Aktien Frankfurt
Anleger sind vorsichtig vor Griechenland-Gipfel
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Ungewissheit über den Ausgang neuer Krisengespräche zu Griechenland hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt in Verkäufe getrieben. Zwei Tage nach dem Referendum treffen sich ab Dienstagnachmittag die Spitzenpolitiker der 19 Eurostaaten, um Auswege aus der zugespitzten Schuldenkrise zu finden.
Nach einem freundlichen Handelsauftakt bröckelte der Dax im Verlauf stetig ab und notierte am Nachmittag zuletzt 0,52 Prozent tiefer bei 10 833,62 Punkten. Schon am Vortag hatte der Dax verloren, wenngleich weniger als zunächst befürchtet.
Der MDax der mittelgroßen Werte sank am Dienstag um 0,28 Prozent auf 19 618,24 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax verlor 0,18 Prozent auf 1648,11 Punkte. Für den Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,63 Prozent nach unten.
EURO-STAATSCHEFS BERATEN ÜBER GRIECHENLAND
Am Dienstag beraten zunächst die Euro-Finanzminister in Brüssel, ob mit Athen über ein neues Hilfsprogramm verhandelt werden kann. Anschließend treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten sowie EZB-Chef Mario Draghi. Vermutlich werde geprüft, inwieweit Hilfsgelder aus dem Euro-Rettungsfonds ESM für eine weitere Stützung Griechenlands in Frage kommen, mutmaßten die Analysten der LBBW. Sie schätzen die Wahrscheinlichkeit eines griechischen Euro-Austritts mittlerweile auf 60 Prozent.
"Die Odyssee geht weiter. Nach sechsmonatigen Verhandlungen, dem Platzen der Gespräche und anschließendem Referendum mit bekanntem Ausgang heißt es nun 'Zurück auf Los'", sagte Marktexperte Gregor Kuhn vom Broker IG. Sein Kollege Andreas Paciorek von CMC Markets erwartet von den Treffen entscheidende Hinweise, "wohin die Reise in Sachen Griechenland geht: Kompromiss oder Grexit".
PROMIHOCHZEIT IN DER MEDIENBRANCHE?
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Unter den Einzelwerten standen die Aktien von ProSiebenSat.1 und Axel Springer mit Gewinnen von 0,81 beziehungsweise 4,18 Prozent im Anlegerfokus. Kreisen zufolge verhandeln beide Medienkonzerne über einen Zusammenschluss. Es gebe Gespräche, sie seien aber in einem sehr frühen Stadium, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Springer wollte die Informationen nicht direkt kommentieren, dementierte am Morgen aber, dass Verlegerin Friede Springer die Kontrolle über das Unternehmen abgeben könnte.
Ein Händler zweifelte am Erfolg der kolportierten Transaktion: Der Verlagskonzern Springer habe bereits vor zehn Jahren versucht, das TV-Unternehmen ProSieben zu schlucken und sei damals von den Kartellbehörden abgewiesen worden. Ein solches Unterfangen dürfte heute nicht viel leichter werden, erklärte der Händler.
SAP PROFITIEREN VON ANALYSTENSTUDIE
Die Aktien von SAP zählten mit einem Plus von 1,04 Prozent zu den besten Dax-Werten. Händler verwiesen auf eine Hochstufung der Papiere des Walldorfer Software-Konzerns durch die Schweizer Großbank UBS. Analyst Michael Briest rechnet mit Rückenwind für den Dax-Konzern durch die schnelle Datenbanktechnik Hana. Er hob seine Anlageempfehlung von "Neutral" auf "Buy" und das Kursziel von 71 auf 72 Euro an.
Ein guter Zwischenbericht des britischen Online-Versandhändlers Asos hat am Dienstag für Fantasie beim deutschen Konkurrenten Zalando gesorgt. Die jüngst in den MDax aufgestiegenen Papiere des Internet-Handelshauses verteuerten sich um 2,65 Prozent.
Gewinnwarnungen im Technologiesektor drückten dagegen bei Infineon auf die Anlegerstimmung und ließen die Aktie um 1,48 Prozent sinken. Sowohl Samsung als auch AMD blicken überraschend pessimistisch in die Zukunft. Eine Prognosesenkung des US-Chipentwicklers AMD hatte die Aktie nachbörslich in den USA um mehr als 13 Prozent abstürzen lassen./edh/das
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---