checkAd

    Trotz Nein-Votum  3516  4 Kommentare Varoufakis tritt zurück - "Minister No More!"

    Im Kampf gegen die Geldgeber muss der erste Kapitän von Bord - Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis kündigte am Montag überraschend und wohl nicht ganz freiwillig seinen Rücktritt an. Grund seien "gewisse Präferenzen" der Euro-Partner.

    Das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen beim griechischen Referendum war am Ende eine ziemlich klare Sache. Nach Auszählung aller Stimmen stimmten 61,31 Prozent mit OXI („Nein“). Nur 38,69 Prozent sprachen sich am Sonntag für die von den Geldgebern geforderten Sparmaßnahmen aus. Insofern dürften Premier Alexis Tsipras und Finanzminister Yanis Varoufakis nun gestärkt nach Brüssel reisen, dachte man, immerhin wissen sie die klare Mehrheit der Griechen hinter sich und ihrem Kurs. Noch am Sonntagabend kündigte Varoufakis deshalb an, nach dem Sieg der Reformgegner mit den internationalen Geldgebern neu zu verhandeln. "Ab morgen fangen wir an, unsere Wunden zu heilen." Europa dürfe nicht mehr ein riesiger eiserner Käfig der Sparpolitik sein.

    Doch am Montagmorgen dann der Paukenschlag. Eine Twittermeldung ließ die Bombe platzen: „Minister No More!“, schrieb Varoufakis und kündigte mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt an.

    "Gewisse Präferenzen" der Euro-Partner 

    Zwar stand im Vorfeld des Referendums bereits ein möglicher Rücktritt des griechischen Finanzministers im Raum. Allerdings nur im Fall eines Ja-Votums. Sollte die Mehrheit der Griechen mit Ja stimmen, werde er am Montag nicht mehr Finanzminister sein, so Varoufakis nur wenige Tage vor dem Referendum (siehe: Rücktritt oder Arm ab – Varoufakis erklärt Referendum zur eigenen Schicksalwahl). Doch es kam alles anders. Die klare Mehrheit sprach sich gegen die Sparpläne der Geldgeber aus. Trotzdem ist die Amtszeit von Varoufakis nun Geschichte.

    Grund für den überraschenden Rücktritt sind offenbar „gewisse Präferenzen“ der Euro-Partner. Kurze Zeit nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Volksabstimmung sei er aus Kreisen der Eurogruppe darauf hingewiesen worden, dass es eine „gewisse Präferenz“ gebe, dass er bei den Beratungen der Eurogruppe nicht mehr zugegen sei, schrieb Varoufakis am Montag in seinem Blog.

    Sein Rücktritt könne Ministerpräsident Alexis Tsipras möglicherweise helfen, eine Vereinbarung mit den Geldgebern zu erreichen. „Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute“, erklärte er weiter.

    Die Sache ist wichtiger als das Amt

    Den Ausgang des Referendums bezeichnete Varoufakis als „einzigartigen Moment der Geschichte, als sich eine kleine europäische Nation gegen die Schulden-Fesseln auflehnte.“ Doch wie alle Kämpfe im Geiste der Demokratie habe auch diese historische Ablehnung ihren Preis. Aus diesem Grund sei es nun entscheidend, dass das „großartige Nein“ unverzüglich in ein „Ja zu einer angemessenen Lösung“ umgemünzt werde.

    Varoufakis selbst kostet das Ergebnis nun also sein Amt. Einen Preis, den er gerne bereit ist zu zahlen, denn: „Wir von der Linken verstehen etwas davon, kollektiv zu handeln, ohne sich um Amtsprivilegien zu kümmern“, so Varoufakis, der Ministerpräsident Tsipras, den neuen Finanzminister und die Regierung weiterhin voll unterstützen will.

    "Ich trage die Abscheu der Geldgeber mit Stolz"

    In dem Rücktrittsschreiben wird deutlich: Varoufakis geht nicht freiwillig von Bord. Er geht wohlwissend, dass sein Verbleib im Amt die Bemühungen um eine Einigung torpedieren würde. Er geht zum Wohle aller und er geht, weil die Geldgeber es so wollen. Eine Tatsache, die ihn aber nicht zu stören scheint. Im Gegenteil: „Ich werde die Abscheu der Geldgeber mit Stolz tragen“, schreibt Varoufakis.

    Popstar Varoufakis hat alles erreicht - Wertsteigerung inklusive

    Eine etwas andere Sicht äußerte Jorgo Chatzimarkakis, Ex-Ehrenbotschafter der griechischen Regierung, in einem Interview auf n24. Der Rücktritt von Yanis Varoufakis sei nur eine Frage der Zeit gewesen und kam auf Druck von Ministerpräsident Alexis Tispras und seinen engsten Verbündeten zustande. Ohne Varoufakis könnte Tsipras den aktuellen Erfolg des Referendums politisch besser nutzen. Varoufakis auf der anderen Seite habe alles erreicht, was er wollte. Binnen kürzester Zeit erreichte er Popstar-Status und könnte dies nun gut für seinen Marktwert und Vorlesungen nutzen. Da seien gar 25.000 Euro pro Vorlesung drin.

    Die "Last", von den Geldgebern verabscheut zu werden, lässt sich dadurch in der Tat leichter tragen.





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Trotz Nein-Votum Varoufakis tritt zurück - "Minister No More!" Im Kampf gegen die Geldgeber muss der erste Kapitän von Bord - Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis kündigte am Montag überraschend und wohl nicht ganz freiwillig seinen Rücktritt an. Grund seien "gewisse Präferenzen" der Euro-Partner.