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    Griechenland-Referendum  2654  1 Kommentar Grexit - Führende Ökonomen für Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone

    Eine Reihe führender internationaler Ökonomen hat sich für einen Abschied des Landes aus der Euro-Zone ausgesprochen. Angesichts der bestehenden Probleme könnte sich eine Rückkehr des Landes in die Eigenständigkeit womöglich als die bessere Option erweisen, urteilten die Experten laut einer Umfrage der „Welt am Sonntag“.

    “Solange Griechenland in der Eurozone ist, wird es zu erheblichen Spannungen kommen. Politische Konflikte und wirtschaftliche Probleme sind programmiert”, sagt etwa Kai Konrad, Direktor am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen. “Die griechische Wirtschaft würde sich viel besser entwickeln können, wenn das Land nicht im Euroraum ist.” In den letzten Jahren hätten die Verhandlungen um Kredite und Transfers die Politik in Griechenland dominiert. „Nach dem Ausstieg könnte das Land sich wieder darauf konzentrieren, die Weichen für eine wirtschaftliche Gesundung zu stellen”, so Konrad.   

    Für Clemens Fuest, Präsident des Mannheimer Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und designierter Nachfolger von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn, setzt die Mitgliedschaft im Euro zudem voraus, dass ein Land grundlegende Spielregeln einhält. “Mit der aktuellen Regierung und den bestehenden institutionellen Defiziten ist Griechenland außerhalb der Eurozone besser aufgehoben. Wenn Institutionen und Politik sich ändern, kann das Land zurückkehren”, sagt er.

    Andere Ökonomen verweisen allerdings darauf, dass das Land derzeit vermutlich nicht einmal über die notwendigen Rahmenbedingungen verfügt, um nach einem Euro-Austritt tatsächlich genesen zu können. Damit steige die Gefahr von extremen wirtschaftlichen Verwerfungen.  “Eine kluge und gleichzeitig starke Regierung könnte versuchen, den Abschied aus dem Euro dazu zu nutzen, um Griechenland wieder auf die Beine zu stellen“, urteilt etwa Peter Bofinger, der Wirtschaftsprofessor in Würzburg ist und Mitglied des Sachverständigenrates. „Wenn allerdings Athen der Versuchung nicht widerstehen kann, die Pensionen zu erhöhen und mehr Staatsbedienstete einzustellen, um die extrem hohe Arbeitslosigkeit und die wachsende Armut der Bevölkerung zu bekämpfen – dann ist das Risiko groß, dass der Austritt aus dem Euro in einer Hyperinflation endet.”
     
    Auch der US-Währungsexperte Barry Eichengreen von der Universität Berkeley in Kalifornien sieht im Falle eines Grexit viele Fragezeichen. “Ein Abschied Griechenlands aus der Währungsunion würde das Land vor eine Zerreißprobe stellen und eine noch stärker schrumpfende Wirtschaft sowie Inflation auslösen”, warnt er gegenüber der „Welt am Sonntag“. “Das Chaos würde noch für sehr lange Zeit, vermutlich über Jahre, bestehen.” Auch auf die Euro-Zone kämen nicht unerhebliche Risiken zu. “Ein Grexit würde den Zusammenhalt der Währungsunion schwächen und noch anfälliger für künftige Krisen machen. Das nächste Mal, wenn ein Land einen wirtschaftlichen Schock erleidet, dürften Investoren deutlich schneller als bisher den Notausgang suchen.”

    Noch deutlicher wird Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und früherer EZB-Ökonom. Aus seiner Sicht würde der Grexit sogar zu einer noch tieferen humanitären Katastrophe führen. Und auch für Deutschland und Europa sei dies die schlechtestmögliche Option, da in diesem Fall noch weniger Kredite zurückgezahlt und damit noch höhere Kosten auf die deutschen Steuerzahler zukommen würden. Fratzscher warnt daher davor, die Fehler der Lehman-Pleite vom September 2008 zu wiederholen und die Gefahr einer Ansteckung kleinzureden. “Wir alle - Griechen, Deutsche, alle Europäer - profitieren stark von der gemeinsamen Währung.”

    Andere Ökonomen erwarten indes, dass ein Ausscheiden Griechenlands sogar zum Vorteil für die krisengeschüttelte Währungsunion werden könnte. “Der Verhandlungsmarathon hat das politische Klima in Europa vergiftet und bis an seine Grenzen belastet. Die permanenten Verteilungsauseinandersetzungen wären erst einmal zu Ende”, sagt der Münchner Finanzwissenschaftler Konrad. “Der Grexit wäre auch ein klares Signal für die verbleibenden Mitglieder: Wer darauf setzt, dass die Eurozone zu einer Transferunion wird, trägt am Ende die Konsequenzen.”  





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