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Kursrutsch in China drückt auf die Stimmung
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Kursrutsch in China hat am Montag auch den deutschen Aktienmarkt in Mitleidenschaft gezogen. Am Nachmittag drückte die schwach erwartete Wall Street zusätzlich auf die Stimmung und ließ den deutschen Leitindex Dax um 1,84 Prozent auf 11 138,85 Punkte absacken.
Das überraschend aufgehellte Ifo-Geschäftsklima dämmte die Verluste nur vorübergehend ein. Ein etwas stärker als erwarteter Zuwachs bei den US-Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter hatte keine erkennbaren Auswirkungen.
Damit geht die Talfahrt beim Dax weiter - am Freitag hatte das Börsenbarometer mit einem Wochenabschlag von knapp 3 Prozent geschlossen. Diese Entwicklung treibe den Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn, schrieb Analyst Stephen Schneider von der WGZ Bank. Sollte der Dax unter 11 300 Punkten schließen, würde sich das Bild mit Blick auf den Chart weiter trüben.
WEITER ERHOLTER EURO BELASTET ZUSÄTZLICH
Eine Belastung für den deutschen Leitindex ist auch der weiter erholte Euro, der zwischenzeitlich wieder über 1,11 US-Dollar kletterte. Eine starke Gemeinschaftswährung verteuert die Produkte vieler exportstarker deutscher Unternehmen für Käufer außerhalb der Eurozone.
Der MDax der mittelgroßen Werte sank am Montag um 2,12 Prozent auf 20 204,92 Punkte; der Technologiewerte-Index TecDax büßte 2,24 Prozent auf 1764,12 Punkte ein. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,76 Prozent auf 3536,72 Punkte bergab.
KRÄFTIGER GEGENWIND VON CHINAS BÖRSEN
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Aus China blies den Anlegern ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht: Der wichtige Shanghai Composite Index brach bis zum Handelsschluss um 8,5 Prozent ein und damit so stark wie seit Anfang 2007 nicht mehr. Nach erneut schwachen Wirtschaftsdaten habe die Sorge um sich gegriffen, dass die staatlichen Interventionen zur Stützung der Aktienmärkte nicht ausreichen könnten, begründeten Börsianer die Talfahrt. Auch an den anderen asiatischen Handelsplätzen ging es bergab.
Mit am besten hielten sich im Dax die Aktien von Unternehmen aus defensiven Branchen: Die Papiere der Energiekonzerne Eon und RWE gehörten mit Abschlägen von gut 1 Prozent noch zu den besten Werten.
DEUTSCHE BÖRSE MIT ZWEI ÜBERNAHMEN
Die Aktien der Deutschen Börse büßten 1,80 Prozent ein. Außer dem 725 Millionen Euro schweren Kauf der Devisenhandelsplattform 360T, den Experten als strategisch sinnvoll lobten, kündigte der Frankfurter Börsenbetreiber die Komplettübernahme des Index-Anbieter Stoxx sowie der Indexberechnungsfirma Indexium an. Dafür zahlt er dem Schweizer Konkurrenten und bisherigen Miteigentümer Six 650 Millionen Schweizer Franken (614 Mio Euro). Die am Abend erwarteten Quartalszahlen der Deutschen Börse sollten Experten zufolge stark ausfallen.
Die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank sackten um 3,44 beziehungsweise 2,92 Prozent ab. Damit zollten sie Börsianern zufolge ihrer zuletzt deutlichen Erholung Tribut.
ÜBERNAHMEFANTASIE TREIBT STADA - ZAHLEN BELASTEN MORPHOSYS
Dagegen verteuerten sich die Titel von MDax-Spitzenreiter Stada um 0,39 Prozent. Händler sprachen von wieder aufkommender Übernahmefantasie für den Arzneimittelhersteller, nachdem der israelische Konkurrent Teva das Generika-Geschäft des irischen Branchenkollegen Allergan für 40,5 Milliarden US-Dollar kauft.
Am TecDax-Ende quittierten die Papiere von Morphosys die jüngsten Geschäftszahlen mit einem Kursrutsch von 7,42 Prozent. Hohe Forschungskosten hatten das Biotechnologie-Unternehmen im zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen gedrückt./gl/das
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---