INDEX-MONITOR
Fresenius könnte es 'von 0 auf 100' in den EuroStoxx schaffen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Krankenhauskonzern Fresenius könnte im September den Versorger RWE aus dem Auswahlindex der Eurozone verdrängen. Allerdings brauchen die Bad Homburger dazu ein wenig Glück. Neben den komplizierten Regeln der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx, die Fresenius möglicherweise im Weg stehen, ist auch die Konkurrenz um den wahrscheinlich frei werdenden Platz von RWE im EuroStoxx 50 groß: Mit im Aufstiegsrennen befinden sich nämlich der Autozulieferer Continental , der französische MTU-Wettbewerber Safran und der irische Zementhersteller CRH .
Ende August wird die Zusammensetzung der Indizes EuroStoxx 50 und Stoxx 50 überprüft und Änderungen dann zum Montag, 21. September umgesetzt. Wichtig sind Änderungen in den Indizes vor allem für Fonds, die den Index exakt nachbilden (ETF), da sie diese dann entsprechend umschichten und umgewichten müssen, was in der Regel Einfluss auf die Aktienkurse hat.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass RWE ausscheidet, ist sehr hoch, denn aktuell liegt dessen Börsenwert nach Streubesitz bei 9,1 Milliarden Euro, nötig für einen Verbleib im EuroStoxx wären aber etwa 14,3 Milliarden Euro", sagt Index-Expertin Sophia Wurm von der Commerzbank.
"Wenn es klappt, dann geht es für Fresenius von 0 auf 100", sagt Experte Uwe Streich von der LBBW. Im Klartext heißt das: Fresenius ist aktuell nicht einmal auf der Auswahlliste von Stoxx, für die sich das Unternehmen erst einmal qualifizieren müsste. Die beiden Platzhirsche der Healthcare-Branche, Sanofi und Essilor, haben dies bisher verhindert. "Sollten die Bad Homburger jedoch - gemessen an ihrem auf dem Streubesitz basierenden Börsenwert - bis Ende August an Essilor vorbeiziehen, wäre die Qualifikation für die Auswahlliste geschafft", so Streich. "Aktuell beträgt der Rückstand auf die französische Essilor nur 0,6 Prozent."
Dann hätte es Fresenius geschafft, ist auch Sophia Wurm überzeugt. "Schafft es Fresenius auf die Auswahlliste und RWE fällt aus dem EuroStoxx raus, sind die Bad Homburger drin." Ansonsten wird der Wettstreit zwischen Safran, CRH und Conti ausgetragen. Sollte der Aktienkurs von Conti weiter so kräftig steigen wie an diesem Dienstag, stehen die Chancen gut, dass die Hannoveraner Safran und CRH hinter sich lassen und in den EuroStoxx ziehen.
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Im Stoxx Europe 50 , in dem sich Unternehmen aus verschiedenen Währungsräumen in Europa tummeln, sieht es nach Auffassung beider Experten derzeit danach aus, dass die Aktien der italienischen Bank Intesa SanPaolo den Bergbaukonzern Glencore herausdrängen könnten. Aber auch der Platz von BHP Billiton ist gefährdet. Hier lauert Imperial Tobacco auf die Chance einer Wiederaufnahme. Der Tabakkonzern war vor zwei Jahren zusammen mit dem Düsseldorfer Versorger Eon aus dem Stoxx ausgeschieden./ck/das