VW-Skandal
„Wir haben Mist gebaut“ - und zwar richtig: Gewinnwarnung bei VW!
Der Schock über den VW-Skandal sitzt tief. Noch sind die Folgen für Deutschlands größten Autobauer nicht abzusehen. Klar ist nur: Es wird teuer, in vielerlei Hinsicht. Und zu allem Übel ermittelt nun auch die US-Justiz.
+++ Update: Gewinnwarnung bei VW, Aktie stürzt ab +++
Der Manipulationsskandal zwingt Volkswagen zu einer Gewinnwarnung. Im dritten Quartal würden rund 6,5 Milliarden Euro "ergebniswirksam zurückgestellt", teilte VW am Dienstag in Wolfsburg mit. "Die Ergebnisziele des Konzerns für das Jahr 2015 werden dementsprechend angepasst." Die VW-Aktie rauscht seither ins Bodenlose.
+++ Rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen +++
Unterdessen könnten weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge vom Diesel-Skandal betroffen sein. Das hätten interne Prüfungen ergeben, teilte VW mit. Bei den betreffenden Modellen gebe es "auffällige Abweichungen" zwischen den Messwerten bei Tests und im regulären Fahrbetrieb.
US-Justiz ermittelt gegen VW
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Der Skandal um manipulierte Abgasuntersuchungen bei VW-Dieselwagen zieht immer weitere Kreise. Jetzt drohen Volkswagen sogar strafrechtliche Konsequenzen. Das US-Justizministerium ermittle, ob dem Konzern kriminelle Machenschaften vorzuwerfen seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf zwei mit der Untersuchung vertraute Personen.
Schon jetzt mutiert die Abgas-Manipulation für VW zum Supergau. Strafzahlungen in Höhe von bis zu 18 Milliarden US-Dollar, Rückrufkosten sowie Regressansprüche von enttäuschten Kunden und Aktionären, 14 Milliarden Euro Börsenwert, der sich an nur einem Tag in Luft aufgelöst hat und nicht zuletzt der immense Imageverlust, der sich nur schwer in Zahlen ausdrücken lässt – die finanziellen Folgen des Skandals erschüttern die Wolfsburger bis ins Mark.
Amerika-Chef von VW entschuldigt sich
Die Schuld dafür tragen sie selbst. Sie waren es, die mutwillig mithilfe einer Software die Abgasmessungen für Diesel-Fahrzeuge manipulierten. Der Amerika-Chef von VW, Michael Horn, bezeichnete das nun als großen Mist. „Wir waren unehrlich“, sagte Horn am Montag bei der Präsentation eines neuen Passat-Modells in New York. „Wir waren unehrlich zur Umweltbehörde EPA, wir waren unehrlich zu den Behörden in Kalifornien und, am schlimmsten von allem, wir waren unehrlich zu unseren Kunden. Um es auf gut Deutsch zu sagen: Wir haben Mist gebaut.“
Mist, der VW an der Börse teuer zu stehen kommt. Der Abgas-Skandal hat das Vertrauen der Anleger schwer erschüttert. An der Frankfurter Börse verlor das Papier von Volkswagen zeitweise mehr als ein Fünftel an Wert und zog auch die Titel anderer Autohersteller mit in die Tiefe. Am Handelsende stand noch ein Minus von 18,60 Prozent für die VW-Aktie zu Buche. Das bedeutete einen Börsenwert-Verlust von etwa 14 Milliarden Euro für den Konzern. Am Dienstagmorgen setzte sich die Talfahrt der VW-Aktie fort. Kurz nach Handelsbeginn lag das Papier erneut rund drei Prozent im Minus.
Am Wochenende hatte Volkswagen eingeräumt, dass Abgaswerte von Diesel-Autos in den USA für Fahrzeugtests manipuliert worden waren. VW-Chef Martin Winterkorn hatte eine externe Untersuchung und eine rasche Aufklärung zugesagt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sagte der „Bild“-Zeitung: „VW muss jetzt als erstes das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen, das heißt: vollumfängliche Aufklärung und Transparenz verbunden mit einem Signal, wie man möglichen Schaden beheben will.“
"Es wird personelle Konsequenzen geben"
Ein mögliches Signal? Personelle Konsequenzen. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer forderte bereits lautstark den Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn. Dieser sei an der Konzernspitze „nicht mehr tragbar“, sagte Dudenhöffer der „Frankfurter Rundschau“. Entweder Winterkorn habe von den Manipulationen gewusst oder aber er sei ahnungslos und habe seinen Geschäftsbereich nicht im Griff. In beiden Fällen müsste er die Konsequenzen tragen (siehe: VW-Crash schockt die Märkte - Experten fordern Rücktritt Winterkorns)
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte indes vor zu schnellen Vorverurteilungen. „Wir gucken uns in den nächsten Tagen an, was passiert ist, wer die Verantwortung trägt“, sagte er am Montag auf der IAA in Frankfurt. Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies kündigte dagegen personelle Konsequenzen an. Wenn klar sei, welche Personen verantwortlich seien, könne man auch die entsprechenden Konsequenzen ziehen. „Und ich bin mir sicher, daraus wird es dann am Ende auch personelle Konsequenzen geben“, so Lies laut „Spiegel Online“. Einen Rücktritt von Vorstandschef Martin Winterkorn forderte er nicht.
Mit dpa-AFX