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    Griechenland-Poker  3461  6 Kommentare Kompromiss oder Demütigung? - Erste Reaktionen auf das "Agreekment"

    Es war ein langes Wochenende mit Verhandlungen auf Biegen und Brechen. Doch am Ende zählt vor allem eins: Die Einigung im Griechenland-Poker. Der Grexit scheint damit erst einmal abgewendet, das große Drama vorbei. Doch noch sind viele Fragen offen. Nachdem alle Beteiligten die nötige Portion Schlaf bekommen haben, dürfte es daher wieder ans Eingemachte gehen. 

    Nun, da die Einigung erzielt ist und die Verhandlungen ans Eingemachte gehen, ist es an der Zeit, das bisher Erzielte Revue passieren und Experten zu Wort kommen zu lassen. Kurz nachdem die Meldung einer Einigung im Griechenland-Poker über soziale Medien die Runde gemacht hatte, erklärten EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, Eurogruppen-Präsident Jeroen Dijsselbloem und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker in einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Einschätzung zur Lage der Dinge nach dem 17-stündigen Verhandlungsmarathon.

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    Es sei ein "agreekment" getroffen worden, erklärte Donald Tusk laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" und kombinierte dafür die englischen Wörter "greek" (griechisch) und "agreement" (Einigung). Auch Jean-Claude Juncker betonte, die Einigung sei ein "Kompromiss". Zugleich lobte er die Einigung: "Da es ein Kompromiss ist, gibt es weder Gewinner noch Verlierer. Ich denke nicht, dass das griechische Volk gedemütigt wurde, und ich denke nicht, dass die anderen Europäer ihr Gesicht verloren haben." 

    Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betonte, Griechenland werde bereits in den nächsten Tagen über die verlangten Reformen beraten und abstimmen, sodass auch die anderen Parlamente der Euro-Länder bis Ende der Woche über das Rettungspaket abstimmen könnten. Bevor formale Verhandlungen beginnen könnten, müsse aber auch die Eurogruppe eine Entscheidung treffen. 

    Beinahe zeitgleich gab auch Bundeskanzlerin Angela Merkel auf einer Pressekonferenz Auskunft. Sie betonte, die Vorteile der Einigung würden die Nachteile überwiegen. Das sei eine gute Grundlage, damit "wir den Bundestag um ein Votum für die Verhandlungen bitten können", sagte Merkel und ergänzte, sie könne eine "Aufnahme von Verhandlungen aus voller Überzeugung empfehlen". 

    Der französische Präsident François Hollande präsentierte sich im Anschluss an die Verhandlungen laut "dpa-AFX" ganz als Europäer: "Was ich wollte, war mehr als das Interesse Griechenlands, es war das Interesse Europas." Er zeigte sich froh, dass Griechenland in der Eurozone bleiben könne. Ansonsten hätte die Eurozone "das Herz unserer Zivilisation" verloren, so Hollande laut "Wirtschaftswoche". 

    Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras erklärte derweil, es sei ein harter aber gerechter Kampf gewesen. Griechenland stehe jetzt vor schweren Entscheidungen, doch stellte der Ministerpräsident dem Bericht von "dpa-AFX" zufolge klar: "Wir haben das Beste erreicht, was möglich war."

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher zollt in seinem Blog Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble Respekt. Und sagt: "Die Einigung ist ein gutes Resultat für Europa und für Deutschland. Das geplante dritte Programm ist mehr als großzügig für Griechenland." Dennoch scheut sich der Ökonom, die Einigung als Erfolg zu bezeichnen: "Es ist lediglich ein erster Schritt, die wirtschaftliche Abwärtsspirale Griechenlands aufzuhalten."

    Doch längst nicht alle Ökonomen sind so optimistisch wie Fratzscher. Insbesondere warnt der Europa-Chefvolkswirt von Nordea, Holger Sandte, warnte laut "manager-magazin" vor einer Spaltung des Europaraums. "Schäuble hat viel Porzellan zerschlagen", glaubt Sandte und kritisiert: "das war kein Meisterstück der Diplomatie." 

    Gegenüber "n-tv" kritisierte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn die Einigung. Mit dem Geld werde der Lebensstandard in Griechenland künstlich über dem Niveau gehalten, das der wirtschaftlichen Leistung entspreche. Eine Genesung sei so jedoch nicht möglich. Auch glaubt Sinn, die Einigung mit Griechenland könne ein falsches Signal an andere Länder der Eurozone senden. 

    Ähnlich pessimistisch reagierte auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Er betonte, die Einigung in Brüssel bedeute keineswegs, dass das Paket durch die nationalen Parlamente komme. Insbesondere in Athen dürfte es spannend werden, glaubt Gitzel und empfiehlt daher: "Die Champagnerflaschen sollten vorerst im Kühlschrank bleiben." 

    In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Die Umsetzung der Einigung werde sehr schwierig. Schmieding hofft dennoch, dass die Regierung um Tsipras das Vertrauen der Bürger in die Umsetzung der Reformen gewinnen kann. Dann könne das Geld, "das ins Ausland transferiert oder unter den Matratzen versteckt wurde, zurückfließen und die Wirtschaft in Gang bringen". 



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