Dexit oder Grexit
Der Stärkste soll gehen? Völlig absurd - Darum muss Deutschland im Euro bleiben!
Wie wäre es, wenn nicht der Schwächste aus der Euro-Zone fliegen würde, sondern der Stärkste? Dexit statt Grexit sozusagen. Völlig absurd, meint Michael Heise. Einen Dexit oder D'Austritt hält er für "kurzsichtig, impraktikabel und ökonomisch fragwürdig".
Inmitten der hitzigen Debatte um einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, tauchte plötzlich die Idee auf, nicht Griechenland sollte die Währungsunion verlassen, sondern Deutschland (Siehe: Ex-IWF-Direktor fordert: Kein Grexit! - Deutschland sollte aus dem Euro raus!).
Michael Heise, Chefökonom der Allianz, hält solche Gedankenspielchen für völlig absurd. Man könne doch nicht jedes Mal die Währungsunion umbauen, nur weil ein Mitglied plötzlich mehr oder weniger wettbewerbsfähig sei. Das mag zwar eine interessante intellektuelle Übung sein, schreibt Heise in einem Gastbeitrag für das „Project Syndicate“, mehr aber auch nicht.
Die Idee, Deutschland aus dem Euro zu werfen, sei „kurzsichtig, impraktikabel und ökonomisch fragwürdig“. Also ein klares Nein an sämtliche Dexit-Phantasien. Ein Austritt Deutschlands aus dem Euro würde nach Ansicht von Heise zu einem Chaos an den Finanzmärkten führen. Darüber hinaus setzten Dexit-Befürworter falsche Hoffnungen in schwache Währungen, findet der Allianz-Ökonom.
Abwertung gleich mehr Wettbewerb? Falsch
Das Argument, wonach ein Austritt Deutschlands zu einer Abwertung der Währung in den verbliebenen Euro-Ländern führen und so die Wirtschaft ankurbeln würde, hält er für irreführend. Zumal uns die europäische Vergangenheit genau das Gegenteil gelehrt habe, schreibt Heise mit Blick auf die 80er, als Länder wie Italien, Spanien und Portugal ihre Währungen abgewertet hatten, statt Wachstum aber Inflation ernteten. „Es waren genau diese schmerzhaften Konsequenzen aus ihren abgewerteten Währungen, die diese Länder überhaupt in eine Währungsunion mit Deutschland gelockt haben“, schreibt Heise. Ihm zufolge führe eine Abwertung nur kurzfristig zu einem Exportboom. Langfristig aber resultiere sie in einer „Lohn-Preis-Spirale“, da verteuerte Importprodukte höhere Löhne verlangten. Die vermeintliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit werde somit wieder relativiert.
Überhaupt greife es zu kurz, die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes allein anhand des Wechselkurses zu messen. Auch andere Faktoren wie Produktivität, Bildung, Forschung und Entwicklung seien entscheidend, so Heise. Und siehe da: „In diesen Bereichen spielt Deutschland alles andere als in einer eigenen Liga.“
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Aus diesem Grund plädiert der Allianz-Chefökonom dafür, die Dexit-Szenarien am besten wieder ins Reich der Phantasie zu verbannen. Denn: „Die Euro-Zone mag nicht perfekt sein, aber sie ist gut genug um Bestand zu haben.“