Griechenland - Referendum
Eine griechische Tragödie - Was bleibt und wie weiter?
„Nun ist es offiziell eine griechische Tragödie. In vielerlei Hinsicht ist es relativ leicht zu verstehen, warum die Griechen so gewählt haben. Es gab wenig zu verlieren, denn das alternative Ja zu mehr Austerität wäre kaum eine gute Wahl für eine Gesellschaft gewesen, die am Rande des sozialen Zusammenbruchs steht“, sagt Steen Jakobsen, Chefvolkswirt bei der Saxo Bank.
Was politisch als nächstes passiert, sei schwer vorherzusagen. Für die Märkte sei dies etwas einfacher:
• Der Dax wird mit einem Minus von rund 5 Prozent eröffnen und in den kommenden Wochen wahrscheinlich 10 Prozent verlieren, sofern die EZB und Fed nicht eingreifen.
• Der Spread bei Anleihen von sogenannten Club Med-Mitgliedern (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) wird in den nächsten Wochen um 20 bis 50 Basispunkte
steigen.
• Auch Bulgarien, Kroatien und Rumänien sollten eine deutliche Spread-Ausweitung erleben.
• Beim EUR/USD-Kurs sei eine Prognose schwerer. Jakobsen erwartet einen schwachen Start. Sollte Griechenland jedoch die Eurozone verlassen, werde der Kurs bis Ende der Woche stärker.
Es fehle nach wie vor eine dauerhafte Lösung. „Null Hoffnung, null Reformen und null Veränderungsbereitschaft symbolisiert das zukünftige Griechenland. Das bedeutet: Kein Zugang zu Finanzmärkten, kaum Verbündete und eine Zukunft, die falls überhaupt noch möglich, noch verzweifelter ist“, sagt Jakobsen.
Was bleibt also unter dem Strich?
• Die breite Mehrheit ist über den Wahlausgang überrascht.
• Zahlungsunfähigkeit ist jetzt das große Risiko.
• Der Grexit ist nun das Basisszenario.
• Es gibt eine 25-prozentige Chance, dass Europa diese geopolitische Situation als so wichtig erachtet, dass es die Hilfsprogramme für Griechenland trotz der harten Worte verlängert.
• Aktien werden rund fünf Prozent fallen und bei festverzinslichen Wertpapieren wird es Spread-Ausweitungen von 20 bis 50 Basispunkten geben. Osteuropa wird es härter treffen, die Unsicherheit
steigt und die griechischen Banken werden wahrscheinlich geschlossen bleiben.
Die Pretend-and-Extend-Strategie sei nun gestorben. „Hoffentlich wird sie durch einen normalen Konjunkturzyklus ersetzt, mit normalen Höhen und Tiefen. Doch zunächst werden Politiker versuchen ihr Gesicht zu wahren und noch eine sinnlose Runde drehen. Dabei ist der Patient schon tot“, sagt Jakobsen abschließend.