mit einer gemeinsamen Währung irreversible Fakten zu schaffen.“

    Ähnlich die Situation in Europa. Auch hier entschieden sich die Gründungsväter, den Euro als „Grundstein“ für eine dann folgende europäische Integration zu legen, anstatt die Gemeinschaftswährung als „Krönung“ ans Ende dieses Integrationsprozesses zu setzen. Sowohl in Deutschland als auch in Europa wurden demnach politische Fakten geschaffen, die es dann galt, auch ökonomisch in die Realität umzusetzen.

    Ein „schmerzvoller Prozess“ mit Happy End

    Im Fall der deutschen Währungsunion erwies sich das als „schmerzvoller Prozess“. „Kurzfristig wurden die wenig produktiven Betriebe der DDR dem freien Handel ausgesetzt; die Industrieproduktion brach in einem Maße zusammen, das historisch ohne Beispiel ist.“ Es erfolgte die Systemtransformation durch eine Schocktherapie: „Über Nacht wurde die Wirtschaft der DDR dem Wettbewerb ausgesetzt, in dem sie zu großen Teilen nicht bestehen konnte.“ Trotzdem bezeichnet Fratzscher die schnelle Umsetzung in Ostdeutschland als Erfolg und fordert : „Gerade für die Lösung der derzeitigen europäischen Krise ist es wichtig zu verstehen, welche Lehren wir aus der deutschen Währungsunion für Europa ziehen können.“

    Denn ein wesentlicher Unterschied gebe es zwischen den beiden Währungsunionen: die deutsch-deutschen Transferleistungen. „Die deutsche Währungsunion ging mit einer Fiskalunion und hohen finanziellen Transfers von Westdeutschland nach Ostdeutschland einher, wogegen solche fiskalischen Transfers innerhalb der Eurozone sehr viel geringer sind.“ Griechenlands Transformationsprozess dürfte deshalb deutlich langsamer verlaufen, so Fratzscher.

    Ein Soli für Griechenland?

    Spannt man diesen Argumentationsfaden weiter, scheint die Lösung naheliegend: Griechenland braucht einen Soli. Genau wie die deutschen Steuerzahler seit Jahren den Aufbau Ostdeutschlands durch eine Sondersteuer unterstützen, könnten (oder sollten?) die europäischen Bürger Griechenland finanziell unter die Arme greifen. Ein interessantes Projekt in diese Richtung gibt es bereits: „Greek Bailout Fund – Politiker debattieren, hier wird gehandelt – Crowdfunding mal anders“.

    „Haben wir nicht schon genug gezahlt?“, werden viele jetzt schreien. Aber haben wir das wirklich? Haben wir wirklich für den Wiederaufbau eines gebeutelten Landes gezahlt oder wurde unser Geld nicht vielmehr dazu genutzt, die Banken zu retten (Lesen Sie hierzu: "Wenn es Solidarität gab, dann mit deutschen und französischen Banken")? Und davon einmal abgesehen stellt sich doch die Frage, was am Ende teurer wäre – ein Soli für Griechenland oder das Land in die Pleite und in den Grexit stürzen zu lassen? Denn eins ist klar: die deutschen Steuerzahler werden Griechenland so oder so finanziell helfen müssen.




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    DIW-Studie Griechenland ist die neue DDR - Kommt jetzt der Soli für Athen? Genau wie damals die DDR liegt heute Griechenland wirtschaftlich am Boden. Und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Doch es gibt auch einen entscheidenden Unterschied: die DDR hatte den Soli.

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    Kommentare

    Avatar
    28.12.23 17:32:36
    :laugh:

    17.12., 28.12.
    »Economist« kürt Griechenland zur besten Wirtschaft des Jahres
    Eine Analyse des britischen Wirtschaftsmagazins »Economist« bescheinigt ausgerechnet Griechenland gute Noten. Deutschland rangiert auf den hinteren Plätzen.
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/economist-kuert-griechenla…
    Which economy did best in 2023? Another unlikely triumph
    https://www.economist.com/finance-and-economics/2023/12/17/w…
    ...
    Bereits zum zweiten Mal in Folge steht Griechenland auf Platz eins. Der »Economist« schreibt von einem »bemerkenswerten Ergebnis«. Immerhin steckte das Land noch vor wenigen Jahren in einer schweren Staatsschuldenkrise, die 2015 fast zum Euro-Austritt geführt hatte.

    In diesem Jahr ging es vor allem an den Börsen nach oben, griechische Aktien legten um rund 43 Prozent zu. Gleichzeitig ist die Inflation vergleichsweise niedrig, sie lag zuletzt bei nur 3,4 Prozent.

    ...

    Auf Platz zwei landet Südkorea, dahinter die USA. Deutschland ist weit abgeschlagen und landet nur auf dem 27. Platz. Die deutsche Wirtschaft hatte mit einer hohen Inflation, einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung zu kämpfen. »Deutschland kämpft mit den Folgen des Energiepreisschocks und der zunehmenden Konkurrenz durch importierte chinesische Autos«, schreibt der »Economist«.

    Schlusslicht ist in diesem Jahr Finnland, das vor allem von teuren Energielieferungen aus Russland abhängig ist.
    Avatar
    28.11.23 22:14:33
    Zitat von faultcode: :laugh:

    27.11.
    etzt schlagen die (Ex-)Pleite-Griechen zurück: Verkauft doch EURE Inseln, ihr Pleite-Deutschen!
    Sind wir schon so pleite, dass wir Rügen oder Sylt verkaufen müssen?
    https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/jetzt-schl…
    ...
    Nun spielt einer den Ball zurück, der auf dem Höhepunkt der Schulden-Krise, in die Athen ganz Europa gestürzt hatte, Kraftwerke und Betriebe verkaufen sollte: Panagiotis Lafazanis (71), unter dem ganz-linken Regierungschef Alexis Tsipras und seinem wilden Finanzminister Yanis Varoufakis 2015 Energie- und Umweltminister.
    ...

    „Die Regierung muss sowohl den Bürgern als auch den Unternehmen Notsteuern auferlegen, um das Problem zu lösen.“ Seine Prognose: „Dies wird eine Krise in Deutschland auslösen, aber das Geld wird sonst nicht eingenommen werden.“

    Und dann packt der Grieche den Sparhammer aus: „Eine weitere Lösung wäre der Verkauf öffentlicher Vermögenswerte wie Inseln, um schnell große Summen aufzubringen.“
    ...

    Ex-Minister Lafazanis zu BILD: „Sollten die Deutschen das nicht selbst in den Griff bekommen, dann müssen sie sich unter die Aufsicht der Troika begeben. Dann werden sie gezwungen.“

    ...


    Na ja Griechen dürfen ja auch mal Witze machen. Ist das der Politiker dem mal 3 Kerle die Fratz poliert haben ??? Ja Griechen sind halt noch richtige Kerle , da kannste auch mal in eine Faust reinlaufen, sollte eigentlich Schule machen.
    Wir sind bei ca 67 % Schulden habe ich was gehört , die Griechen über 100 % in Zahlen sind die 100% der Griechen bestimmt 10 % von unserem Bruttoinlands Produkt
    Wie sagte mal ein Banker also Erdnüsse :laugh:
    Avatar
    27.11.23 13:19:36
    :laugh:

    27.11.
    etzt schlagen die (Ex-)Pleite-Griechen zurück: Verkauft doch EURE Inseln, ihr Pleite-Deutschen!
    Sind wir schon so pleite, dass wir Rügen oder Sylt verkaufen müssen?
    https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/jetzt-schl…
    ...
    Nun spielt einer den Ball zurück, der auf dem Höhepunkt der Schulden-Krise, in die Athen ganz Europa gestürzt hatte, Kraftwerke und Betriebe verkaufen sollte: Panagiotis Lafazanis (71), unter dem ganz-linken Regierungschef Alexis Tsipras und seinem wilden Finanzminister Yanis Varoufakis 2015 Energie- und Umweltminister.
    ...

    „Die Regierung muss sowohl den Bürgern als auch den Unternehmen Notsteuern auferlegen, um das Problem zu lösen.“ Seine Prognose: „Dies wird eine Krise in Deutschland auslösen, aber das Geld wird sonst nicht eingenommen werden.“

    Und dann packt der Grieche den Sparhammer aus: „Eine weitere Lösung wäre der Verkauf öffentlicher Vermögenswerte wie Inseln, um schnell große Summen aufzubringen.“
    ...

    Ex-Minister Lafazanis zu BILD: „Sollten die Deutschen das nicht selbst in den Griff bekommen, dann müssen sie sich unter die Aufsicht der Troika begeben. Dann werden sie gezwungen.“

    ...
    Avatar
    22.10.23 21:31:59
    Na ja ich durfte als Techniker mit Menschen aus den ''neuen Bundesländern '' arbeiten. Da war nichts , gar nichts. Kein Wissen , woher auch ?? Und vor allem Keine , absolut keine Lust was zu arbeiten . Das traurige ist das es mir von jedem bestätigt wurde der mit den Personen in Kontakt kam , schlimm
    Und ich glaube sowas gibt es auch im Süden , man ist halt gewohnt die Angel ins Wasser zu halten u. entweder es beißt was oder halt nicht. Und ja die Griechen leben halt wie die Römer , die Ägypter u. wie bald auch die Deutschen von dem wir waren mal ......

    UND wir müssen die Unterstützen , sonst kommen die zu uns, bei uns ist ja jetzt auch bis Oktober Sommer. :keks:;):laugh:
    Und lieber 10 Griechen als ein Afghane oder ................... oder ..... oder,...... Leute es wird jeden Tag bekloppter auf der Welt.
    Was ein Glück bin ich 66 u. habe meine Kinder u. Enkel sicher versorgt.
    Avatar
    22.10.23 12:43:12
    21.10.
    S&P raises Greece to investment grade for first time in more than a decade
    This is the first upgrade from junk by one of the ‘big three’ ratings agencies.
    https://www.politico.eu/article/sp-raise-greece-investment-g…
    ...
    Greece's credit rating was raised to investment grade by Standard & Poor’s in the first such move by one of the three major rating agencies since the country was shaken by the debt crisis more than a decade ago.

    S&P Global upgraded Greece late Friday to BBB- from BB+, citing the country's improved budgetary position, in a move that the government hopes will boost market confidence, attract foreign investments and lower borrowing costs. S&P said the ratings outlook is stable.

    “Proud of the recognition of what our country has achieved,” Greek Prime Minister Kyriakos Mitsotakis posted on social media. “We are determined to continue our reform agenda, a path that is attracting investment, creating jobs and achieving inclusive growth.”

    Securing investment grade was a key target for the conservative leader, who secured a second term with a landslide victory in June.

    ...


    Prof. Fratzscher: ist das auch so eine "interessante Parallele"?

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