Dialog Semiconductor – im Windkanal von VW und aus dem Schatten von Apple
Der Wochenauftakt war schon ein besonderer, denn in jedem Index gab es einen großen Verlierer: Elringklinger im MDAX, VW im DAX und Dialog im TecDAX mit Verlusten von zeitweise mehr als 20 Prozent. Besonders Dialog steht nun im Fokus, denn bisher zählte die Aktie zu den besten Werten. Droht nun ein langfristiger Trendwechsel? Dies war neben dem Auto-Spezial im Dienstagswebinar mit Franz-Georg ein Thema, denn Dialog rast sozusagen im Windkanal, oder sollte man sagen im Windschatten, von VW nach unten. Nach Meinung von Dialog-Chef Jalal Bagherli ist die Übernahme des Konkurrenten Atmelt ein guter Deal. Die Börse denkt anders, am Montag rauchte der Kurs um 19 Prozent ab. Denn für Atmelt greift Dialog tief in die Tasche: 4,6 Mrd. Dollar bedeuten einen Kursaufschlag von 43 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. Die Finanzierung wird durch Barmittel, neue Schulden von 2,1 Mrd. Dollar und über die Ausgabe von 49 Mio. Aktien von Dialog gestemmt. Zur Einordnung: Derzeit bringt die TecDAX-Gesellschaft nur 2,6 Mrd. Euro auf die Börsenwaage.
Abhängigkeit von Apple sinkt
Langfristig erscheint die Übernahme durchaus sinnvoll, auch wenn Atmelt derzeit noch eine recht schwache geschäftliche Erfolgsbilanz vorweisen kann. Die Synergien sollten aber nicht unterschätzt werden, innerhalb von zwei Jahren wird mit jährlichen Kosteneinsparungen von 150 Mio. Dollar gerechnet. Mindestens ebenso wichtig ist, dass Dialog seine Abhängigkeit von Apple endlich reduziert.
Bisher steht der Großkunde geschätzt für rund 80 Prozent der Umsätze, künftig werden es nur noch 35 bis 40 Prozent sein. Allerdings brauchen Aktionäre wohl einen langen Atem, bis der Deal sich wirklich auszahlt. Zudem erscheint der Zeitpunkt nicht gerade gut gewählt, in Asien schwächt sich die Wirtschaft ab und könnte auch auf andere Industrieländer übergreifen.
Ausverkauf am Montag
Unter dem Strich fällt daher auch das Urteil der Analysten sehr gemischt aus. Erst in einigen Monaten wird sich zeigen, ob der Kauf richtig war oder nicht. Anleger die auch noch auf den Chart schauen, müssen derzeit ebenfalls wachsam sein. Kursverluste von rund 18 Prozent an einem Tag gab es zuletzt im September 2008, als der gesamte Aktienmarkt abstürzte. Immerhin erholten sich die Papiere im späten Geschäft von den frühen Verlusten, die horizontale Nachfragezone um 34 bis 36 Euro wurde wie zuletzt im August erneut bestätigt.
Auch das hohe Handelsvolumen von rund 172 Mio. Euro auf Xetra – der 3-Monats-Durchschnitt liegt nur bei 35 Mio. Euro – lässt vermuten, dass viele Investoren ausgestiegen sind, die den Deal negativ beurteilen. Damit dürfte der Abgabedruck nun langsam nachlassen. Kräftig überverkauft ist der Wert trotz des gestrigen Absturzes allerdings noch nicht. In den vergangenen vier Jahren entfernten sich die Papiere um bis zu 37 Prozent von ihrer 200-Tage-Linie nach unten, aktuell sind es “nur” 17 Prozent.
Fazit
Solange die Aktie nicht das Montags-Tagestief bei 33,50 Euro unterbietet- hier geht es zum Chart - ist eine Seitwärtsbewegung das kurz- bis mittelfristig wahrscheinlichste Szenario. Sollte ein neues Tief ausgebildet werden, drohen hingegen Abgaben bis mindestens 30 Euro. Andernfalls ist vorerst mit einer volatilen Bewegung zwischen 33,50 Euro bis 46,50 Euro zu rechnen.
Ob der seit Frühjahr 2013 bei derzeit 37 Euro verlaufende Aufwärtstrend noch halten wird, ist daher sehr fraglich. Erst wenn wieder Kurse von mehr als 47 Euro aufgerufen werden (und damit auch eine Doppel-Boden-Formation abgeschlossen wird), richtet sich der Blick wieder aufwärts. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Investoren werden sich vorerst mit größeren Neuengagements wahrscheinlich zurückhalten und abwarten, wie die Integration gelingt. Auch dies spricht eher für eine Konsolidierung auf hohem Niveau.
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Perfekt geeignet erscheint momentan ein Discount-Papier, mit dem Anleger sowohl vom Kurssturz als auch der kräftig erhöhten Volatilität profitieren. Passend zu der charttechnischen Unterstützung bei 35 Euro bietet sich die XM11MF an. Die obere Begrenzung liegt an der Nachfragezone, Anleger steigen mit einem Discount von 14,8 Prozent ein. Bei einer Laufzeit bis Mitte März 2016 lockt der Schein mit einer Rendite von 11,7 Prozent oder 23 Prozent p.a.
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