Lauernde Wanzen
Der gute Ton der Spionage - Abhören unter Freunden im Kanzleramt
Spionage - unter Diplomaten akzeptierte Normalität. So sieht es Michael Hayden, von 1999 bis 2005 Direktor des amerikanischen Nachrichtendienstes NSA und von 2006 bis 2009 Chef der CIA. Da unterscheide man nicht zwischen Freund und Feind. Tja, und Ausspähen unter Freunden ist nun mal Gang und Gäbe, auch wenn das Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Affäre um das Ausspähen ihres Handys sauer aufstößt (siehe: Spionage für NSA und CIA eine Frage der Ehre - Deutsche Politiker legitimes Ziel)
Wie jetzt bekannt wurde, habe die USA offenbar auch den außenpolitischen Berater von Kanzler Gerhard Schröder, Michael Steiner, mit einer Abhörwanze in seinem Telefon im Kanzleramt abgehört. Wie das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ berichtet, habe der ehemalige Top-Diplomat im Kanzleramt den Hörer seines Telefons aufgeschraubt und glaubte seinen Augen kaum: „Im Hörer war ein komisches kleines Teil befestigt. Es war eine Wanze, die da offenbar schon seit langer Zeit lagerte“, sagte Steiner und fügte hinzu: „Es gab Hinweise, dass die Wanze von grundsätzlich freundlich gesinnten Mächten in meinen Hörer gewandert ist.“ Auf die Frage, wie er auf die Nachricht reagiert habe, dass er von den USA abgehört wurde, sagte Steiner: „Ich habe es allen mitgeteilt, die es wissen mussten.“ Er selbst sei „stinksauer“ gewesen.
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Dabei griff Deutschland doch den USA bei der Spionage schon kräftig unter die Arme… Im Jahr 2002 vereinbarten Deutschland und die USA ein ‚Memorandum of Agreement‘. Auf dieser Grundlage spähte der
Bundesnachrichtendienst (BND) für den US-Geheimdienst NSA zwischen 2004 und 2008 auch das deutsche Kabelnetz aus. Dies erfolgte am ‚Frankfurter Knoten‘, einem der wichtigsten
Internetverbindungspunkte der Welt. Damit das Ganze auch gründlich über die Bühne lief, übermittelte der NSA dem BND massenhaft Suchbegriffe - die sogenannten Selektoren (siehe: Zwischen Bundesregierung und Weißem Haus fliegen die Fetzen um
NSA-Selektorenliste).