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    China  987  0 Kommentare Die Sorgen sind übertrieben

    Nach dem Crash an den chinesischen Festlandbörsen geht die Angst vor einem abrupten Ende des Wirtschaftswunders im Reich der Mitte um. Wie Anleger jetzt reagieren sollten.

    Nach dem Kursrutsch von rund 30 Prozent an den chinesischen Festlandbörsen zwischen Anfang Juni und Anfang Juli schien sich die Lage zu beruhigen. Der Shanghai Composite Index legte eine Erholungsrallye von mehr als zehn Prozent hin. Doch wer glaubte, die chinesischen Aktienmärkte würden fortan wieder zur Tagesordnung zurückkehren und einfach ihren Aufwärtstrend fortsetzen, wurde schon bald eines Besseren belehrt: Am 27. Juli ist der Shanghai Composite Index um 8,5 Prozent eingebrochen – und damit so stark wie seit Anfang 2007 nicht mehr. Prompt gingen auch die meisten anderen Aktienbarometer rund um den Globus auf Talfahrt. Nicht wenige Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Kursabschwung im Reich der Mitte auch die chinesische Konjunktur belasten und somit die Weltwirtschaft in die Tiefe ziehen könnte. Betroffen wären dann vor allem die Autohersteller und -zulieferer, die in den vergangenen Jahren von der starken chinesischen Nachfrage extrem profitiert hatten. Entsprechend standen vor allem Aktien aus Deutschland, wo die Autobranche traditionell stark ist, auf der Abschussliste.

    Doch ist die Angst wirklich begründet? Laut einer aktuellen Länderanalyse des deutschen Auswärtigen Amtes lag das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft 2014 bei 7,4 Prozent. Auch wenn damit nicht mehr die zweistelligen Wachstumszahlen vergangener Jahre erreicht werden konnten, ist das BIP-Plus vor allem im internationalen Vergleich weiterhin sehr hoch. Der langfristige Wachstumstrend wird sich schon allein aufgrund der demographischen Entwicklung weiter abschwächen. Dazu trägt auch Chinas Ein-Kind-Politik bei, die dazu führt, dass weniger Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen. Dabei muss man sich aber auch vor Augen halten, dass sich das nominale chinesische BIP innerhalb von zehn Jahren mehr als vervierfacht. Insofern ist eine Wachstumsverlangsamung schon allein wegen der höheren Ausgangsbasis völlig normal. Für 2015 steht ein – immer noch hohes – Wachstum von sieben Prozent auf der Agenda. Geht es nach Analysten, könnte das Land die derzeitige Schwäche schon bald wieder überwunden haben. Beispielsweise prognostizieren die Analysten der Société Générale (SocGen) ein leicht höheres Wachstum der chinesischen Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2015. Zwar blieben angesichts der hohen Unternehmensverschuldung und großer Überkapazitäten Abwärtsrisiken. Doch das Wirtschaftswachstum war bereits im zweiten Quartal höher als die bisherige SocGen-Prognose, und die Daten von Juni zeigten eine stärkere Verbesserung des Wachstums. Hinzu kommt: Die chinesischen Regulierer wollen den Aktienmarkt mit aller Macht vor weiteren Abstürzen bewahren. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen kündigten an, dass sie neue Regeln für Leerverkäufe aufstellen wollen, mit deren Hilfe der Hochfrequenzhandel gezügelt werden soll. Zudem wurden gut drei Dutzend Handelskonten wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten eingefroren. Ob die drastischen Markteingriffe die Wende bringen, bleibt abzuwarten. Denn viele Chinesen haben Aktien auf Pump gekauft und müssen jetzt Geld nachschießen oder ihre Stücke um jeden Preis verkaufen. Zudem sind viele Dividendentitel noch immer vom Handel ausgesetzt. Bis sich die Lage beruhigt hat, sollten Anleger Zertifikate mit Teilschutz auf den weniger volatilen Hang Seng-Index wie das Capped Bonus Pro-Zertifikat von der Commerzbank (ISIN DE000CZ35TR8) dem Direktinvestment vorziehen.


    Christian Scheid
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    Christian Scheid arbeitet als freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Der 43-Jährigen begann sich bereits während seines Studiums der Volkswirtschaftslehre Mitte der 1990er-Jahre für die Geschehnisse an den internationalen Finanzmärkten zu interessieren. Aus dieser Zeit stammt auch seine Leidenschaft fürs Trading. Nach seiner Tätigkeit als Ressortleiter Aktien beim Anlegermagazin „Börse Online“ machte er sich im Jahr 2006 selbstständig. Seitdem schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen über Aktien, Anlage-Zertifikate und Hebelprodukte. Auf der Plattform wikifolio.com handelt er seit 2012 unter „Scheid“. In seinen sechs wikifolios bzw. den dazugehörigen Zertifikaten sind aktuell insgesamt knapp 4 Mio. EUR investiert.
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    Verfasst von 2Christian Scheid
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