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    Geschlossene Ölfonds  8703  1 Kommentar w:o-Community in Aufruhr - Droht Anlegern von Proven Oil Canada der Totalverlust?

    Für Anleger der Proven Oil Canada (POC) verwandelt sich der Traum vom kanadischen Öl gerade in einen wahren Albtraum. Sie bekommen nicht nur seit Jahren kein Geld mehr ausgeschüttet. Jetzt sollen sie auch noch vorherige Ausschüttungen zurückzahlen, sonst droht ein Totalverlust. Die Community von w:o ist in Aufruhr.

    Geschlossene Fonds basieren auf einem einfachen Prinzip. Jemand verfolgt ein bestimmtes Investitionsziel und braucht dafür das nötige Startkapital. Das kann der Bau eines Schiffs sein, einer Immobilie und so weiter. Der Emittent rührt solange die Werbetrommel, bis er genügend Geld beisammen hat. Dann wird der Fonds geschlossen und Anlegern hoffen, bald die Früchte ihrer Investition in Form von jährlichen Ausschüttungen ernten zu können. Schließlich verheißen die prognostizierten Renditen so einiges.

    Auch im Fall der POC-Ölfonds lockten lukrative Ausschüttungen. Zu lukrativ, befanden einige Mitglieder der wallstreet:online-Community. Ihr Misstrauen war geweckt: „Wenn das wirklich alles so toll aussieht (…) Warum werden da kleine deutsche Anleger mit ins Boot geholt … das erinnert mich stark an 'Stupid German Money'“, schrieb ReneBanker im März 2011. Sein Fazit damals: „Das ist ein Sprung von der Klippe mit vorheriger Ansage !!!!“

    Nabil Khayat sah das anders. Das Konzept der POC-Ölfonds sei „schlüssig und funktioniert“, schrieb er vor vier Jahren. Allerdings unter einer Voraussetzung: Der Ölpreis müsse über 60 US-Dollar liegen. Trotzdem glaubte er, dass „die Rechnung mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgehen wird.“ Knapp zwei Jahre später, im Jahr 2013, bezeichnete er den POC Growth 4 sogar als „erste Wahl unter den Ölfonds“ (siehe hier).

    Der Traum vom kanadischen Öl wird zum Albtraum

    Wie Khayat glaubten rund 10.000 Anleger an den Traum vom kanadischen Öl. Insgesamt 254 Millionen Euro investierten sie in die geschlossenen Fonds von POC. Diese wiederum investierten das gesammelte Geld in Öl- und Gasvorkommen in Kanada. Doch der Traum sollte sich schon bald in einen Albtraum verwandeln.

    Kaum emittiert, begannen die Probleme. Wie das „manager-magazin“ berichtet, mussten bereits 2013 Umstrukturierung der Geschäfte in Nordamerika vorgenommen werden. Anschließend wurden verschiedene Öl- und Gasgebiete verkauft, um sich Liquidität zu verschaffen. Der bisherige Höhepunkt folgte 2014: POC fror bis auf weiteres die Ausschüttungen ein. Seither herrscht Ebbe an der Renditefront.

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    Doch damit nicht genug. In diesen Tagen setzt sich der Albtraum fort. In einem Schreiben an die Anleger fordert POC derzeit bereits augeschüttete Gelder zurück. Die Anleger sind entsetzt.

    „Sehr konkretes finanzielles Problem“ – POC will Ausschüttungen zurück

    Laut „manager-magazin“ sollen die Anleger durchschnittlich 9 Prozent der Einlagen bzw. 900 Euro anteilig je Beteiligung zurückzahlen. Nach Darstellung von POC sei das ein „überschaubarer“ Betrag. Insgesamt belaufe sich das Rückforderungsvolumen auf etwa 27 Millionen Euro. Offiziell soll ein „sehr konkretes finanzielles Problem“ der Grund sein, heißt es. Demnach sei die kanadische Firma COGI, in die die Ölfonds investiert sind, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil eine Bank kurzfristig auf die Rückzahlung eines Kredits in Höhe von 49 Millionen Kanada-Dollar poche. Das Geld, das POC nun von den Anlegern zurückfordert, reicht allerdings nicht aus, um den fälligen Kredit zu begleichen. Vielmehr bliebe auch danach noch ein Finanzloch von 15 Millionen Kanadische Dollar – auch das sollen laut POC die Anleger stopfen. In dem Schreiben, das dem „manager-magazin“ vorliegt, ist von „Nachrangdarlehen seitens der Investoren“ die Rede.

    Auch Mitglieder der w:o-Community betroffen

    Die Community von wallstreet:online ist in Aufruhr. Unter den betroffenen Mitgliedern wird heiß diskutiert. Bei POC stinke es gewaltig, kommentiert das Community-Mitglied Andiadm die Rückzahlungsforderungen. „Das geht glaube ich kollossal schief, und das Geld wird weg sein.“

    Viele zeigen sich verunsichert und wissen nicht, wie sie auf das Schreiben von POC reagieren sollen. Zahlen oder nicht zahlen? „Eine Rückzahlung wäre wohl der größte Fehler“, warnt Elias29. Auch Zyklotron meint: Nochmals Geld in die „Blackbox“ einzuwerfen sei „völlig abstrus“.

    Dem Community-Mitglied Allinclusive fällt die Entscheidung nicht ganz so leicht. „Welche Alternativen haben wir?“, fragt es. Immerhin sei es laut Schreiben „lediglich Goodwill der Bank (…), dass wir alle nicht schon ehemalige Eigentümer kanadischer Ölquellen sind.“ Doch das, so Allinclusive, könne sich jeden Tag ändern. „Ich sehe nur die Möglichkeit, irgendwie den Kredit abzulösen und dann auf bessere Zeiten zu warten. Nachdem verkaufen derzeit wohl eher verschleudern heisst, sehe ich diese einzelne Rückzahlung als einzige Option, auch wenn sie mir nicht gefällt. Dann aussitzen, was uns ohne Kredit im Nacken deutlich leichter fallen sollte. Aber immerhin hätten wir dann noch die meisten Quellen im Eigentum. Tun wir nichts, können wir uns mit Sicherheit von unseren Vermögenswerten verabschieden, realisieren also einen enormen Verlust und haben zudem (laut Anwalt) immer noch das erhebliche Risiko, in naher Zukunft die Rückforderung eben vom Insolvenzverwalter zu bekommen und damit unseren Verlust noch ein wenig zu steigern.“

    Wolfman15 wirft daraufhin ein, man solle nicht alles, was POC sage, nach dem Prinzip Hoffnung einfach glauben. Stattdessen sollten die Anleger „hieb- und stichfeste Nachweise“ verlangen und „daraus die richtigen Schlüsse ziehen.“

    Anlegerschützer rät: Nicht zurückzahlen!

    Tatsächlich scheint das Vorgehen von POC zumindest zweifelhaft. Das Unternehmen selbst bezeichnet die Forderungen als „juristisch zweifelsfrei“. Für sie ist klar: Die Anleger müssen zahlen. Davon rät Thomas Lippert vom Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz (AAA) im „manager-magazin“ allerdings dringend ab. POC-Investoren sollten das Geld nicht zurückzahlen, vielmehr müsse zunächst die Lage geprüft und weitere Verluste verhindert werden. Jochen Resch, Anlegeranwalt aus Berlin, hält die Forderungen ebenfalls für „zumindest strittig.“

    "Höchstwahrscheinlich ein Totalverlust"

    Die Hoffnung auf ein Happy End scheinen viele w:o-Mitglieder inzwischen aufgegeben zu haben. Wolfman15 schreibt: „Liebe Anleger, auch wenn das hart ist: unser Investment ist m.E. aus jetziger Sicht höchstwahrscheinlich ein Totalverlust. Wir sollten uns nur fragen, ob wir diesen Verlust noch maximieren wollen, indem wir weitere Zahlungen leisten.“

    Auch Krtek ist von den Rückzahlungsforderungen betroffen. Das sei schon sein zweiter Tiefschlag bei einem geschlossen Fonds in kurzer Zeit, erzählt er und hofft, dass sich möglichst viele Anleger zusammenschließen: „Denkt bitte darüber nach, ob ein gemeinsames Vorgehen nicht sinnvoll wäre…“ Andere Community-Mitglieder stimmen zu und wollen sich ebenfalls zusammentun. „Die Frage ist, wie auch Anleger erreicht werden können, die nichts von diesem Forum hier wissen“, schreibt Active59.




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