AKTIE IM FOKUS
Gebremste Freude über Geschäfte der Deutschen Börse
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Begeisterung über den Geschäftsverlauf der Deutschen Börse hält sich trotz gestiegener Erlöse und Gewinne in Grenzen. Punkten konnte der Frankfurter Börsenbetreiber bei den Anlegern dagegen mit neuen Wachstumszielen, welche Händler als Anhebung des mittelfristigen Ausblicks interpretierten.
Diese durchwachsene Nachrichtenlage spiegelte sich am Dienstag im Aktienkurs wider: Das Plus von 1,14 Prozent auf 82,60 Euro reichte lediglich für einen hinteren Mittelfeld-Platz im Dax , der zeitgleich um 1,49 Prozent anzog.
ÜBERSCHUSS ENTTÄUSCHT - LOB FÜR NEUE ZIELE
Die Deutsche Börse hatte im zweiten Quartal die Nettoerlöse und Gewinne deutlich gesteigert. Der Überschuss blieb allerdings etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurück, die höhere Sonderkosten für die laufenden Sparprogramme und Übernahmen nicht auf dem Schirm hatten. Dirk Becker von Kepler Cheuvreux monierte ein insgesamt enttäuschendes zweites Quartal.
Die neuen Unternehmensziele stießen indes auf ein positives Echo. Mit diesen könnte der Börsenbetreiber die Erwartungen übertreffen, lobte Benjamin Goy von der Deutschen Bank. Sein Kollege Chris Turner von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von ambitionierten Zielmarken. Zudem unterschätze der Markt die strategische Durchsetzungskraft des neuen Chefs Carsten Kengeter und die steigende finanzielle Flexibilität durch die anhaltende Ergebniserholung.
Kengeter drückt mächtig aufs Gas: Pro Jahr sollen die Nettoerlöse nun um 5 bis 10 Prozent steigen und der operative Gewinn (Ebit) sowie der Überschuss um 10 bis 15 Prozent. 2018 will der Börsenbetreiber nun zwischen 2,8 und 3,2 Milliarden Euro erlösen und ein Ebit von 1,55 bis 1,75 Milliarden Euro erwirtschaften. Nach den alten Zielen von Kengeter-Vorgänger Reto Francioni sollte der Konzern bis 2017 die Nettoerlöse auf 2,3 bis 2,7 Milliarden Euro steigern.
AKTIE NACH ZUKÄUFEN UNATTRAKTIV
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Auch für Kepler-Experte Becker deuten die neuen Ziele ein erhebliches Wachstum an. Kurzfristig sei die Aktie der Deutschen Börse wegen der schwächeren Gewinnentwicklung und der jüngsten Zukäufe aber unattraktiv. In den vergangenen Tagen hatte die Deutsche Börse zunächst den Kauf der Devisenhandelsplattform 360T und dann die Komplettübernahme des Index-Anbieters Stoxx sowie der Indexberechnungsfirma Indexium angekündigt.
Die Konsensschätzungen für 2015 dürften sich als zu optimistisch herausstellen, befürchtet derweil Analyst Martin Price von der Schweizer Bank Credit Suisse. Denn nachlassende Sorgen über ein mögliches Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") sollten sich negativ auf die Handelsvolumina auswirken. Börsenbetreiber haben in den vergangenen Monaten von den Turbulenzen kräftig profitiert, weil die Anleger hektisch handelten./gl/das/stb