Insider berichten
Springer flirtet mit ProSiebenSat.1 - Fusionsgerüchte beflügeln Aktien
Entsteht im Medienbereich demnächst „Germany’s next Top-Company“? Die Gerüchteküche brodelt. Offenbar prüfen ProSiebenSat.1 und Springer eine Fusion. Die Aktien der beiden Medienkonzerne schossen vorbörslich in die Höhe.
Wie „Bloomberg“ am Montagabend unter Berufung auf Insider berichtet, soll es Gespräche zwischen der Axel Springer-Gruppe und ProSiebenSat.1 über einen möglichen Zusammenschluss geben. „Es gibt solche Absichten“, so eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die Gespräche befänden sich aber noch in einem frühen Stadium. Einem zweiten Insider zufolge sei ein möglicher Deal eher eine Frage von Monaten als von Wochen, berichtet das „manager-magazin“. Sprecher beider Unternehmen hätten einen Kommentar abgelehnt.
Klar ist: Schließen sich die beiden Unternehmen zusammen, würde ein neuer Medienriese mit beachtlicher Markt- und Meinungsmacht entstehen. ProSiebenSat.1 dominiert gemeinsam mit der RTL-Gruppe den privaten Fernsehmarkt. Die Meinungsmacht der Springer-Medien, allen voran der „Bild“-Zeitung, ist ebenfalls weitläufig bekannt. Doch genau diese Dominanz könnte einer möglichen Fusion zum Verhängnis werden.
Denn es gab schon einmal Fusionsbestrebungen. Im Jahr 2005 hatte Springer ein Auge auf ProSieben geworfen. Doch das Kartellamt stoppte den geplanten Vier-Milliarden-Deal. Auch die Medienaufsicht legte ihr Veto ein. Begründung: Springer-ProSieben wäre zu mächtig. Somit musste Springer seine Fernsehpläne erst einmal aufs Eis legen.
Dass es nun erneut Gespräche über einen Zusammenschluss geben soll, könnte auch daran liegen, dass die Verlagsgruppe im vergangenen Jahr einen entscheidenden Sieg vor Gericht erlangen konnte. Laut einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hätte die Medienaufsicht die Fusion nämlich nicht unterbinden dürfen, die Übernahme wäre medienrechtlich unbedenklich gewesen. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass die Kartellbehörden auch einen neuen Anlauf sehr genau unter die Lupe nehmen würden.
Die Anleger interessierten diese kartellrechtlichen Bedenken zunächst herzlich wenig. Sie feierten die Nachricht und schickten die Aktien auf Höhenflug. Im nachbörslichen Handel bei Lang & Schwarz legten die Springer-Aktien im Vergleich zum Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft um acht Prozent zu. Der ProSieben-Titel kletterte um vier Prozent nach oben. Auch zu Handelsbeginn am Dienstag lagen beide Wertpapiere deutlich im Plus.
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