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    Martin Armstrong  20409  6 Kommentare „Politiker haben null Ahnung von Euro und Finanzen“

    Die griechische Bevölkerung wird Sonntag auf den Abstimmungszetteln Farbe bekennen müssen. Stimmen sie mit Nein (Oxi) oder Ja (Nai) im Referendum um die Reform- und Sparvorgaben der Gläubiger?

    Ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen wird erwartet. Griechenlands Premier Alexis Tsipras sprach in seiner jüngsten Fernsehansprache von Erpressung, dem Kampf um die Ehre des Landes und fordert ein NEIN zum Vorschlag der Gläubiger. Während die griechische Regierung den Kampf um die Demokratie ausruft, sprechen die Geldgeber von einer Abstimmung um den Verbleib des Landes in der Eurozone.

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    Doch was bedeutet das für die Eurozone? wallstreet:online hatte die Möglichkeit, mit Martin Armstrong, Erfinder des bekannten „Economic Confidence Models“, über die Konstruktion der Eurozone, der Gemeinschaftswährung und das Problem der Staatsverschuldung, zu sprechen. 

     

    Sie werden Griechenland aus dem Euro drängen

    Das Problem mit Griechenland ist recht einfach erklärt, sagt Martin Armstrong: „Anstatt die Schulden zu konsolidieren, was die Basis für ein stabiles Europa gewesen wäre, wurde jedes Land in Europa mit seiner Staatsverschuldung allein gelassen. Mit der Umstellung auf den Euro und dem Anstieg der Gemeinschaftswährung stieg auch die Verschuldung der Staaten.“

    Dabei wäre es so einfach gewesen, betont Armstrong. Wir hätten nur einmal in die Geschichte zurückgehen und schauen müssen, was Alexander Hamilton als einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten gemacht hat. Die Schulden der Einzelstaaten wurden konsolidiert und damit der Grundstein für eine starke Nation gelegt. „Das wäre auch die geeignete Struktur für die Gemeinschaftswährung gewesen. Das hatte ich ihnen bereits 1997 gesagt. Doch sie sagten mir, dass die europäische Bevölkerung dies als Vergemeinschaftung der Schulden sehen und dem nicht zustimmen würde.“

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    Aus diesem Grund wollten sie erstmal die Währung einführen und im zweiten Schritt die Verschuldung in Euro angehen. Doch dazu kam es nicht, so Armstrong und nennt es “das europäische Problem: Niemand hat je Phase II angestoßen.“ Und was passiert nun? „Sie werden Griechenland aus dem Euro drängen. Das Land kann seine Schulden nicht auf diesem hanebüchenden Niveau zahlen. Griechenland wird somit automatisch aus dem Euro austreten. Und wenn das geschehen ist, werden die Investoren sich nach den nächsten Kandidaten umschauen und Portugal, Spanien und Italien attackieren. Das System ist nicht tragfähig.“

     

    Manipulation der Wirtschaft zum eigenen Machterhalt

    Schuld an der Misere ist laut Armstrong das politische System. „Das Problem in Europa besteht darin, dass Politiker die Funktionsweise von Währungen nicht verstehen. Warum? Überall in der Welt besteht die Mehrzahl der Politiker aus Anwälten. Diese haben null Ahnung von Finanzen. Sie sehen die Welt nur aus ihrer Perspektive. Aus dieser verfassen sie Gesetze, die dann jeder zu befolgen hat.“ Ein Fehler, findet Armstrong, denn: “Mit der realen Welt hat das nichts zu tun. Sie versuchen ständig, die Wirtschaft zu manipulieren, um ihre eigen Macht zu sichern.“

    Seiner Ansicht nach stehen wir aktuell vor dem Höhepunkt eines Problems, das seit den 50er Jahren seinen Lauf nahm: „Jahr über Jahr über Jahr nehmen die Regierungen einen Kredit nach dem anderen auf. Und nie zahlen sie irgendetwas zurück.“ Die Schulden werden immer wieder neu umgeschlagen. „Das Geld geht nicht in den Bau von Schulen oder Straßen, sondern durch die Hintertüren der Banken.“

    Und ergänzt: „Das ist etwas, was der Durchschnittsbürger versteht, Politiker jedoch nicht. Sie gehen dem Problem nicht auf den Grund. Ein Rettungsprogramm folgt dem nächsten und alles was sie sagen ist: Sie werden uns schon zurückzahlen.“ Doch das, so Armstrong, werde nicht geschehen.


    Die große Krise wird kommen

    Doch was, wenn die Struktur der Euro-Gemeinschaftswährung von Anfang an anders angelegt wäre. Was, wenn wir gemeinsame Euro-Anleihen hätten. Würden wir dann nicht inmitten eines Trümmerhaufens stehen? Das könne man nicht so sehen, meint Armstrong. „Wir haben ein globales Problem. Und das ist die Verschuldung der Staaten ohne die Intention, dies jemals zu begleichen.“

    Mit Blick auf das Banksystem sagt Armstrong: „Das Problem mit unserem Banksystem ist, dass die Reserven nahezu vollständig aus Staatsschulden bestehen. Das ist unser Problem. Wenn das Zinsniveau der Staatsanleihen der südeuropäischen Länder in die Höhe schnellt, werden die Banken einknicken. Da alles miteinander verbunden ist, wird sich das zu einer großen Krise ausweiten.“ Das gleiche sehen wir bei den Pensionsfonds, betont Armstrong. „Aufgrund der dramatisch gesunkenen Leitzinsen und den Investitionsrichtlinien der Pensionsfonds, vornehmlich in Staatspapiere zu investieren, werden wir in den kommenden zwei Jahren Zahlungsausfälle zu beobachten haben. Alles eine Frage der schlechten Struktur.“

     

    Die Lösung: Eine neue Weltwährung

    Und die Lösung des Problems? Hier könnte seiner Meinung eine Art neues Bretton Woods helfen. „Wir brauchen eine grundlegenden Strukturreform.“ Eine Art neuer Weltwährung, meint Armstrong.

    Zugleich warnt er: „Was uns unser Berechnungsmodell sagt und mir große Sorgen macht ist, dass sich der Westen auf dem absteigenden Ast befindet. Zuerst wird China die USA als größte Wirtschaftsmacht ablösen. Und in 20 Jahren wird China die Finanzhauptstadt der Welt sein.“ Jüngste Bestrebungen der Institutionen aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), zur stärkeren Föderalisierung der Eurozone in ein politische, fiskale und finanzielle Union, würden daran nichts ändern.

     

    Sie möchten mehr über die "New World Currency" erfahren? Lesen Sie hier mehr: Währungssystem der Zukunft: „Der IWF ist eine extrem korrupte Organisation" - Martin Armstrong im Interview.

     




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