VW, Deutsche Bank, Dialog – Karten werden neu gemischt

Premiere zum Wochenauftakt: Erstmals ist mit Vonovia ein Immobilien-Konzern im DAX vertreten. Die Papiere der früheren Deutschen Annington ersetzen die Aktien von Lanxess, die in den MDAX absteigen. Bisher zeigt der Trend klar nach oben, mit einem Startgewicht von 1,6 Prozent lässt Vonovia bereits neun kleinere DAX-Mitglieder hinter sich. Ob die Erfolgsstory aber anhalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Nicht selten büßten die Indexaufsteiger nach dem Sprung in die erste Liga an Dynamik ein. Zudem bleibt das generelle Umfeld herausfordernd, die VW-Aktie geht in den freien Fall über.

Rund eine halbe Million Autos sind angeblich von den Manipulationen betroffen. Schätzungen zufolge drohen den Wolfsburgern Strafzahlungen von 18 Mrd. Dollar. Darin wären Kosten der möglichen Rückrufaktion noch nicht enthalten, auch die Auswirkungen von Schadenersatzklagen und der Imageverlust lassen sich derzeit noch nicht beziffern. Das Dieseldesaster könnte sich auch auf andere Absatzmärkte negativ auswirken und dürfte die Aktie vorerst belasten.

Branche im Rückwärtsgang

Mit Kursen von rund 139 Euro gibt es die VW-Papiere so günstig wie seit April 2013 nicht mehr. Charttechnisch sind gute Haltemarken vorerst nicht in Sicht, beste Aussichten für Bear-Scheine. In unserer ISIN-Übersicht finden Sie mit der PS7UJK das passende Papier mit Hebel 3,9. Im Fahrwasser geben auch Daimler und BMW überdurchschnittlich nach, zu groß ist derzeit die Verunsicherung vor weiteren Hiobsmeldungen aus dem Sektor.

Besonders die Automobilzulieferer spüren offenbar bereits deutlich eine rückläufige Nachfrage aus Asien. In der vergangenen Woche kamen SHW und MDAX-Aufsteiger Hella unter Druck, zu Wochenbeginn steht Leoni im Blickpunkt. Der Kabelspezialist passte seine Umsatzprognose nach unten an. Allerdings ist dies auf Rechnungslegungsvorschriften zurückzuführen, nachdem Leoni ein neues Joint Venture in China unterzeichnete.

DAX – neue Zusammensetzung

Der deutsche Aktienmarkt startet zunächst schwächer in die Woche, gleich zum Auftakt fällt die 9900er-Marke. Index-Aufsteiger Vonovia reiht sich unter den Verlierern ein, denn die Konkurrenz schläft nicht. Deutsche Wohnen und LEG Immobilien wollen fusionieren und somit den Abstand zum Branchenprimus Vonovia verkürzen. Die LEG-Aktionäre sollen für zehn eigene Papiere 33 Deutsche Wohnen-Aktien erhalten, was einem Aufschlag von rund 13 Prozent auf den LEG-Schlusskurs vom Freitag entspricht.

Auch der Einfluss der anderen Werte bei der DAX-Berechnung ändert sich. Größter Profiteur der DAX-Neuverkettung ist die Deutsche Bank, hier erhöhte sich der maßgebliche Free Float auf 100 Prozent. Da Vonovia zudem ein dreimal so hohes Gewicht beansprucht, wie Indexabsteiger Lanxess freigibt, verlieren die anderen DAX-Mitglieder entsprechend an Einfluss.

IPO-Pipeline wird gefüllt

Zu den Gewinnern zählen zum Auftakt die Versorger, hier sehen wir aber nur eine technische Gegenbewegung. Hoffnung verbreiten auch Allianz, Siemens und Bayer. Beim Pharma- und Chemiekonzern liegen nun Details zum Börsengang der Kunststoff-Tochter Covestro auf dem Tisch. Wahrscheinlich bis zum 1. Oktober können die Papiere gezeichnet werden, die Leverkusener rechnen mit Bruttoeinnahmen von 2,5 Mrd. Euro. Ähnliche Nachrichten gibt es auch von der Deutschen Telekom, hier steht Scout24 vor dem IPO. Bis Monatsende können die Papiere des Internetportalanbieters gezeichnet werden, der erste Handelstag ist für den 1. Oktober vorgesehen.

Mit deutlichen Verlusten quittieren Anleger die Übernahmepläne von Dialog, den Konkurrenten Atmel für 4,6 Mrd. Dollar zu schlucken. Ein stolzes Angebot, das einem Aufschlag von 50 Prozent auf den Wochenschlusskurs der Atmel-Aktie entspricht. Aus Sicht von Dialog scheint der Deal aber vorteilhaft. Von dem Zukauf verspricht sich das TecDAX-Unternehmen jährliche Kosteneinsparungen von rund 150 Mio. Dollar.