Bill Gross – Finanzmärkte sind ein Hütchenspiel

Anleihekönig Bill Gros hatte den Bund Future im April als “Short seines Lebens” bezeichnet und mit dem Hinweis sehr gut die Spitze getroffen. Dazu vergleicht er gerade die Finanzmärkte mit einem Hütchenspiel – hier zu sehen bei CNBC. Er selbst profitierte zwar nicht vom Short of a lifetime, die Exzesse der beispiellos lockeren Geldpolitik bieten aber immer wieder neue Möglichkeiten. Nun warnte Gross vor Zombie-Unternehmen, die nur deshalb noch am Leben sind, weil es zu viel billiges Geld gibt. Übertreibungen und Marktverzerrungen sind die Folge, entsprechend besorgt sei man inzwischen bei den Notenbanken. Die Nullzinspolitik soll daher möglichst schnell beendet werden. Das Problem: Am Markt scheint niemand mehr daran zu glauben.Die Fed-Sitzung am Mittwoch brachte keine Erkenntnisse, und auch die gestrigen BIP-Zahlen aus den USA sowie die Ergebnisse der Berichtssaison fallen alles andere als berauschend aus. Wer nicht die Zeit hat und alle Daten verfolgen will, schaut einfach auf die Erwartungen der Profis an den Terminmärkten. Über die Fed Fund Futures lässt sich leicht erkennen, ob die Strategen mit einer Zinserhöhung rechnen oder nicht.

Und hier ist die Antwort eindeutig. Aktuell liegen die Futures für September bei 99,82 Prozent. Anders formuliert: Investoren rechnen zur nächsten Fed-Sitzung mit einem Zinssatz von 0,18 Prozent. Aktuell sind wir bei null bis 0,25 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung liegt bei null Prozent. Im gestrigen Webinar sind wir auf das Thema noch genauer eingegangen, die Aufzeichnung finden Sie hier.

Solange wird man von den Analysten aber sicherlich noch lesen, dass eine Zinserhöhung im September 2015 wahrscheinlich ist. Und wenn nicht, dann im Dezember 2015. Sie können die Worte September 2015 und Dezember 2015 rückblickend auch durch September 2012, 2013, 2014 und Dezember 2012, 2013 und 2014 ersetzen. Solange lesen wir nämlich schon immer das gleiche. Irgendwann werden die “Analysten” recht bekommen – aber dass sie sich nicht albern vorkommen…?

Euro stabil

Sollte die Fed doch die Zinsen nach oben nehmen, dürfte dies zu heftigen Reaktionen an den Finanzmärkten führen. Zuvor müssten die Notenbanker also ihre Kommunikation noch deutlich verbessern, um größeren Schaden zu vermeiden. Vor dem Hintergrund überrascht daher auch der feste Euro nicht. Mit knapp 1,10 Dollar hält sich das Währungspaar eher im oberen Bereich der seit Monaten bestehenden Spanne von 1,04 bis 1,15 Dollar auf.

Öl im Tiefenrausch

Mehr Bewegungen zeigen hingegen die Rohstoffe, der Trend bleibt hier vorerst abwärts gerichtet. Nachdem WTI bereits vor einigen Tagen unter die Marke von 50 Dollar rutschte, nähert sich nun auch Brent der wichtigen Schwelle. Auch hier lohnt sich der Blick auf den Terminmarkt. Spekulative Anleger halten derzeit noch rund 214.000 Netto-Long-Positionen. Sowohl im längerfristigen Vergleich als auch mit der Situation bei Brent ist das spekulative Engagement noch verhältnismäßig hoch. Bei Brent besteht somit größeres Korrekturpotenzial als bei WTI.

Deutlicher entspannter als in den vergangenen Tagen zeigt sich heute der Aktienmarkt, die Berichtssaison legt zumindest in der ersten Reihe eine Pause ein. Siemens und Lufthansa profitieren zum Wochenschluss, für die Münchner bleibt der noch niedrige Euro ein Segen. Wir haben Ihnen in die ISIN-Liste passende Capped-Bonus-Papiere eingestellt.