ROUNDUP
Infineon rudert bei Umsatzziel etwas zurück - Margenprognose steht aber
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chiphersteller Infineon rechnet zum Abschluss des bis Ende September laufenden Geschäftsjahres mit einem mauen Geschäft. Nach zuletzt teils deutlichen Zuwächsen könnte der Umsatz im letzten Jahresabschnitt vor allem wegen der Schwäche der chinesischen Wirtschaft im Vergleich zum Vorquartal sogar fallen. Bei der Profitabilität rechnen die Münchener dagegen mit Fortschritten. Dies beruhigte die Investoren. Das Papier drehte nach Verlusten zu Handelsbeginn ins Plus.
Wegen der trüben Aussichten für das Schlussquartal senkte Infineon die Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr. Getrieben von der Übernahme des US-Konzerns International Rectifier soll der Erlös zwar um rund 34 Prozent steigen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in München mit. Bisher hatte Infineon allerdings mit einem Anstieg zwischen 34 und 38 Prozent gerechnet.
Bestätigt wurde dagegen die Jahresprognose für die operative Marge von 15 Prozent. Gemessen an den neuen Zielen würde der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf knapp 5,8 Milliarden Euro steigen. Das operative Ergebnis dürfte sich damit auf rund 868 (Vorjahr: 525) Millionen Euro belaufen. Am Aktienmarkt wurde Infineon im frühen Handel für die Umsatzprognose mit einem Abschlag von bis zu vier Prozent abgestraft - lag zuletzt aber wieder im Plus.
Händler begründeten das mit positiven Studien, in denen vor allem die Margenentwicklung gelobt wurde. So stufte zum Beispiel die Commerzbank das Papier auf "Add" hoch. Es sei Zeit, positiver auf die Aktie zu blicken. Infineon liege mit seinem Ausblick auf das laufende Quartal am oberen Ende dessen, was die Konkurrenten erwarten. Zudem sei die gestiegene Marge hervorzuheben. Diese Entwicklung dürfte im kommenden Jahr anhalten. Aus diesem Grund seien die Kursverluste seit dem Mehrjahreshoch der Aktie im Mai von bis zu 21 Prozent übertrieben.
Auch der DZ-Bank-Experte Harald Schnitzer lobte die Entwicklung des operativen Ergebnisses im dritten Quartal von 15,4 Prozent. Das sei vor allem vor dem Hintergrund der niedrigeren Profitabilität der International Rectifier bemerkenswert. "Offensichtlich verläuft die Integration gut", schrieb der Analyst in einer Studie. Er geht davon aus, dass Infineon im kommenden Jahr auf Wachstumskurs bleibt und rechnet beim Umsatz im Geschäftsjahr 2015/16 zwischen 8 und 12 Prozent.
Zwischen April und Ende Juni konnte Infineon vor allem bei Geschäften mit Handy- und Laptopherstellern deutlich zulegen. Die Automobilsparte - der größte Bereich des Unternehmens - konnte dagegen nicht an die zuletzt hohen Wachstumsraten anknüpfen. Konzernweit zog der Erlös im Vergleich zum Vorquartal um 7 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro an. Der operative Gewinn legte um 24 Prozent auf 245 Millionen Euro zu. Das Ergebnis fiel im Rahmen der Erwartungen aus.
Für das vierte Quartal ist Infineon-Chef Reinhard Ploss wegen des schwierigen Marktumfelds nun vorsichtig. Der Umsatz werde maximal drei Prozent steigen, könnte aber auch um ein Prozent fallen. Die Marge solle dagegen auf rund 16 Prozent zulegen. Da die Preise für Halbleiterprodukte stark schwanken, ist bei Chipkonzernen der Quartalsvergleich sinnvoller als derjenige zum Vorjahr./zb/stk