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    Commodities  3033  0 Kommentare Wetterphänomen El Nino dreht mächtig auf – Wie die Rohstoffpreise reagieren

    Bereits vor der für das dritte und vierte Quartal erwarteten vollen Entfaltung des El Ninos fiel im Frühjahr überdurchschnittlich viel Regen im Mittleren Westen der USA, worauf hin der Weizenpreis zuletzt wieder anzog. Nach einer fast fünfjährigen Pause erwarten die Meteorologen für dieses Jahr den stärksten El Nino aller Zeiten. Größere Marktteilnehmer positionieren sich bereits. Zum ersten Mal seit 2012 fließt Kapital wieder netto zurück in die Agrarrohstoffe.

    Aktuell vergleichsweise günstige  Preise treffen auf eine steigende Nachfrage und reagieren damit auf den potenziellen El Nino-Effekt, der die Ernte beeinträchtigen könnte. So flossen im April und Mai jeweils knapp 400 Millionen US-Dollar in Indizes und ETFs dieses Sektors. Zuletzt haben Hedge-Fonds ihre Netto-Long-Positionen in Futures und Optionen in den am meisten gehandelten 13 Agrarrohstoffen in den USA zum ersten Mal seit sechs Wochen zwar wieder reduziert. Aber ist damit der El Nino schon eingepreist oder darf in den kommenden Wochen und Monaten weiter mit Bewegung bei den Preisen gerechnet werden? Und wie reagieren die einzelnen Rohstoffe? Ein Überblick.

    Was ist ein El Nino?
    Mit El Nino wird ein Wetterphänomen beschrieben, welches weltweit zu außergewöhnlichen klimatischen Extremen führt, wie Dürren, Hurrikans, extremen Regenfällen und Überschwemmungen. Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent, dass im Herbst/Winter dieses Jahres das Wetterextrem wieder auftritt. Experten erwarten aufgrund von Messungen der Wassertemperatur vor Peru einen historischen El Nino, der möglicherweise noch heftiger ausfällt wie der bisher stärkste seiner Art 1997/98. Erste Vorläufer zeigen sich bereits in einer ungewöhnlichen Häufung von Hurricans an der Westküste des amerikanischen Kontinents und Rekord-Regenfällen an verschiedenen Orten der Welt.

    Potenzieller Einfluss auf verschiedene Agrarrohstoffe
    Der El Nino beeinträchtigt die Rohstoffproduktion weltweit in verschiedener Art, manche landwirtschaftliche Produkte können sogar durch eine stärkere Ernte profitieren. So könnte beispielsweise Kaffee, insbesondere die Sorte Arabica, wo Brasilien 45 Prozent der Weltproduktion produziert, von einem El Nino profitieren. Denn durch die Wärme werden Frostschäden reduziert. Für den Kaffee-Preis würde ein höheres Angebot allerdings bedeuten, dass er fällt. Beim Mais ergibt sich ein gemischtes Bild. Während die Produktion dieses Agrarproduktes in Brasilien profitieren könnte, ergibt sich das gegenteilige Bild für China und die USA, wo allerdings auch die Hälfte der globalen Mais-Ernte eingefahren wird. Auf die Zuckerproduktion könnte der El Nino negative Auswirkungen haben, da er typischerweise den Regenfall in Indien, dem zweitwichtigsten Anbaugebiet der Welt, reduziert. Den weitgehend bewässerten Plantagen könnte das Wasser ausgehen. In der Vergangenheit hat El Nino aufgrund der damit verbundenen Trockenheit die Kakao-Ernte in Afrika negativ beeinflusst. Da Afrika knapp 70 Prozent der globalen Kakao-Produktion stellt, reagierte der Preis schon entsprechend. Der Preis für Weizen hat bereits Ende letzten Monats stärker auf die gestiegenen Regenfälle im Mittleren Westen der USA und die gesenkte Produktionsprognose für Australien reagiert. Seit Anfang Juni ist der Preis für Weizen bereits um acht Prozent gestiegen.

    Preise für Weizen und Mais vor einer Erholung
    Wie stark der El Nino ausfällt und wie sehr die Produktion beeinträchtigt wird, ist aktuell schwer einzuschätzen. Hinzu kommt, dass die Rohstoffpreise auch mit der Stärke des US-Dollar korrelieren. Ein Blick auf die Charttechnik deutet allerdings an, dass die Preise für Weizen und Mais vor einer Erholung stehen könnten, zumindest aber in der Lage sind, ihre Abwärtsbewegung zu stoppen.

    Mais:

    Der Monats-Chart für Mais zeigt, dass der Kurs im Mai 2014 im Tief an der 78,6%-Retracement-Marke der Aufwärtsbewegung vom Tief in 2000 bis zum Hoch 2012 auf Unterstützung gestoßen ist. Zudem wurde der steile Abwärtstrend vom Hoch von 2012 gebrochen. Gleichzeitig hat sich hier eine Divergenz zum MACD und RSI herausgebildet. Eine Ausweitung der Erholung vom 2014-Tief scheiterte im Juli am 100-Monats-Durchschnitt und der 61,8%-Retracement-Marke. Wenn der Preis für Mais die 438 US-Dollar-Marke zurück erobern kann, würde dies dem Kurs weiteres Erholungspotenzial bis 520 US-Dollar eröffnen. Auf der Unterseite gilt es, die 315 US-Dollar-Marke zu verteidigen.

    Weizen:

    Im Weizenpreis zeigt sich ein ähnliches Bild. Wir haben einen Rebound von der 78,6%-Retracement-Marke gesehen und aktuell entsteht eine Divergenz zum MACD und RSI. Hier sehen wir den Kurs allerdings sogar über dem 100-Monats-Durchschnitt handeln. Eine Abwärtstrendlinie vom Hoch in 2008 konnte noch nicht nach oben durchbrochen werden. Gelingt es dem Kurs nun, die 660 US-Dollar-Marke zurück zu erobern, käme dies auch einem Ausbruch über diesen Abwärtstrend gleich, was weiteres Erholungspotenzial in den Bereich von 790 US-Dollar erschließen würde. Auf der Unterseite steht die 460 US-Dollar-Marke im Fokus, die möglichst verteidigt werden sollte

     

     



    Andreas Paciorek
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    Andreas Paciorek ist Finanzjournalist bei Finanz-Redaktion.de. Er hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft. Neben dem regelmäßigen Blick auf DAX und Euro konzentriert er sich auf die asiatischen Märkte und legt dabei den Fokus sowohl auf die technische Analyse als auch die geldpolitischen Entwicklungen in den einzelnen Märkten. Seine Arbeitsstationen waren unter anderem CMC Markets in Frankfurt, die Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt die Varengold Bank.
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    Verfasst von 2Andreas Paciorek
    Commodities Wetterphänomen El Nino dreht mächtig auf – Wie die Rohstoffpreise reagieren Bereits vor der für das dritte und vierte Quartal erwarteten vollen Entfaltung des El Ninos fiel im Frühjahr überdurchschnittlich viel Regen im Mittleren Westen der USA, worauf hin der Weizenpreis zuletzt wieder anzog. Nach einer fast fünfjährigen Pause erwarten die Meteorologen für dieses Jahr den stärksten El Nino aller Zeiten. Größere Marktteilnehmer positionieren sich bereits. Zum ersten Mal seit 2012 fließt Kapital wieder netto zurück in die Agrarrohstoffe.