Group of Thirty
Moral-Offensive der Top-Banker: Wer Regeln bricht, fliegt - auch die Chefs!
Von Moral und Anstand fehlt bei vielen Banken noch immer jede Spur. Damit der vielfach proklamierte „Kulturwandel“ keine leere Worthülse bleibt, fordern führende Banker und Wissenschaftler jetzt klare Bekenntnisse – und „null Toleranz“ für schwarze Schafe.
Die Group of Thirty (G30) ist ein Stelldichein führender Personen aus der Finanzwelt. Als solches schauen sie den Banken dieser Welt auf die Finger und erteilen mehr oder weniger sinnvolle Ratschläge. Jean-Claude Trichet, Mario Draghi, Axel Weber, Kenneth Rogoff, Paul Krugman, Philipp Hildebrand – sie alle zählen zu dem illustren Kreis aus Bankern, Wissenschaftlern und Finanzpolitikern der G30.
In ihrem jetzt veröffentlichen Bericht nehmen sich die G30 einem „bedeutenden Treiber“ der Finanzkrise an, welcher bis heute fest in der Finanzwelt verankert sei: die Moral der Banker, besser gesagt das Fehlen eben dieser.
Wer gegen die Regeln verstößt, fliegt!
Noch immer hätten viele der weltweit führenden Großbanken keine oder nur unzureichende moralische Richtlinien eingeführt. Der vielfach beschworene „Kulturwandel“ bleibt in vielen Banken eine hübsche, aber leere Worthülse. Damit sich das ändert und die Moral in Frankfurt, London und New York endlich Einzug hält, legte die G30 nun einen Katalog mit Reformvorschlägen vor. Klare Leitlinie dieser neuen Moral-Offensive: „Null Toleranz“ für schwarze Schafe.
„Die Banken sollen null Toleranz haben für ein Verhalten, das nicht im Einklang mit Werten, Ethik und Verhalten des Unternehmens steht“, heißt es. Mitarbeiter, die gegen die moralischen Richtlinien verstoßen, müssten einen „bedeutenden Preis“ zahlen. Konkret fordern sie „signifikante Sanktionen“ in Form von Geldstrafen oder Entlassungen. Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt, so die Devise, die auch für die obere Führungsetage gelten soll. Vom kleinen Mitarbeiter bis zum ranghohen Chef – sie alle sollen für Fehlverhalten gleichermaßen bestraft werden. Zumindest in der Theorie.
„Nur weil etwas legal ist, muss es nicht richtig sein“
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Eine Herausforderung bei der Umsetzung neuer moralischer Grundätze sei das Verhalten in der allseits beliebten Grauzone. Doch auch hier müssen die Banken nachlegen, fordert die G30. „Nur weil etwas legal ist, muss es nicht richtig sein“, schreiben sie. Stattdessen sollten sich die Banken auf ihre Grundprinzipien besinnen. Ein „fundamentaler Sinneswandel“ müsse her und die Dienstleistung für den einzelnen Kunden und die Gemeinschaft wieder an erster Stelle stehen. „Das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen muss bei den großen Banken höchste Priorität genießen und das ist längst überfällig“, meint der Vorsitzende der G30, Jean-Claude Trichet (siehe hier). Einzelne fragmentarische Ansätze würden nicht ausreichen. Vielmehr fungiere das öffentliche Vertrauen als „Grundstein für ein sicheres und effektives Finanzsystem“. Aus diesem Grund müssten die Banken den Begriff „Kulturwandel“ nun endlich mit Leben füllen, denn das sei der Schlüssel, um das zerstörte Vertrauen zurückzugewinnen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Forderungen der G30 am Ende nicht genauso enden wie der Kulturwandel selbst: als schöne, aber leere Worthülsen…