Börse ist Emotion – Sorgenmonat August und Hoffnung für Gold
Die Börse besteht zu 90 Prozent aus Emotionen, sagte Börsenaltmeister André Kostolany einst. Nicht der Kopf, sondern der Bauch entscheidet über das Verhalten. Gerade die vergangenen Wochen lieferten hier mit der Griechenland-Krise und den Turbulenzen in China sowie am Rohstoffmarkt gute Beispiele. Daran wird sich auch im weiteren Jahresverlauf nichts ändern, im Gegenteil. Rein statistisch gesehen steht den Aktienmärkten die unsicherste Börsenphase erst noch bevor. Während die ersten vier Monate in einer Rückrechnung bis 1965 mit Kursgewinnen von durchschnittlich rund 1,4 Prozent sehr positiv ausfallen, lässt die Kauflaune ab Mai spürbar nach. Allerdings wäre es falsch, bereits im Frühjahr auszusteigen, denn der Juli erweist sich mit Zuwächsen von 1,4 Prozent ebenfalls noch einmal als guter Börsenmonat. Damit ist nun aber Schluss – der August steht bevor. (Zu den wichtigsten Wirtschaftsdaten geht es hier).
Im August ist die Performance bereits leicht negativ, besonders der September sticht aber mit minus 1,7 Prozent negativ hervor. Allerdings lohnt es auch hier, etwas genauer hinzuschauen. Besonders zwischen 1989 bis 2003 ist die Bilanz düster, lediglich 1996 und 1997 beendete der DAX den September mit positiven Vorzeichen. Seitdem hat sich die Lage stark verändert. In den vergangenen elf Jahren büßte der deutsche Leitindex nur in 2008 und 2011 ein.
August 2011 bitter in Erinnerung
Für den August ist die Bilanz seit 2004 hingegen deutlich schlechter mit sechs negativen Ergebnissen. Besonders die Verluste von 19 Prozent in 2011 sind vielen Anlegern noch gut in Erinnerung, damals sorgte die Euro-Schuldenkrise für einen herben Rücksetzer. Eine ähnliche Entwicklung wie vor vier Jahren ist heute nicht mehr zu erwarten.
Als sich vor wenigen Wochen die Lage wegen den schwierigen Verhandlungen mit Griechenland verschärfte, betonte die EZB bereits vorsorglich, zur Not verschiedene Instrumente einzusetzen, um die Stabilität der Euro-Zone zu gewährleisten. Die präventiven Äußerungen waren ausreichend, denn die Renditen der Euro-Peripherieanleihen legten nur unwesentlich zu.
Zinserhöhung in den USA – oder eben doch nicht?
Anders als der Aktienmarkt hat der Goldmarkt schon korrigiert und zwar anständig, gemeinsam mit vielen anderen Rohstoffen. Kurzfristig haben die Gold-Optimisten Anfang August aber Grund zur Hoffnung. Sowohl das sehr schlechte Sentiment wie auch die Markttechnik begünstigen eine Erholung. Nach dem jüngsten Rücksetzer notiert die Feinunze um rund vier Prozent unter ihrer 21-Tage-Linie. Seit Herbst 2013 kam es beim Edelmetall ab einem ähnlichen Niveau häufig zu einer Gegenbewegung.
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Eine Rückeroberung der alten Unterstützung bei 1.140 Dollar, die sich nun als Widerstand erweisen dürfte, ist aber nicht zu erwarten. Denn mittelfristig bleiben die Aussichten negativ. Die Griechenland-Krise ist zwar noch nicht vom Tisch, eine temporäre Lösung scheint aber greifbar. Auch der Iran-Deal sowie die neuen diplomatischen Beziehung der USA mit Kuba lassen Gold als angeblich “sicheren Hafen” weniger attraktiv erscheinen. Mit dem Iran-Abkommen strömt zudem mehr Öl auf den Weltmarkt, was sich dämpfend auf die Inflation auswirkt. Sollte die Fed im Spätsommer die Zinsen erhöhen, steigen die Realzinsen, was ebenso den Goldpreis belastet wie ein wahrscheinlich steigender Dollar. (Hier geht es zu unserer Presseschau zu Gold)
Überraschung durchaus möglich
Doch genau darin liegt auch das Überraschungspotenzial nach oben. Denn Äußerungen der FED in Richtung späterer oder erneut verschobener Zinswende könnten den Goldpreis beflügeln und den Dollar etwas unter Druck bringen. Gleichzeitig erhöhte China in den vergangenen sechs Jahren seine Goldreserven weniger stark als erwartet – aber auch dies ist mittlerweile eingepreist, ebenso wie der Gegenwind vom ETF-Markt.
In den vergangenen Tagen summierten sich die Abflüsse beim “Papier-Gold” auf 28 Tonnen, die Bestände liegen inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit März 2009. Dazu sah man bei der Positionierung der Profis erstmals seit Datenaufzeichnung Netto-Short- statt Netto-Long-Positionen.
Wenn die Zinswende in den USA ausbleibt, die Renditen unter Druck geraten und die Goldminenunternehmen ihre Förderung reduzieren, könnte Gold also zu einer stärkeren Erholung ansetzen. Paradoxerweise könnte eben dieses Ausbleiben der Zinswende auch die Aktien mittelfristig wieder stützen, es würden also fast alle Assetklassen profitieren. (Und wer im August wieder Lust auf Fußball hat – Börse und Bundesliga gibt es hier in unserer Vorschau).