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     752  0 Kommentare Verfall der Rohstoffpreise schreckt Anleger auf

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Seit Monaten kennen wichtige Rohstoffpreise nur eine Richtung: nach unten. Bei vielen Anlegern verstärkt das die Sorgen um die globale Wirtschaft. Sie sehen den rasanten Preisverfall als Folge mangelnder Nachfrage wichtiger Schwellenländer, allen voran Chinas. Doch auch führende Rohstoffkonzerne haben ihren Teil zum Preiseinbruch beigetragen. In den vergangenen Jahren investierten die Manager in der Hoffnung auf einen andauernden Booms kräftig in neue Kapazitäten. Die drängen nun auf einen Markt mit zu geringer Nachfrage.

    Aktionäre bekommen die Folgen deutlich zu spüren. Ein Blick auf die Papiere des Rohstoffproduzenten und -händlers Glencore offenbart das Ausmaß der Verunsicherung. Erst Anfang September hatte der Konzern eine Kapitalerhöhung angekündigt und die Dividende gestrichen, um die zu einer größeren Bedrohung gewordenen Schulden zu senken. Am Montag war der Kurs um rund 30 Prozent eingebrochen: Analysten der britisch-südafrikanischen Bank Investec hatten kritisch gefragt, wie viel Wert den Aktionären bleiben werde, falls die Rohstoffpreise im Keller verharrten.

    Kupfer etwa hat sich seit Anfang Mai um mehr als 20 Prozent verbilligt, der Ölpreis ist sogar um rund 30 Prozent gefallen. Die Risikoscheu der Marktteilnehmer spiegele sich derzeit nicht nur in fallenden Aktienmärkten wider, sondern drücke auch auf die Preise zyklischer Rohstoffe wie Energieträger und Industriemetalle, schrieb Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank in einer Studie. Solange negative Nachrichten aus der Branche oder seitens chinesischer Konjunkturdaten nicht abrissen, dürften die Metallpreise unter Druck bleiben.

    Die Furcht vor einer harten Landung der Wirtschaft Chinas und die Auswirkungen auf die globale Konjunktur treibt die Anleger seit Monaten um. In den vergangenen Jahren hatte die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes für einen schier unstillbaren Hunger nach Rohöl und Industriemetallen gesorgt, was die Preise in Rekordhöhen steigen ließ. "China ist eben für viele Rohstoffe einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Nachfrager weltweit", sagte Rohstoffexpertin Dora Borbely von der Dekabank.

    Allerdings stieß Chinas Wachstumsmodell als "Werkbank der Welt" zuletzt zunehmend an seine Grenzen. Die Führung in Peking reagiert mit einem umfassenden Umbau der chinesischen Wirtschaft und nimmt hierfür auch ein schwächeres Wachstum im Kauf. "China ist dabei eine neue Seite seiner Geschichte zu schreiben, und das hat man noch nicht überall verstanden", sagte Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF).

    Besonders deutlich werden die zu hohen Produktionskapazitäten beim Rohöl. "Auf dem Weltmarkt gibt es derzeit ein Überangebot von zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag", hieß es in einer Einschätzung der Unicredit-Bank.

    Die Ölschwemme resultiert allerdings nicht allein aus einer geringeren Nachfrage wegen der Konjunkturflaute in wichtigen Abnehmerländern wie China. Ein wesentlicher Grund ist auch die massenhafte Förderung von Öl und Gas aus unkonventionellen Quellen in den USA mittels der Fracking-Technologie. Andere große Ölproduzenten wie Saudi-Arabien reagierten darauf nicht etwa mit einer Drosselung ihrer Produktion, sondern förderten offenbar sogar mehr, um Marktanteile zu verteidigen. Mit dem Iran drängt infolge des Atomabkommens mit den USA zudem in absehbarer Zeit ein weiterer Ölproduzent auf den Markt.

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    Fallende Rohstoffpreise müssen aber nicht zwangsläufig Konjunktursorgen aufkommen lassen. So profitieren beispielsweise viele Verbraucher von günstigen Preisen etwa für Energie. Die Industrie kann niedrigere Preise an die Kunden weiterreichen, um die Nachfrage anzukurbeln. Nicht umsonst hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann das billige Erdöl "als eine Art Konjunkturprogramm" für die deutsche Wirtschaft bezeichnet./jkr/mis

    --- Von Jürgen Krämer und Michael Schilling, dpa-AFX ---




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